Eine Lache Restwasser in der Talsperre Lehnmühle
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Top 10 in Mitteldeutschland Im Handwerk führend, aber kaum Domains

02. Oktober 2020, 11:58 Uhr

Wer sein Pferd liebt, geht zum Hufschmied - doch immer weniger Menschen sind in diesem aussterbenden Handwerk tätig. Dennoch ist Mitteldeutschland führend, was die Anzahl der Handwerksbetriebe angeht. Schlusslicht hingegen in Sachen de-Domains: Viele Landkreise und kreisfreie Städte von hier sind in der Rangliste der Websites weit hinten. Sie sehen jeweils die Top-10 der Kreise mit den meisten Handwerksbetrieben sowie im industriellen Energieverbrauch, umgekehrt aber die wenigstens de-Domains.

Handwerksbetriebe: Wer will fleißige Handwerker seh'n? Der muss nach Mitteldeutschland geh'n. So könnte das bekannte Kinderlied ebenfalls weitergesungen werden. Denn im bundesweiten Vergleich finden sich unter den Top 10 der meisten Handwerksbetriebe pro 1.000 Einwohner drei Landkreise aus Thüringen und drei aus Sachsen. Darunter sind auch Berufe, die fast ausgestorben sind: Im Saale-Orla-Kreis gibt es sogar noch einen Hufschmied und im Vogtlandkreis einen Kürschner. In diesem selten gewordenen Beruf werden Felle zu Pelzen verarbeitet.

Ein Hufschmied beim Besohlen eines Pferdes
Sogar an der Universität Leipzig ist ein Hufbeschlaglehrmeister tätig. Bildrechte: imago images/biky
Fleißige Handwerker
Platz Kreis Handwerksbetriebe pro 1.000 Einwohner
1 Landkreis Miesbach 12,6
2 Landkreis Eichsfeld 12,5
3 Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen 12,5
4 Landkreis Erzgebirgskreis 12,2
5 Landkreis Garmisch-Partenkirchen 11,9
6 Landkreis Greiz 11,8
7 Landkreis Rosenheim 11,8
8 Landkreis Vogtlandkreis 11,3
9 Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 11,3
10 Saale-Orla-Kreis 11,2

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder und eigene Berechnungen.

Energieverbrauch: Auch beim Energieverbrauch liegen die mitteldeutschen Kreise vorne - zumindest, wenn es um den gewerblichen und industriellen Energieverbrauch geht. Kein Wunder, liegt das "Chemiedreieck" doch genau hier. So zum Beispiel die Buna-Werke in Schkopau und die diversen Chemiewerke in Leuna (Saalekreis). Im Landkreis Leipzig, genauer gesagt in Böhlen-Lippendorf, befindet sich der größte Chemiestandort Sachsens. Auch wird hier Braunkohle abgebaut, die zur Stromproduktion beiträgt, aber eben auch Strom verbraucht. Und in Wittenberg ist der Agro-Chemie-Park großer Energieabnehmer, der mit seiner Energie aber auch Gewächshäuser beheizt und dort CO2 nutzt, um Tomaten wachsen zu lassen.

Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH im Chemie-Park Leuna
Auch die Ölraffinerie im Chemie-Park Leuna trägt zum hohen Energieverbrauch bei. Bildrechte: imago images/Olaf Döring
Energieverbrauch der Industrie
Platz Kreis Energieverbrauch in 1.000 MJ
1 Kreisfreie Stadt Ludwigshafen 1.228
2 Landkreis Saalekreis 459
3 Landkreis Wittenberg 427
4 Rhein-Erft-Kreis 361
5 Kreisfreie Stadt Gelsenkirchen 291
6 Landkreis Leipzig 274
7 Kreis Dithmarschen 192
8 Landkreis Salzlandkreis 176
9 Saale-Orla-Kreis 159
10 Kreisfreie Stadt Bremen 156

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder und eigene Berechnungen.

Domains: Während Mitteldeutschland bei Industrie und Handwerk weit vorne liegt, finden sich nur wenige de-Domains in den drei Bundesländern. Gerade einmal 60 de-Domains pro 1.000 Einwohner sind im Altmarkkreis-Salzwedel registriert. Warum nicht also mal Tradition und Moderne verbinden und dem Kürschner-Betrieb eine Website erstellen? Dabei wurde einst schon für die DDR eine Domain mit dem Kürzel dd reserviert. Die Wiedervereinigung kam der Digitalisierung allerdings zuvor.

Kabelgewirr in einem Serverschrand
Visitenkarte und Telefonbuch waren gestern, heute ist eine Website gefragt. Bildrechte: imago images/Westend61
Die wenigsten Domains
Platz Kreis de-Domains pro 1.000 Einwohner
1 Altmarkkreis-Salzwedel 60,5
2 Landkreis Stendal 61,2
3 Kyffhäuserkreis 62,5
4 Landkreis Mansfeld-Südharz 63
5 Landkreis Wittenberg 65,2
6 Salzlandkreis 66,2
7 Landkreis Jerichower Land 67,1
8 Landkreis Altenburger Land 67,8
9 Landkreis Uckermark 68,4
10 Landkreis Hildburghausen 70,4

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder und eigene Berechnungen.

Über das Projekt

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Deutschland-Doppels - einem Gemeinschaftsprojekt des Studiengangs M.Sc. Journalismus der Universität Leipzig und der Redaktion MDR Wissen aus Anlass von 30 Jahren Wiedervereinigung.

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