Covid-19 Ungeimpfte sind bei schweren Verläufen deutlich in der Mehrheit

07. Februar 2022, 15:21 Uhr

Gänzlich Ungeimpfte machen nur noch etwa ein Viertel der deutschen Bevölkerung aus. In Krankenhäusern, auf Intensivstationen und bei den Todeszahlen führen sie aber die Covid-19-Statistiken deutlich an.
Das ist nur eine Erkenntnis aus den wöchentlich erscheinenden Zahlen zu Impfdurchbrüchen. Eine andere ist, dass es sehr ratsam ist, sich "boostern" zu lassen. Denn der Schutz der Grundimmunisierung nimmt mit der Zeit recht stark ab.

Das Diagramm zeigt für die zurückliegenden Wochen den Anteil von Ungeimpften, nur Grundimmunisierten und "Geboosterten" auf Deutschlands Intensivstationen. Außerdem ist im Diagramm zu lesen, welchen Anteil die entsprechende Gruppe an der Gesamtbevölkerung hat. Diese Zahl ist als Bezug wichtig. Denn ein Vergleich der beiden Prozentwerte innerhalb jeder Gruppe zeigt den Sinn von Impfungen. Die hier verwendeten Zahlen des Robert Koch-Instituts betreffen allerdings nur die Meldungen der Gesundheitsämter laut dem Infektionsschutzgesetz. Diese sind derzeit aber nur in einem Teil der Fälle in der Lage, detaillierte Angaben wie z.B. den Impfstatus und/oder die Symptomatik zu erfassen. Tagesaktuelle Zahlen liefert das Intensivregister. Hier fehlen allerdings die Daten zum Impfstatus. Diese werden wöchentlich an das RKI gemeldet.

Wäre die Impfung nutzlos, dann müsste sich der Anteil jeder Gruppe an der Gesamtbevölkerung auch gleichermaßen auf den Intensivstationen widerspiegeln.

Neben der weiten Schere bei den Prozentwerten der Ungeimpften fällt noch etwas auf: Inzwischen liegen anteilig nur etwas weniger Nur-Grundimmunisierte auf den Intensivstationen, als es sie in der Bevölkerung gibt. Der Schutz vor schweren Verläufen ist in dieser Gruppe also längst nicht so hoch wie bei den Menschen mit Auffrischimpfung. Letztere, die "Geboosterten", bilden nur einen Bruchteil der Intensivpatienten, aber schon mehr als 40 Prozent der Bevölkerung.

RKI-Wochenberichte als Grundlage

Früher hat das RKI bei seinen Statistiken zu Impfdurchbrüchen nur die "vollständig Geimpften" mit den "gänzlich Ungeimpften" verglichen. Das wurde nun geändert. Seit Anfang 2022 erscheinen in den RKI-Wochenberichten differenziertere Zahlen. Darin werden die "vollständig Geimpften" in zwei Gruppen unterteilt: Menschen, die "nur eine Grundimmunisierung" erhalten haben (also typischerweise zweimal geimpft sind) und Menschen, die eine "Auffrischimpfung" erhalten haben (also "geboostert" sind).

Aus diesem Grund ist die alte Version dieses Artikels mit seinen damaligen Diagrammen nicht mehr sinnvoll aktualisierbar. Wir haben stattdessen neue Grafiken aus den RKI-Zahlen erstellt, die wir hier wöchentlich aktualisieren, sofern die Zahlen weiterhin in den Wochenberichten erscheinen.

Im folgenden Diagramm können Sie sich durch alle Fallarten schalten, um auch zu sehen, wie die Verteilung bei Fällen mit Symptomen, Hospitalisierungs- und Todesfällen ist.

Welche Fälle werden gezählt?

Das RKI zählt nur Fälle, bei denen der Impfstatus klar ist, also übermittelt wurde. Es gibt also eine Dunkelziffer. Aber die dürfte nicht so groß sein, dass sie die Statistik stark verfälscht. Bei 86 Prozent aller symptomatischen Fälle sei der Impfstatus bislang (Februar 2021 bis Mitte Januar 2022) bekannt gewesen, schreibt das RKI im Wochenbericht vom 20. Januar 2022. Wie hoch diese Quote bei Hospitalisierungsfällen, Fällen auf Intensivstation und Todesfällen ist, wird nicht angegeben. Aber in allen Rubriken ist die absolute Zahl der Fälle mit klarem Impfstatus groß genug, dass man mindestens von einer Art guter Stichprobenmenge ausgehen kann, deren prozentuale Werte man wohl auch auf die Gesamtheit aller Fälle hochrechnen kann.

Und noch eine zweite Einschränkung: Es werden nur Fälle gezählt, bei denen der Impfstatus entweder "keine Impfung", "nur Grundimmunisierung" oder "Auffrischimpfung" lautet. Das heißt, Nur-einmal-Geimpfte (mit Impfstoff von Biontech, Moderna oder AstraZeneca), fließen ausdrücklich nicht in die Statistik ein.

Unterschiede zwischen Altersgruppen?

Während die obigen Torten- oder Donut-Diagramme immer nur eine Art von Fällen gleichzeitig darstellen, zeigt das folgende Diagramm alle Fallarten auf einen Blick. Der untere Balken dient dabei wieder zum Vergleich mit den Anteilen der Gruppen an der Gesamtbevölkerung. Diese Impfquoten-Daten beziehen sich immer auf die Mitte des angezeigten Vier-Wochen-Zeitraums (Impfdaten vom Montag der dritten Woche).

Über die gelbe Schaltfläche im Diagramm können Sie bestimmen, ob die Daten für alle Altersgruppen zusammen oder nur für eine bestimmte Altersgruppe angezeigt werden sollen. So kann man feststellen, ob es gravierende Altersgruppen-Unterschiede in der Verteilung gibt.

Verlaufskurve

Die Daten liegen erst seit Anfang Januar vor. Insofern sind zeitliche Verläufe Stand jetzt (21. Januar) noch relativ wenig aussagekräftig. Dennoch bieten wir eine Verlaufskurve schon jetzt an. Sie wird dann von Woche zu Woche mehr Datenpunkte enthalten, wobei jeder Datenpunkt für einen Vier-Wochen-Zeitraum steht. In diesem Diagramm sind letztlich alle Daten enthalten, die vom RKI zum Thema Impfdurchbrüche übermittelt werden. Über die Schaltflächen können Sie steuern, für welche Altersgruppe und welchen Impfstatus Sie den Verlauf sehen möchten. Ein Klick auf einen Datenpunkt bringt dann noch weitere Informationen zum Vorschein.

Lesehilfe zu diesem Diagramm: Die blaue Kurve zeigt den Anteil der ausgewählten Gruppe an der Gesamtbevölkerung. Die anderen vier Kurven müssten sich in unmittelbarer Nähe der blauen befinden, wenn Impfungen egal oder nutzlos wären.
Im Laufe der Wochen wird man z.B. sehen, ob der Impfschutz bei den Menschen mit Auffrischimpfung nachlässt. Davon wäre auszugehen, wenn sich die vier anderen Kurven der blauen im Laufe der Zeit annähern.

Die den Daten zugrundeliegenden RKI-Wochenberichte, die regelmäßig donnerstags abends erscheinen, finden Sie als PDF-Datei immer hier.

Und die nicht mehr aktualisierbare Version dieses Artikels mit den damaligen Diagrammen gibt es hier.

(rr)