Ein Imfpstofffläschchen und eine Impfstpritze vor dem Hintergrund einer Grafik, die das Coronavirus eingefärbt in violett zeigt.
Eine Booster-Impfung mit Moderna schützt zeitweise gut vor einer Infektion mit der Omikron-Variante. Doch langfristig arbeiten alle Hersteller an einer Anpassung ihrer Impfstoffe. Bildrechte: IMAGO / MiS

Covid-19 Was Omikron für den Plan einer allgemeinen Impfpflicht bedeutet

22. Dezember 2021, 13:58 Uhr

Für eine allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 muss wissenschaftlich gesichert sein, dass die Impfung das Gesundheitssystem wirksam schützt. Durch Omikron stellen sich viele neue Fragen, die zuerst geklärt sein müssen.

Die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 kann der einmal aufgebauten Immunität durch Impfung oder Infektion ausweichen. Das zeigen zahlreiche Reinfektionen und Impfdurchbrüche in all den Ländern, in denen sich die neue Mutante mit rasender Geschwindigkeit ausgedehnt hat.

Die Wirkung der vorhandenen Impfstoffe lässt sich nach bisherigen Erkenntnissen zwar verbessern durch die Booster-Impfung. Allerdings hält dieser Schutz wohl auch nur einige Monate lang an. Die mRNA-Vakzin-Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna haben daher angekündigt, auf der Basis der vorhandenen Impfstoffe auf die neue Variante abgestimmte Booster zu entwickeln. Beide Unternehmen rechnen damit, dass bis März ein angepasster Impfstoff vorhanden ist.

Zulassungsvoraussetzungen angepasster Impfstoffe noch ungeklärt

In Israel, wo die Impfkampagne gegen Corona zuerst begann und auch die ersten Booster-Impfungen nun wieder einige Monate zurückliegen, sei daher schon überlegt worden, eine vierte Impfung zu verabreichen, berichtet die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast Coronavirus Update. Um aber zu verhindern, dass mit der Verfügbarkeit eines angepassten Boosters dann schon eine fünfte Impfung nötig wird, sei entschieden worden, die Anpassung abzuwarten.

Um einen solchen Booster gegen Omikron auf den Markt zu bringen, muss allerdings auch noch geklärt werden, wie der Zulassungsprozess ablaufen soll. Klar ist, dass für eine neue Phase-3-Studie mit 40.000 Teilnehmern und monatelangen Beobachtungen die Zeit fehlt. Stattdessen könnte ein ähnlicher Prozess gewählt werden, wie er für die Anpassung der jährlichen Grippeimpfung bereits existiert. Die Pharmafirmen haben mit den Behörden in den vergangenen Monaten über mögliche Abläufe eines solchen "Dress Rehearsal" (zu deutsch Umkleiden) der Impfstoffe beraten. Ein Ergebnis ist hier aber auch noch nicht bekannt.

Omikron könnte längst auch in Deutschland ansteigen

Unbekannt ist auch noch, wie hart Omikron das deutsche Gesundheitssystem treffen wird. Da durch die Regeln des Robert Koch-Instituts nur vollständig sequenzierte Erbinformationen von Viren in die Statistik zu den Varianten eingehen und weil diese Sequenzierung einige Zeit braucht, werden Daten zum Start der Ausbreitung wahrscheinlich erst nach Weihnachten vorliegen.

Doch es gibt bereits Hinweise, dass die Entwicklung auch hierzulande ähnlich rasant verlaufen könnte, wie in unseren Nachbarländern. Die Datenbank GISAID ist eine weltweite Initiative von Forschern, die Informationen über das Erbgut von Influenza- und Coronaviren austauschen. Hier zeigt eine noch sehr kleine Stichprobe von 107 Proben aus der Woche vom 6. Dezember an, dass hier bereits 12 Omikronfälle vorhanden waren (11,2 Prozent). Bestätigt sich dieser Anteil auch im großen Gesamtbild, dürfte spätestens nach Weihnachten ein rasanter Anstieg der Neuinfektionen sichtbar werden.

Corona-Impfpflicht: Frühestens, wenn Omikron-Fragen geklärt sind

All das hat Auswirkungen auf die Diskussion um die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. Oliver Lepsius, Professor für Öffentliches Recht und Verfassungstheorie an der Universität Münster, hat im Gespräch mit MDR WISSEN erklärt, dass der Grundrechtseingriff durch eine Impfpflicht sehr genaue Begründungen nötig mache. Könne die Impfung wirklich genug Immunität vermitteln, um das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen? Wer muss dafür (wie oft) mit welchem Impfstoff geimpft werden? Welche persönlichen Risiken stehen dem gegenüber?

Solange nicht klar ist, welcher Impfstoff wie gut gegen Omikron wirkt, bis wann angepasste Booster-Impfungen vorliegen oder wie schwer die Belastung der Krankenhäuser durch Omikron überhaupt werden kann, solange fehlen nach dieser Sichtweise zentrale Voraussetzungen für die Impfpflicht. Die Forschung arbeitet allerdings bereits mit Hochdruck an der Klärung dieser Fragen. Bis Mitte Januar sollten einige Antworten vorliegen.

1 Kommentar

Lumberjack am 23.12.2021

"Durch den Booster steige der Antikörperspiegel um das 37-Fache, so der Hersteller." (ARD Tagesschau mit gleicher Quelle wie ihre Quellenangaben zu Pfizer, Biontec und Moderna) bewirken bei mir nichts gutes, ohne das ich diese Angaben anzweifle. Aber wie lange haben diese Angaben Gültigkeit? Was sollen die Hersteller auch mitteilen? Vielleicht so etwas: "unsere Präparate wirken nicht wie angekündigt, wir haben inzwischen Impfversagen (Keine einzelnen Durchbrüche, das ist ein Unterschied!) und wir haben ein upgrade, dass -bevor es verabreicht wird- schon von der nächsten Variante überholt wurde"? Das werden sie nicht tun glaube ich, nein. Alpha, Beta, Gamma, Delta, Omikron in etwa einem Jahr. Wie oft werden zukünftig upgrades benötigt? Das wäre für eine Impfentscheidung sehr wichtig.