3d-Illustration von Antikörper gegen das Coronavirus
Antikörper und ein Virus zwischen Blutkörperchen (Grafik). Bildrechte: IMAGO / Alexander Limbach

Astrazeneca Studie: Wie viel Antikörper eine Covid-19 verhindern

10. November 2021, 17:06 Uhr

Wissenschaftler der Uni Oxford haben Daten zum Immunkorrelat veröffentlicht. Die Forscher bestimmten die Menge der Antikörper, die Geimpfte haben müssen, um gegen eine Infektion geschützt zu sein.

Welche Menge an Antikörpern im Blut schützt nach der Corona-Impfung noch vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2? Überall auf der Welt suchen Forscher aktuell nach diesem sogenannten Immun-Korrelat, also dem Wert, der ablesbar macht, wann Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 sinnvoll wären. Bereits im Juli hatten Forscher aus dem Impfstoffteam der Universität Oxford erste Daten vorgelegt. Das Team steht hinter der Entwicklung des Astrazeneca-Impfstoffs. Jetzt ist die Studie begutachtet worden und im Fachblatt nature medicine erschienen. Damit gibt es erste Hinweise, trotzdem sind noch sehr viele Fragen offen.

Immunkorrelate bei Astrazeneca-Studie ähnlich wie bei moderna

Bei der vorgelegten Studie hatte das Wissenschaftlerteam bei insgesamt 1575 Teilnehmern der klinischen Zulassungsstudie Antikörperwerte 28 Tage nach der zweiten Impfung untersucht. 171 der Versuchspersonen infizierten sich innerhalb der anschließenden 90 Tage mit dem SARS-Coronavirus-2. Allerdings hatten nur 74 Teilnehmer auch Symptome. Aus den erhobenen Werten errechneten die Wissenschaftler, wie viele bindende Antikörper nach der Impfung vorhanden sein mussten, um danach gegen das Virus geschützt zu sein.

Demnach waren Menschen zu 80 Prozent geschützt, wenn sie 28 Tage nach der Impfung 264 bindende Antikörpereinheiten pro Milliliter Blut (BAU/ml) von den IgG-Antikörpern gegen das Corona-Spikeprotein hatten. Bei Antikörpern gegen die Rezeptorbindungsdomäne lag der Wert bei 506 BAU/ml. In einer anderen, bislang nur als preprint vorliegenden Studie hatten Forscher ähnliche Werte für den Impfstoff von moderna gemessen.

Werte können nicht in medizinische Praxis übersetzt werden

"Antikörpertiter sind in der Praxis relativ einfach und genau zu messen, insofern ist das eine wichtige Studie", kommentierte Bernd Salzberger die Ergebnisse. Salzberger ist Leiter der Infektiologie am Uniklinikum in Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Zwar spielen bei der Immunität gegen das Virus auch B- und T-Zellen eine große Rolle. Die sind aber schwerer zu messen.

Salzberger hält allerdings die statistische Zuverlässigkeit der vorgelegten Daten noch für zu gering, da die beobachtete Teilnehmermenge nicht groß genug gewesen sei. Daher könnten die Werte nicht herangezogen werden, um bei einzelnen Patienten zu beurteilen, wie gut sie gegen eine Ansteckung geschützt seien. "Mit diesen Einschränkungen können die Ergebnisse keinesfalls in die klinische Praxis übersetzt werden: Es ist nicht möglich, aus einem tagesaktuellen Titerwert auf den in der Studie benutzten Parameter zurückzuschließen", sagte Salzberger dem Sciencemediacenter. Eine Entscheidung über die Notwendigkeit einer weiteren Booster-Impfung muss also vorerst anders getroffen werden.

Viele Jahre Impfschutz möglich

Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der TU Dortmund, wiederum glaubt, dass die vorgelegten Daten einen wichtigen Baustein liefern, die richtigen Werte für Korrelate herauszufinden. Da die Tests standardisiert seien, seien die Daten gut mit den Ergebnissen anderer Studien vergleichbar. "Es wird allerdings noch mehrere solcher Studien benötigen, um wirklich einen Wert final festlegen zu können."

