Schild an Umwelt-Radweg wirbt für Kohlenstoffdioxid-Neutralität
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Faktencheck Corona: Warum der Rückgang der CO2-Emissionen noch nicht in der Atmosphäre angekommen ist

29. Mai 2020, 10:45 Uhr

Gibt es keinen menschgemachten Klimawandel? AfD-Chef Jörg Meuthen behauptet das, weil die CO2-Verringerung infolge der Corona-Krise keine Wirkung in der Atmosphäre zeigen würde. MDR Wissen hat Meuthens Aussagen einem Fakten-Check unterzogen. Fazit: Aus den teilweise richtigen Fakten werden die falschen Schlussfolgerungen gezogen.

Meuthen schreibt dazu in einem Post bei Facebook: "Das Klima unseres Planeten wandelt sich seit Jahrmillionen, aber jetzt auf einmal sollen wir Menschen dafür verantwortlich sein aufgrund der CO2-Emissionen, die durch unsere Art zu leben entstehen." Als Beleg für den stetigen Klimawandel zieht der AfD-Chef u.a. den MDR-Wissen-Artikel "Mitteldeutschland schon 100.000 Jahre eher von Eis bedeckt" heran.

Dies setzt der Politiker in Bezug zu den CO2-Emissionen, die im Zuge des Corona-Lockdowns weltweit stark zurückgingen, sowie mit aktuellen Messungen in der Atmosphäre, bei denen noch keine Verringerung der CO2-Konzentration festgestellt werden konnte. Letztlich kommt Meuthen zu dem Schluss, dass die "CO2-Jünger" genauso wenig wie normale Bürger darüber wüssten, warum sich das Klima auf der Erde wandelt.

Beweisführung wissenschaftlich nicht stichhaltig

MDR Wissen hat daraufhin das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) um eine Einschätzung der Aussagen Meuthens gebeten. Der Tenor des Fakten-Checks: Die Beweisführung des AfD-Chefs ist wissenschaftlich nicht stichhaltig.

Das Argument, dass sich das Klima schon immer gewandelt habe, sei völlig korrekt, erklärt Georg Feulner, der stellvertretende Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am PIK. Jedoch verschweige Meuthen, dass die Klimaforscher die natürlichen Ursachen für vergangene Klimaänderungen gut verstehen. Es sei wissenschaftlich bestens belegt, dass die aktuelle globale Erwärmung vornehmlich durch Kohlendioxid-Emissionen bewirkt wird, die vom Menschen verursacht sind.

Aus dem Auftreten von natürlichen Klimaänderungen in der Vergangenheit folgt natürlich nicht, dass die derzeitige Erwärmung nicht vom Menschen verursacht sein kann, genauso wenig wie aus dem Auftreten natürlicher, von Blitzschlägen ausgelöster Feuer folgt, dass es keine Brandstiftung durch den Menschen geben kann.

Dr. Georg Feulner, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Dr. Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Dr. Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Bildrechte: PIK

Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht in der Atmosphäre messbar

Auch der Rückgang der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen durch die Corona-Krise sei richtig, wobei Feulner darauf hinweist, dass auch für ihn als Klimaforscher dieser Rückgang nicht nur erfreulich ist, da er mit menschlichem Leid verbunden sei. Noch ist dabei unklar, wie es mit den Verringerungen weitergeht, die Internationale Energieagentur (IEA) geht in ersten Schätzungen beispielsweise von global acht Prozent niedrigeren Emissionen für 2020 aus.

Allerdings ist es laut Georg Feulner für Experten nicht überraschend, dass sich diese Reduktion noch nicht in präzisen Messungen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre niedergeschlagen hat. "Etwa die Hälfte der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen werden von natürlichen Senken aufgenommen, vor allem von den Ozeanen und den Landpflanzen", erklärt der Experte.

In der Atmosphäre seien derzeit rund 830 Mrd. Tonnen CO2 Tonnen enthalten, wie Prof. Andreas Huth vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in einem MDR-Wissen-Dossier zum Thema CO2 erklärte. Dazu kämen weiter 40.000 Mrd. Tonnen gebunden im Meer sowie 600 Mrd. Tonnen, die in der Vegetation als Kohlenstoff gespeichert sind. Außerdem befänden sich größere Mengen im Boden, wobei es hierzu nur Schätzungen gibt. Diese verschiedenen CO2-Pools können sich gegenseitig austauschen. Allein, wenn man die bekannten Zahlen zusammenrechnet (41.400 Gigatonnen) zeigt sich also, dass die Einsparung von 1 Milliarde Tonnen (also einer Gigatonne) weniger als ein Vierzigtausendstel ausmacht, ein Wert von 0,000024.

