Corona Warn App auf einem Smartphone
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Covid-19 Das sind die größten Probleme mit der Corona-Warn-App

05. November 2020, 16:37 Uhr

Eigentlich sollte sie eine wichtige Waffe im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie werden: die Corona-Warn-App. Doch auch Monate nach der Einführung steht sie in der Kritik. MDR Wissen stellt die Probleme vor - und mögliche Lösungen.

Die App funktioniert nur auf neueren Smartphones, ein größerer Teil der Menschen in Deutschland besitzt aber keins oder nur ein älteres Modell

Auf dieses Problem wurde bereits vor Erscheinen der App hingewiesen. Laut der Onlinestatistik-Plattform Statista beträgt der Anteil der Menschen ohne Smartphone in der Altersgruppe der über 70-Jährigen über 40 Prozent. Gerade diese gehören aber zu den Hochrisikogruppen für Covid-19. Für sie gibt es bald eine Alternative.

Ein sächsisches Firmenkonsortium hat mit Förderung des Freistaats einen "Corona-Warn-Buzzer" entwickelt, der im Prinzip als App ohne Smartphone funktioniert. Das kleine Gerät, das an jedes Schlüsselbund passt, soll Kontakte in Gebäuden oder unter freiem Himmel aufzeichnen, ohne den Ort der Kontakte festzustellen oder gar die Kontakte zu personalisieren. In der mittelsächsischen Stadt Augustusburg soll der Buzzer noch in diesem Jahr unter realen Bedingungen getestet werden - voraussichtlich ab dem 7. Dezember, wie die Stadtverwaltung Augustusburg mitteilte. 2.500 Geräte werden dann verteilt. "Schulen, Kitas, Seniorenhäuser werden diese zur Verfügung gestellt bekommen", heißt es auf der Webseite der Stadt - und darüber hinaus jeder, der sich interessiert. 

Zu viel Datenschutz macht die App quasi unbrauchbar

Darüber machten sich vor kurzem sogar die Kollegen von "Extra 3" lustig: der angeblich übertriebene Datenschutz in Deutschland, der auch bei der Corona-Warn-App Anwendung fand. Tatsächlich ist es ein Problem, dass sich die Nutzer zwar selbst vor Risikobegegnungen warnen lassen können, sie aber einen positiven Corona-Test nicht anzeigen müssen. Eine Frage ist auch, warum die App ihre Daten nicht automatisch an die Gesundheitsämter weiterleitet. Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, sprach sich darum auch schon für weniger Datenschutz aus. Andererseits wird auch vermutet, dass der relative Erfolg der deutschen Corona-App mit aktuell mehr als 20 Millionen Downloads (im Vergleich etwa zu Frankreich mit nur zwei Millionen Downloads der dortigen App, die zentral speichert) auch im hohen Datenschutz hierzulande begründet ist.

Die Corona-Warn-App funktioniert nur in Deutschland

Bis vor kurzem gab es noch keinen europäischen Standard für den Austausch der Kontakt-IDs. "In Sachen Corona-Warn-App kocht gerade jedes Land sein eigenes Süppchen", sagte der Experte Peter Welchering in einem Interview mit dem "Deutschlandfunk". Mitte Oktober ist aber ein Update erschienen, mit dem die App auch in Irland und Italien funktioniert. Weitere Staaten wie Dänemark, Lettland und Spanien, die Niederlande, Österreich, Polen und Tschechien sind schon gefolgt oder werden es demnächst machen. Bis zum Jahresende sollen insgesamt 16 nationale Apps miteinander verbunden sein. Frankreich etwa wird jedoch wegen des erwähnten zentralen Speicherkonzepts nicht dabei sein.

Die App leert den Akku schnell oder braucht zu viel Speicherplatz

Bei einem Test von MDR Jump war der Akku eines günstigen Android-Smartphone auch nach zwei Tagen nicht leerer als sonst. Auch bestätigten die Entwickler von SAP und Telekom MDR Jump, dass eine besonders stromsparende Bluetooth-Technologie genutzt würde. Laut den offiziellen Corona-Warn-App-FAQ beträgt die Speichergröße zudem nur 20 MB, so viel Platz sollten moderne Smartphones bei normaler Nutzung noch besitzen. Auf Apple-Smartphones kam es vereinzelt zu Fehlermeldungen, dass zu wenig Speicherplatz bereitstünde - dies lag dann aber am iOS-Betriebssystem und nicht an der App.

Die App verwirrt mit unklaren Risiko-Meldungen

Einige Nutzer haben die Mitteilung "Eine Risiko-Begegnung" erhalten - ohne Warnung dazu. Laut Robert Koch-Institut besteht in diesem Fall kein Risiko. Der Hinweis bedeutet lediglich: Man ist in den vergangenen zwei Wochen einer Person begegnet, die mittlerweile positiv getestet wurde. Eine weitere Fehlermeldung lautet, dass "'Corona-Warn' in dieser Region möglicherweise nicht unterstützt" wird. Auch dieser Fehler hat seine Ursache im Apple-Betriebssystem, die Meldung ist für die User irrelevant. Außerdem zeigt die App manchmal Risikobegegnungen an, aber weiterhin ein geringes Risiko. Das könnte an sehr kurzen Kontakten liegen, die die App als nicht riskant einstuft.

cdi

3 Kommentare

kleinerfrontkaempfer am 16.11.2020

Wenn die Nachverfolgung von Kontaktpersonen inzwischen seit 11/2020 nur noch zu ca. 25% praktisch durchführbar ist, so ist ein Großteil von Infizierten Tag für Tag "unerkannt" und unwissentlich unterwegs. Die APP mag mal gut gedacht sein. Sie ist ein schickes, buntes und cooles Spielzeug. Die Praxis, der Alltag sieht anders aus.

Mediator am 05.11.2020

Entschuldigung, aber ihre Argumente stechen nicht!

1. Die App ist zu teuer: Zu teuer im Vergleich zu was? Wie teuer sind wohl die Kosten eines Lockdowns, den man mit Hilfe der App und vernunftbegabten Bürgern, die diese nutzen, vermeiden könnte?

2. Wo ist die App bitte miserabel programmiert? Ein wenig konkreter könnten sie schon werden!

3. Fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung: Das liegt doch wohl eher an der Bevölkerung. Wer ständig WhatsApp, Youtube und Facebook mit seinem Handy betreibt, der sollte auch für die Corona Warn-App noch 20 MB Speicher und etwas Saft übrig haben. Für dumme Deutsche kann die App nichts!

4. Positive Tests: Wer positiv getestet wurde, der ist infektiös und kann auch andere anstecken, selbst wenn er noch einen Marathon laufen kann.

5. Die Kette von Tests bezieht sich auf RISIKOBEGEGNUNGEN. Genau diese Tests veranlasst auch das Gesundheitsamt, wenn es die Menschen überhaupt ausfindig machen kann.

MDR-Team am 05.11.2020

@Akel, woran genau machen Sie fest, dass die App ihren Nutzen nicht erzielt hat und die Programmierung miserabel ist? Dass nur jeder Zweite sein positives Testergebnis in der App meldet, ist laut Gesundheitsminister Spahn ein Fakt. Doch die Gründe dafür sind nicht bekannt und eine Bewertung dadurch kaum möglich. Natürlich wäre es wünschenswert, dass mehr Infizierte ihre Kontakte informieren, denn auch ohne Symptome kann man ansteckend sein. Aber letztlich basiert die komplette App auf einer freiwilligen Nutzung und jeder kann selbst darüber entscheiden. Auch das ist nichts Schlechtes.