Watzl betonte, dass es nicht möglich sei, Korrelate für einen Schutz gegen eine asymptomatische Infektion zu berechnen. "Das schaffen die Impfstoffe nicht." Zudem verändere sich der Wert durch die jeweils zirkulierende Virusvariante. Die vorgelegten Werte gelten für Alpha. "Aktuell bräuchten wir allerdings einen Wert für den Schutz gegen die Delta-Variante. Diese ist etwa 50 Prozent ansteckender, also müsste man den Grenzwert in etwa mit 1,5 multiplizieren." Wie sich der Schutz der Impfung über die Zeit entwickelt, sei wiederum eine andere Frage. "Die Antikörpertiter haben nach der Impfung einen zweiphasigen Abfall und stabilisieren sich irgendwann." Später würden dann Gedächtniszellen wichtiger, die bei Bedarf neue Antikörper herstellen. "So ist es dann eventuell möglich, dass ein Impfschutz auch mehrere Jahre hält. Ein Leben lang wird er eher nicht halten", sagt Watzl.

(ens/smc)

In einer ursprünglichen Version dieses Artikels hieß es, der Grenzwert schützender Antikörper müsse mit 0,5 multipliziert werden, um einen für die Delta-Variante gültigen Wert zu erhalten. Richtig ist dagegen der Faktor 1,5. Vielen Dank an Herrn Sch. für den Hinweis.

21 Kommentare

Moonlight1973 am 17.11.2022

Ich hatte im April 22 eine Corona Infektion. Im Januar 22 hatte ich meine Boosterimpfung.
Nun habe ich im November 2022 im Zuge einer Blutspende die Antikörper mitbestimmen lassen können.
Mein Wert liegt bei 12.500 U/ml. Wie kann ich mir einen so hohen Wert erklären?

sabine2366 am 18.01.2022

Ich hatte im Nov 20 COVID-19. Gott sei Dank einen milden Verlauf, mit wenigen Symptomen ( 3 Tage nichts gerochen, 1 Tag Kopfschmerzen, 5 Tage Magen-Darm, Kurzatmigkeit…) Ich habe mich gleich 4 Wochen später auf meine Antikörper testen lassen. 12,8 U/l, im 4-wöchigen Anständen habe ich mich weiter testen lassen, der Anstieg der Antikörper war permanent . Im Juni 21 waren es knapp 33 U/L. Am 18.6 habe ich mich impfen lassen ( biontech) 3 Wochen später waren es 11.500 U/l. Bis zum heutigen Tag lasse ich alle 4-5 Wochen meine AK bestimmen. Heute, 7 Monate nach der Impfung habe ich noch immer 3.250 U/l. Laut meinem Arzt habe ich noch genug Schutz. Unter 1000 U/l mache wohl eine booster -Impfung Sinn. Da ich pro Monat ca 800 U/l verliere, werde ich mich wohl nicht vor März 22 ( als 9(!!) Monate nach der Impfung ein weiteres Mal impfen lassen. Ich bin 55 Jahre alt, ernähre mich gesund, habe keine Vorerkrankungen, habe wohl ein gutes Immunsystem. .

tttttt am 31.12.2021

Ich habe Mitte Jan.21 und Ende Feb. 21 zwei mal CureVac als Probant einer DoppelblindImpfstudie bekommen. Impfung hat bei mir gut angeschlagen. Keine Zulassung, daher Anfang und Ende Juli.21 zwei mal BioNTech. Antikörpertiter Anfang Dez.21 >2500. Bin 62 Jahre, nach 9 Monaten läuft Impfzertifikat aus, also Ende April ohne Impfzertifikat, obwohl evtl. noch genug Schutz vorhanden. Also 4 mal geimpft und nichts in der Hand um am normalen Leben teilzunehmen. Ich würde gerne an einer Antikörperstudie teilnehmen, gibt es soetwas?