Nach einem Jahr werden wir Ergebnisse sehen

"Der Rückgang der Emissionen muss groß genug sein, um sich von der natürlichen CO2-Variabilität abzuheben, die durch die Reaktion von Pflanzen und Böden auf saisonale und jährliche Schwankungen von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bodenfeuchtigkeit usw. verursacht wird", schreiben die Forscher des Global Monitoring Laboratory, das zur NOAA gehört, der Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten. Aus diesem Grund ist es auch unmöglich, die Auswirkungen der Corona-Krise schon nach wenigen Monaten zu messen. Im Rückblick auf 2020 wird die Abnahme aber deutlich sichtbar werden, ist sich PIK-Forscher Feulner sicher.

Insgesamt sind die Ausführungen von Herrn Meuthen, bei denen im übrigen der unsachliche Tonfall ('Kokolores', 'Klimareligion', 'Scharlatane') unangenehm auffällt, wissenschaftlich nicht stichhaltig und widerlegen nicht, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird.

Dr. Georg Feulner

cdi

5 Kommentare

ralf meier am 28.05.2020

@Peter W. Schauen Sie mal hier:
Focus 20.02..2018 Artikel 'Trotz Klima-Erwärmung: Forscher sagen Mini-Eiszeit wie im Mittelalter voraus.

Zitat: 'Eine neue Studie von US-Forschern zeigt, dass die Sonnenstrahlung wegen eines "großen Minimums" in den nächsten Jahrzehnten um bis zu sieben Prozent abnehmen könnte'.

Übrigens gehöre ich nicht zu denjenigen, die sich beim derzeitigen Datenstand ein abschließendes Urteil zum menschengemachten Anteil der Erderwärmung machen. Alle bisherigen Aussagen basieren auf Modellrechnungen, die natürlich nur innerhalb der zugrunde liegenden Annahmen dieser Modelle gültig sind. Diese Modelle sind noch lange nicht komplex genug, um zuverlässige Aussagen über die weitere Entwicklung machen zu können.

Zu meinem Kommentar, sah ich mich veranlasst, weil mich die schlichte 'Argumentation' ärgerte , die ich dann durchaus ironisch mit meinem Dreisatz ad adsurdum führte.


mfg : ralf meier

Peter W. am 28.05.2020

Wie kann den die "Sonne etwas mehr scheinen"? Sie hat zwar kurzfristige Schwankungen der Strahlungsleistung, ist aber mittel- und langfristig extrem stabil. Das ist auch ein Grund für die Lebensvielfalt auf der Erde. Und auch kleine Anteile an der Gesamtmenge CO2 können ausschlaggebend sein
und Folgeeffekte verstärken (z.B. Auftauend der Permafrostböden und Pole).
Außerdem ist Ihre Einberechnung der CO2-Mengen aus Meeren, Böden und Vegetation ein Fehler, da diese in ihrer Form so aktuell nicht klimatisch wirken. Das kann sich aber ändern, wenn sie durch Erwärmung in die Atmosphäre freigesetzt werden.

Stellen Sie sich den jetzigen (noch) lebensfreundlichen Zustand als eine aufgebaute Dominoschlange vor, an deren ersten Stein der Mensch gerade wackelt.

ralf meier am 27.05.2020

Derzeit sind also 830 Milliarden Gigatonnen in der Atmosphere. Bei zusätzlich über 40.000 Gigatonnen gebundenem CO2 auf auf der Erde können das auch ohne menschliches Zutun schnell ein paar Gigatonnen mehr werden. Dazu braucht die Sonne nur etwas mehr zu scheinen.

1 Gigatonne Einsparung bei 8 % weniger menschengemachten Co2 Emissionen entspricht etwa 12,5 Gigatonnen bei 100% . Folgt man den Zahlen und dem Erklärniveau dieses Faktenfinders, wäre das völlig unmaßgeblich und man müßte Herrn Meuthen Recht geben.

Trotzdem behaupten einige Wissenschaftler eine menschengemachte Erderwärmung. Dazu konnte man noch 2010 In der DreiSat Doku 'Der Klimawandel - die neue Religion'erfahre. 'Doch dann kam raus, dass die Jünger vom Climate Research Unit, dem wohl bedeutendsten Klimainstitut der Welt, dafür Daten manipulierten, abweichende Daten unterdrückten, Kollegen, die widersprachen, mobbten, als Häretiker brandmarkten.