Eine Frau mit Impfstoff und einer Spritze
Krankenschwester in den USA bereitet Impfung mit mRNA-Impfstoff vor: Biontech und Pfizer haben in klinischen Versuchen weitere Erfolge erzielt. Bildrechte: imago images/ZUMA Wire

Covid-19 Biontech: 75 Prozent Schutz gegen Südafrika-Variante – Impfung für Kinder geplant

11. Mai 2021, 13:49 Uhr

Neues aus der Impfstoffforschung: Der mRNA-Stoff von Biontech/Pfizer schützt auch vor der Immunflucht-Corona-Mutation B.1.351, Biontech wird für Jugendliche zugelassen und es gibt neue Konzepte wie Schluck- und Doppelimpfung.

Eine der größten Sorgen der vergangenen Monate lautete: Können neue Mutationen des Sars-Coronavirus-2 möglicherweise den durch Impfung oder durchgemachte Infektion gebildeten Antikörpern entgehen? Kann das Virus also resistent werden, die Impfungen unwirksam machen? Die größte Gefahr geht hier laut den meisten Forschern von den Varianten B.1.351 und P.1 aus, die offenbar für einige Zweitinfektionen in Südafrika und Brasilien gesorgt haben. Neue Daten aus Quatar geben jetzt aber Anlass zur Entwarnung in Bezug auf den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer. In dem arabischen Land, wo die B.1.351 Variante stark verbreitet ist, hat die Impfung zu 75 Prozent vor der Ansteckung und zu über 97 Prozent von einem schweren Verlauf geschützt.

Infektionen trotz Impfung vor allem nach Erstimpfungen

Wissenschaftler aus Quatar haben gerade im renommierten New England Journal of Medicine Daten aus der laufenden Impfkampagne veröffentlicht. In dem Land mit 2,8 Millionen Einwohnern hatten zwischen dem 21. Dezember und dem 31. März rund 386.000 Menschen eine erste und 265.000 Menschen bereits eine zweite Dosis des mRNA-Impfstoffs "Comirnaty" von Biontech/Pfizer erhalten. Zugleich zeigten Daten aus Genomsequenzierungen der Viren, dass sich die hochansteckende B.1.1.7 und die teilweise Immunresistente B.1.351 Varianten stark ausbreiteten. Zwischen dem 23. Februar und dem 18. März gingen 44,5 Prozent der Infektionen auf B.1.1.7 Viren zurück und sogar 50 Prozent auf die B.1.351 Mutationen.

Bei der Analyse der Daten zeigte sich: Geimpfte, deren zweite Impfung mindestens 14 Tage zurücklag, waren zu 89,5 Prozent gegen eine Infektion mit B.1.1.7 und noch zu 75 Prozent gegen eine Infektion mit B.1.351 geschützt. Damit war der Schutz gegen die Immunflucht-Variante zwar ein bisschen geringer. Allerdings lag der Schutz vor schweren bis tödlichen Verläufen durch beide Varianten sogar bei 97,4 Prozent. Die Effektivität der Impfung war damit in Quatar etwas niedriger, als noch bei den klinischen Tests oder beim Einsatz in den USA und Israel. Allerdings liefert Quatar nun zum ersten Mal Daten aus einem Land, in dem B.1.351 einen großen Anteil hat an den zirkulierenden Coronaviren.

Ein deutlicher Unterschied bei den sogenannten Breakthrough-Infektionen zeigt hier auch die Bedeutung der zweiten Impfdosis. Breakthrough-Infektionen bezeichnen Ansteckungen, die trotz Impfungen erfolgen. Insgesamt kam es nach einer ersten Impfdosis zu 6.689 solcher Ansteckungen, aber nur noch zu 1.616 nach der zweiten Dosis.

Biontech-Impfstoff auch für Jugendliche – klinische Versuche mit Kindern gestartet

Biontech und Pfizer haben inzwischen auch Daten aus ihren klinischen Versuchen mit 2.260 jugendlichen Teilnehmern mitgeteilt. Dabei kam es zu 18 Sars-CoV-2-Infektionen der Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhalten hatte. Unter den Geimpften gab es keine Ansteckungen. Die Hersteller gehen davon aus, dass der Impfstoff Jugendlich zu 100 Prozent vor Covid-19 schützt. Auf Basis dieser Versuchsergebnisse haben die zuständigen Behörden in den USA den Impfstoff jetzt für die 12- bis 16-Jährigen zugelassen. Diesen Schritt war zuvor schon Kanada gegangen, in Europa soll die Zulassung bis Juni erfolgen.

Zu den Nebenwirkungen teilten die Unternehmen mit, sie lägen innerhalb der bereits bei den 16- bis 25-jährigen Teilnehmern beobachteten Seiteneffekten. Laut den bisher veröffentlichten Daten kommt es vor allem zu Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Generell werde der Impfstoff aber gut vertragen. Die beiden Pharmaunternehmen haben nun auch mit klinischen Versuchen an Kindern begonnen. Zunächst starteten Versuche mit 5- bis 11-Jährigen, dann 2- bis 5-Jährigen. Als letzte Gruppe sollen auch Kinder im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren in die Tests eingeschlossen werden.

Doppelimpfung gegen Grippe und Covid-19 in der Entwicklung

Neue Versuchsergebnisse teilte auch das US-Biotechunternehmen Novavax mit. Demnach sei ein Kombinationsimpfstoff gegen zwei Stämme von Grippeviren und gegen das Sars-Coronavirus-2 erfolgreich in Hamstern getestet worden. Der Impfstoff gegen die Grippe setzt dabei auf Nanopartikel, die verschiedene Proteine von Grippeviren kombinieren und auf diese Weise gegen die Influenzastämme A und B zugleich wirken sollen. Ein ähnliches Prinzip kommt auch für den Corona-Impfstoff zum Einsatz. Hier werden Partikel verabreicht die die Bildung von Antikörpern gegen das gesamte Spikeprotein anregen. Verlaufen die weiteren Versuche erfolgreich, wären auch kombinierte Auffrischungsimpfungen gegen Grippe und Covid-19 möglich.

Einen Dämpfer hingegen könnten Impfstoff-Projekte erleiden, die Vakzine zum Schlucken gegen das Coronavirus entwickeln wollen. Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg haben untersucht, inwiefern der Darm bei einer Infektion mit Covid-19 eine Immunantwort gegen Sars-CoV-2 auslöst. Ergebnis: Die Antwort der Darmzellen bei Kontakt mit dem Virus war wesentlich geringer als Abwehrreaktionen an anderen Stellen des Körpers. Die Reaktionen des Darms könnten also nicht ausreichen, um eine Immunität des gesamten Organismus herzustellen.

(ens/dpa/idw)

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