Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Bildrechte: imago images / Westend61

Covid-19Gefährdet Corona die Zeugungsfähigkeit?

12. Januar 2021, 15:45 Uhr

Chinesische Mediziner untersuchten die Hoden verstorbener Covid-19-Patienten und verglichen sie mit denen nicht infizierter Verstorbener gleichen Alters. Ergebnis: Nach einer Corona-Erkrankung waren die Hoden beschädigt.

von Clemens Haug

Eine Reihe von Untersuchungen hat bereits gezeigt, dass das neuartige Sars-Corona-Virus-2 nicht nur die Atemwege und Lungen angreift, sondern zahlreiche andere Organe befällt, darunter auch das Gehirn. Jetzt kommen zwei neue Studien darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Corona auch die Fruchtbarkeit von Männern beeinträchtigen könnte. Covid-19 beschädigt offenbar die Funktion der Hoden und damit der Spermabildung.

Deutliche Hinweise: Corona greift die Hoden an

Reproduktionsmediziner der Huazhong Universität in Wuhan, China, haben fünf verstorbene Covid-19 Patienten obduziert und dabei die Testikel der Männer untersucht. Zwar waren die Verstorbenen bereits 51, 62, 70, 78 und 83 Jahre alt, es zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede zu gleich alten Vergleichspersonen, die die Wissenschaftler ebenfalls untersucht hatten.

Im Fachblatt "Cellular & Molecular Immunology" berichtet die Gruppe um Yuan Shuiqiao, dass alle fünf Verstorbenen degenerierte Keimzellen in den Hoden aufwiesen, die sich von den Hodenkanälchen gelöst hatten. Die Keimzellen in den altersgleichen Kontrollpatienten dagegen seien intakt geblieben. Tests mit Antikörpern zeigten, dass an einigen Stellen das Spikeprotein des Virus in den Hoden vorhanden war. Elektronenmikroskopische Aufnahmen hätten zudem Viruspartikel gezeigt, schreiben die Forscher. Auch Zellen in den Hoden zeigten den ACE-2 Rezeptor, über den Sars-CoV-2 in menschliche Zellen gelangen kann. Zusammengenommen seien das deutliche Hinweise darauf, dass Corona die Hoden angreifen und damit die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann, schlussfolgern die Forscher.

Reduzierte Spermienzahl möglicherweise auch Folge von Corona-Symptomen und Behandlung

Der britische Molekulargenetiker Petter Ellis von der Universität Kent kritisierte die Studie allerdings beim Kurznachrichtendienst twitter. Die vorgelegten Fakten belegen aus seiner Sicht noch nicht, dass das Virus die Schäden an den Hodenzellen verursacht hat. Es könne sich auch um unspezifische Effekte handeln, die durch Fieber, Sauerstoffmangel oder steroidhaltige Medikamente ausgelöst worden seien und auch bei anderen Infektionen auftreten könnten.

Für Covid-19 Erkrankte ist das leider kein Grund zur Entwarnung. Auch eine andere Forschergruppe aus China veröffentlichte bereits zuvor Daten, die eine stark verminderte Zahl von Spermien bei Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen zeigten.

Stark verminderte Spermienzahl bei Covid-19-Patienten

Im Journal "EClinicalMedicine" berichten Xiong Chengliang von der Untersuchung sechs verstorbener sowie 23 im Krankenhaus behandelter und auf dem Weg der Besserung befindlicher Patienten. Im Vergleich mit nicht infizierten Kontrollpatienten hatten neun Betroffene demnach eine stark verminderte Spermienzahl (Oligozoospermie). 14 Patienten zeigten einen deutlichen Anstieg von weißen Blutkörperchen im Sperma. Die Bildung der Spermien könnte durch eine verstärkte Immunantwort in den Hoden beeinträchtigt worden sein, es brauche aber weitere Untersuchungen, schreiben die Forscher.

Quellen

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen