Grafische Darstellung der Herzorgans in blau. Der Herzbeutel ist rot eingefärbt.
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Covid-19 Durchgemachtes Corona: Hohes Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen

01. März 2022, 15:15 Uhr

Nach einer überstandenen Corona-Infektion ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder Thrombosen erhöht – selbst nach mildem Krankheitsverlauf und geringen Vorrisiken.

Die Zahl der täglichen Neuansteckungen fällt sein ein paar Wochen wieder. Ein Ende der aktuellen Coronawelle scheint absehbar und Viele hoffen dabei zugleich auf ein Ende der akuten Pandemie. Deren Folgen allerdings werden das Gesundheitssystem noch eine Weile beschäftigen, das zeigt unter anderem eine neue Studie von Forschenden um Yan Xie aus den USA. Im Fachblatt "nature medicine" berichten die Wissenschaftler, dass Genesene gegenüber nie Infizierten ein deutlich erhöhtes Risiko haben, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, beispielsweise etwa Herzrhythmusstörungen, Thrombosen oder Durchblutungsstörungen lebenswichtiger Organe wie dem Gehirn oder dem Herz selbst.

Studiendesign berücksichtigt Corona Maßnahmen als mögliche Ursache

Basis dieser Erkenntnisse sind die Gesundheitsdaten von Veteranen der US-Armee, die das Forscherteam auswerten konnte. Dabei fanden sie 153.760 Personen, die eine Covid-19 durchgemacht hatten. Diese Gruppe verglichen sie mit zwei Kontrollgruppen von jeweils 5,5 Millionen Personen. Die Gesundheitsdaten der ersten Kontrollgruppe waren ebenfalls während der Pandemie erhoben worden, die Betroffenen allerdings nicht an Covid-19 erkrankt. Die Daten der zweiten Gruppe stammten noch aus der Zeit vor der Pandemie.

Durch diesen Zuschnitt ihrer Studie schlossen die Wissenschaftler aus, dass andere Faktoren außer einer Infektion selbst für die beobachteten Effekte verantwortlich waren, also etwa der Stress durch die Maßnahmen oder ähnliches. Beobachtet wurde das Risiko, innerhalb eines Jahres eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Für die Covid-19-Genesenen begann dieses Jahr ab dem 30. Tag nach einem positiven Testergebnis.

Nach Covid-19: Erhöhtes Risiko von Thrombosen und Herzrhythmusstörungen

Laut der Analyse erhöhte eine durchgemachte Covid-19 das Risiko von Schäden am Herz- und Kreislaufsystem deutlich. Pro 1000 Personen gab es in der Gruppe der Genesenen etwa 11 Fälle mehr von akutem Herzversagen, 20 Fälle mehr von Herzrhythmusstörungen und 10 Fälle mehr von Thrombosen.

Nur geringfügig erhöht waren Entzündungen wie Myokarditis (0,3 Fälle mehr pro 1000 Personen) oder Perikarditis (ein Fall mehr pro 1000 Personen). Trotzdem sei dieses Risiko hier höher als nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff, wo Myo- und Perikarditis seltene, aber mögliche Nebenwirkungen sind.

Sars-CoV-2 kann tiefe Gewebeschichten im Körper nachhaltig schädigen

Alle verschiedenen Herz-Kreislauferkrankungen zusammengenommen ergab sich für die Genesenen ein zusätzliches Risiko von 40 bis 50 Fällen pro 1000 Personen. Dieses Risiko sei unabhängig von Alter und Geschlecht, schreiben die Forscher. Auch Risikofaktoren wie Adipositas, Diabetes und Bluthochdruck seien nicht entscheidend. Zu Folgeerkrankungen komme es zwar häufiger, wenn die Covid-19 schwer verlief, Patienten also in Kliniken behandelt werden mussten. Aber sie traten auch bei Menschen mit milden Verläufen auf.

Der Grund dafür könnte darin liegen, dass Sars-CoV-2 eine ganze Reihe von Geweben im Körper befallen kann und dort das Botenstoffsystem des Immunsystems durcheinanderbringt, mit dem der Körper Entzündungen steuert. Dieser Mechanismus kann offenbar Schäden hinterlassen, die auch lange nach der abgeklungenen Infektion weiter Probleme machen können.

(ens)

14 Kommentare

MDR-Team am 03.03.2022

Wichtiger Unterschied, lieber @Der Pegauer, die COVID-19-Erkrankung bzw. Infektion mit dem SARS-CoV-2 ist keine Grippe und auch nicht damit vergleichbar. Liebe Grüße

MDR-Team am 03.03.2022

Hallo @Armin,
nur ganz kurz: Nein, die Impfungen haben nicht mehr geschadet als genützt. Man muss hier auch das Präventionsparadox einbeziehen.

Diese Studie wurde vom Institutional Review Board des VA St. Louis Health Care System (Protokollnummer 1606333)geprüft und genehmigt, das einen Verzicht auf die Einverständniserklärung erteilte. Die Analysen wurden mit SAS Enterprise Guide Version 8.2 (SAS Institute) durchgeführt und die Ergebnisse mit R Version 4.04 visualisiert. Diese Studie verwendete Daten aus der VA COVID-19 Shared Data Resource. Diese Forschung wurde vom US Department of Veterans Affairs (an ZA-A.) und zwei Fellowship Awards der American Society of Nephrology und KidneyCure (an YX und BB) finanziert. Die Inhalte geben nicht die Ansichten des US-Veteranenministeriums oder der US-Regierung wieder.

Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41591-022-01689-3

Liebe Grüße

Der Pegauer am 02.03.2022

Das ist ja nun wirklich nichts Neues, dass eine Grippe, egal ob sie nun COVID 19 oder Influenza heißt, eben genau diese Beschwerden und bzw. ein erhöhtes Risiko von Thrombosen und Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann. Oder gar veritabel hervorruft. Nicht umsonst hat mich 2015 mein Kardiologe gefragt, ob ich mal eine schwere Grippe durchgemacht hätte, nachdem man eben diese Herzrhytmusstörungen bei mir diagnostiziert hatte. Hatte nie etwas bemerkt, aber die EKG brachten es ans Licht.