Notfallhelfer Getestet für den Notfall: Datenbrille für Feuerwehrleute

12. Juni 2019, 12:56 Uhr

Es brennt. Schnell bildet sich Qualm. Die Sicht wird immer schlechter. Wie sollen sich Feuerwehrleute orientieren? Forscher der Hochschule Zwickau haben eine Datenbrille entwickelt, die auch im Extremfall funktioniert.

Leuchtender Gegenstand vor Feuerwehrmann 6 min
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Dichter Qualm macht für Feuerwehrleute die Orientierung in brennenden Gebäuden schwer. Zwar trainieren Feuerwehren den Einsatz in solch schwierigen Bedingungen - aber beim richtigen Einsatz kommt es immer wieder vor, das sich die Retter im dichten Qualm verlieren. Stress, Hitze, Panik, Lärm tun ihr Übriges. Das Ergebnis: Die Retter können nicht mehr retten oder werden im schlimmsten Fall sogar selbst zum Opfer.

Es gab tatsächlich mehrere tödliche Unfälle, wo sich Feuerwehrtruppmänner verloren haben.

Prof. Rigo Herold, Hochschule Zwickau

Eine Entwicklung der Westsächsischen Hochschule Zwickau könnte solch gefährliche Einsätze für die Einsatzkräfte bald erleichtern: Eine Atemschutzmaske mit Datenbrille soll helfen, den Einsatz in verrauchten Gebäuden mit schlechter Sicht zu erleichtern. Über die Spezialbrille könnten die Feuerwehrleute mit wichtigen Informationen versorgt werden, wie Professor Dr. Rigo Herold erklärt. Dem Träger der Einsatzbrille können Gebäude- oder Fluchtpläne ins Sichtfeld eingespielt werden, Anweisungen der Einsatzleitung oder eigene Vitalwerte.

Robuste Technik in tödlicher Umgebung

Was die Entwicklung so komplex macht: Die hochsensible Technik muss auch bei großer Hitze funktionieren. Optik, Elektronik und Stromversorgung müssen luftdicht in die Atemschutzmaske integriert werden - und zwar so, dass der Brillenträger im Sichtfeld nicht behindert wird.

Tests in Dortmund

Das Feuerwehr- und Rettungstechnologi-Institut (IFR) der Stadt Dortmund testet das System. Ziel sind neue Standards für die Brandschutztechnik, um neue Gebäude außer mit Brandmeldetechnik auch mit einer Navigationstechnik für Rettungskräfte auszustatten. So könnten bisher verwendete Laufkarten durch digitale Gebäudepläne ersetzt werden, die für viele neue Gebäude bereits existieren, und den Rettern automatisch "aufs Auge gespielt" werden könnten.

VR-Brille ist nicht gleich VR-Brille

Man unterscheidet derzeit zwischen drei Arten von VR-Brillen. Klassische VR-Brillen sind die, die mit einem Kabel am Rechner verbunden sind. Bewegungen des Körpers und Kopfes werden von Sensoren registriert und an den Rechner übermittelt. Das ermöglicht den Trägern scheinbare Reisen durch Zeit und Raum. So kann man als Autokäufer zum Beispiel vorab sein Traumauto virtuell von innen und außen erforschen.

Kabellose VR-Brillen funktionieren mit einem Smartphone, das im Gehäuse der Brille steckt und mit der Brille verbunden ist. Aus dem regulären Bild ragt dann ein 3-D-Modell heraus. Hier überlagern sich virtuelle und reale Welt, ähnlich wie bei Hologramm-Bildern.

Die Brillen, mit denen die Feuerwehren ausgestattet werden könnten, sind AR Brillen. Das steht für Augmented Reality, also erweiterte Realität. Ein Mikrobildschirm blendet dabei in das freie Blickfeld Zusatzinformationen ein.

Dieses Thema im Programm: 3sat/nano | 20. Juni 2019 | 18:30 Uhr