Fotomontage: US-Flagge neben Landemodul auf der Mondoberfläche, daneben eine weiße Flagge mit Fragezeichen
Bildrechte: NASA (Original) (M), Montage: MDR

Fünfzig Jahre nach Apollo Hello again: Der neue Wettlauf zum Mond

28. März 2019, 09:09 Uhr

Seit über 46 Jahren war kein Mensch mehr auf dem Mond. Aber Flüge dorthin kommen wieder in Mode. Jetzt hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, dass die erste Frau auf dem Mond Amerikanerin sein soll – in spätestens fünf Jahren. Aber auch andere mischen mit.

Wir hatten ja wirklich Hoffnung. Damals, im September 2017: Elon Musk, Tesla-Chef, Mobilitätsvisionär und Daniel Düsentrieb der privaten Raumfahrt, hatte bereits für letztes Jahr Touristenreisen zum Mond angekündigt. Die Flugscheine waren bereits angezahlt, doch die Mondrakete verspätet sich. Bis 2023, so der derzeitige Stand. Dann will Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX den japanischen Miliardär Yusaku Maezawa einmal um den Mond fliegen lassen.

Aus Mond mach Kunst

Und der Kunstliebhaber hat die Spendierhosen an: Er plane, eine Reihe an Künstlern mitzunehmen, die dann ihre Erfahrungen im Rahmen eines Kunstprojektes auf der Erde umsetzen sollen. Grund sei, dass er sich die Frage stellte, was wohl gewesen wäre, wenn große Künstler wie Picasso zum Mond geflogen wären. Ihr potenzielles Fluggerät, die Big Falcon Rocket, die auch Menschen zum Mars bringen soll, ist dabei sogar richtig nachhaltig unterwegs und kann wieder auf der Erde landen – ganz in SpaceX-Manier:

Mehr (aber auch nicht weniger) als einen atemberaubenden Blick auf den Erdtrabanten wird die Touri-Reise zum Mond aber nicht mit sich bringen. Denn eine Landung ist nach derzeitigem Stand nicht geplant. Im Grunde war die Menschheit da schon mal weiter, zumindest der US-amerikanische Teil: Zwischen 1969 und 1972 haben bei sechs geglückten Mondmissionen zwölf Menschen den Mond betreten. Beim bisher letzten Flug 1972 verbrachten die Austronauten sogar über drei Tage auf dem Mond. Und da soll die Reise auch wieder hingehen, wenn es nach der NASA und US-Präsident Donald Trump geht.

In fünf Jahren wieder Anschluss an 1969

Bereits im vergangenen Jahr sollte die neue Superrakete SLS (Space Launch System, dt. Weltraum-Startsystem) unbemannt ins All aufbrechen, 2021 dann mit Raumfahrern an Bord. Die Mondumrundungsmission – von der Sache her das, was Apollo 8 schon 1968 gemacht hat – kann Präsident Trump aber nicht schnell genug gehen: Ob man es nicht schon 2019 realisieren könne, fragte er vor zwei Jahren. Aber es dauert länger: Auch am Start der unbemannten Mission 2020 gibt es Zweifel, die erste bemannte Umrundungsmission ist für 2022 vorgesehen.

Visualisierung von Astronauten auf dem Mond mit Landemodul, Rover, Wagen, Messestation und der Erde im Hintergrund.
So stellt sich die NASA eine zeitgenössische Mondlandung vor Bildrechte: NASA

Erste Frau auf dem Mond

Wie US-Vizenpräsident Pence am Dienstag (27.03.2019) bekannt gab, werde man auf Anordnung von Donald Trump aber auch an den historischen Menschheitsmoment von 1969 anknüpfen: In spätestens fünf Jahren sollen wieder Menschen auf dem Mond landen. Unter ihnen dann auch eine Frau.

Damit ist der Wettlauf zum Mond 2.0 in vollem Gange. Muss er auch, denn um die Raumfahrt der Vereinigten Staaten sah es in letzter Zeit nicht rosig aus. Statt regem Treiben in All und Umlaufbahn wurden vor sieben Jahren zuletzt die selbst aus heutiger Sicht futuristischen Space-Shuttle eingestellt. Seitdem fliegen Astronauten wie auch Kosmonauten mit russischen Sojus-Raketen. Der Vertrag läuft aber im November 2019 aus.

Thomas Reiter ist optimistisch

Vielleicht ist aber auch mehr Zeit als gedacht. Denn auch in Russland, Europa und anderen Ländern gab es in den vergangen Jahren zwar Ankündigungen für geplante Mondfahrten, deren Zeitpunkte sind aber zum Teil bereits verstrichen. Ein große Rolle im Wettlauf wird aber auch China spielen. Zwar gibt es derzeit nur vage Aussagen, dass im kommenden Jahrzehnt auch Taikonauten die Mondoberfläche betreten sollen. Es wäre aber nur konsequent, schließlich ist das chinesische Raumfahrtprogramm mit unbemannten Missionen längst im vollen Gange. Erst im Januar glückte die Chang'e-4-Mission, bei der eine Sonde im Von-Kármán-Krater auf der Mondrückseite gelandet ist. Demnach ist nun auch die dunkle Seite entzaubert. Der deutsche Raumfahrer Thomas Reiter ist überzeugt, dass schon bald wieder Menschen auf dem Mond unterwegs sein werden:

Der Raumfahrer Thomas Reiter bei einem Außeneinsatz im Raumanzug, lächelnd
Raumfahrer Thomas Reiter, hier schwerelos Bildrechte: ESA

Also ich rechne fest damit, dass wir in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts Menschen auf dem Mond erleben werden. Und da ist es natürlich meine Hoffnung, dass wir eine europäische oder deutsche Astronautin oder Astronauten mit dabeihaben werden.

Thomas Reiter Raumfahrer

Und es gibt sie, die Deutschen, die zum Mond wollen – also zumindest das Landemodul Alina samt Rover dorthin schicken. Daran arbeitet der junge IT-Spezialist Robert Böhme mit seinem Startup PTScientists. Aus den "Part Time Scientists" (dt. Teilzeitwissenschaftler) ist Vollzeitforschung geworden. Das Ziel des Teams sei es, die Kosten für die Weltraumforschung zu senken und damit den Mond zugänglicher zu machen. Bei der ersten Mission solle im Rahmen einer Dienstleistung Fracht zum Mond transportiert werden (das Kilo mit Portokosten im oberen sechsstelligen Bereich). Der Rover soll im Rahmen der Mission HD-Videos im Livestream vom Mond liefern – auch vom Mondauto, das dort seit Dezember 1972 mutterseelenallein herumsteht.

Mondauto mit Astronaut auf Mondoberfläche, fahrend
Deutsche wollen per Live-Video das alte Mondauto besuchen – hier in Betrieb während der Apollo-16-Mission. Bildrechte: NASA

Wirtschaft, Wissenschaft, Weiterflug zum Mars

Es ist nicht nur der Wunsch, an das anzuschließen, was Menschen bereits vor fünfzig Jahren geschafft haben. Natürlich locken auch wirtschaftliche Gelgenheiten auf dem Erdtrabanten: Beim wachsenden Energiebedarf der Erdlinge spielt das Helium-3 auf dem Mond eine große Rolle, da es ein guter Brennstoff für Fusionskraftwerke wäre. Und auch zum Aufbau einer Infrastruktur für Marsflüge sind der Mond und eine dortige Station als Ausgangspunkt denkbar. Raumfahrer Thomas Reiter sieht aber noch einen anderen Grund im Streben nach dem Mond: "Er ist eben ein Geschichtsbuch unseres eigenen Planeten und des Sonnensystems. Und daraus kann man eine ganze Menge Rückschlüsse über die Frage ziehen, wie eigentlich die Urerde und das Planetensystem ausgesehen haben und wie sich das in der Zwischenzeit entwickelt hat."

Die bemannte Raumfahrt ist ein Eintopf, mit allerhand Zutaten aus Politik, Wirtschaftsinteressen, Wissensdrang und Visionärsgeist. Damit keine fade Suppe draus wird, braucht es aber eine gehörige Portion Würze und somit einen Innovationsschub wie Ende der 1960er. Dann sind wir auch wieder da, wo wir schon einmal waren: Zurück in der Zukunft.