Nachdenklicher älterer Mann läuft am Strand am Meer entlang. 14 min
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Warum erkrankt man an Diabetes? Wie unterscheiden sich die Diabetes-Arten? Warum ist die Zahl der Erkrankten so hoch? Kann die Erkrankung vererbt sein? Professor Antje Bergman weiß Rat.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 15.02.2024 12:10Uhr 14:10 min

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Frühzeitige Diagnose Risikoscreening für Typ 2-Diabetes auch bei Älteren wirkungsvoll

04. Mai 2025, 11:00 Uhr

Für Mediziner ist es wichtig, zu erkennen, ob jemand in den kommenden Jahren an Diabetes erkranken wird. So lassen sich diverse Spätfolgen der Erkrankung, die sich häufig schleichend entwickelt, einschränken. Eine Clustereinordnung, die man bisher bei Menschen im mittleren Alter verwendet hat, hilft auch bei Älteren.

Für die Medizin ist wichtig zu wissen, ob jemand Typ 2-Diabetes entwickeln wird oder nicht. So können die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden und die Krankheit so früh wie möglich erkannt werden. Um besser zu erkennen, welche Bevölkerungsgruppen möglicherweise von der Stoffwechselerkrankung bedroht sein könnten, haben Forschende ein Cluster mit sechs Gruppen entwickelt. Je nach Merkmalen werden Menschen in diese Gruppen eingeordnet. Dabei werden beispielsweise das viszerale Fettgewebe, Glukosewerte 30 Minuten, 60 Minuten oder 120 Minuten nach einer Mahlzeit sowie der Nüchternblutzucker erhoben, teilweise auch BMI und Hüftumfang. Eine Kombination der Clustermerkmale soll es ermöglichen, besser zu erkennen, welche Personen eine statistisch erhöhte Prädisposition für Diabetes haben.

Bereits erprobte Risiko-Clustergruppen wurden auf Menschen über 61 Jahren angewendet

Bislang ging man davon aus, dass diese Clustergruppierung vor Allem bei Menschen im mittleren Alter sinnvoll ist. Nun konnten Forschende zeigen, dass auch bei älteren Menschen eine Risikobewertung nach diesem Cluster noch sinnvoll sein könnte. Sie ordneten die Datensätze von 843 Personen im Alter von 61 bis 82 Jahren ohne Typ-2-Diabetes den etablierten sechs Clustergruppen zu. Cluster 2 („sehr niedriges Risiko“) wies das geringste Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die niedrigsten Entzündungswerte auf, während Cluster 5 („hohes Risiko mit insulinresistenter Fettleber“) sowohl die höchsten Entzündungswerte als auch eine hohe Krankheitslast zeigte. Die Häufigkeit der Neuerkrankungen (Inzidenz) für Typ-2-Diabetes war in den Clustern 3, 4, 5 und 6 signifikant erhöht im Vergleich zu Cluster 2.

Große Bedeutung von Entzündungsprozessen für die Entwicklung der Krankheit

Basierend auf 73 Entzündungsmarkern wurde zudem ein Entzündungsindex, die sogenannte inflammatorische Last, abgeleitet. Diese Last war insbesondere in Cluster 5 deutlich erhöht. Das legt nahe, dass der Zusammenhang zwischen Entzündungsprozessen im Körper und der Entwicklung von Diabetes Typ 2 womöglich noch wichtiger ist, als bislang vermutet. "Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung einer frühzeitigen Differenzierung von Risikogruppen – auch im höheren Alter", betont Prof. Dr. Christian Herder, stellvertretender Direktor und Leiter der Arbeitsgruppe Inflammation des Instituts für Klinische Diabetologie am Deutschen Diabetes-Zentrum.

Diabetes Typ 2 beginnt schleichend und wird häufig erst diagnostiziert, wenn die Betroffenen bereits längere Zeit erhöhte Blutzuckerwerte hatten. Das wiederrum kann den Körper weiter nachhaltig schädigen und Nervensystem und Gefäße belasten. Werden leicht erhöhte Blutzuckerwerte dagegen sehr früh erkannt, lässt sich noch besser mit einer Veränderung des Lebensstils und Medikamenten gegensteuern.  

Links/Studien

Die Studie Phenotype-based clusters, inflammation and cardiometabolic complications in older people before the diagnosis of type 2 diabetes: KORA F4/FF4 cohort study ist online publiziert und kann hier nachgelesen werden.

iz

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Hausarztsprechstunde Diabetes | 15. Februar 2024 | 12:10 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team vor 3 Tagen

@klaus.kleiner77
Bei Diabetes Typ 2 ist eine möglichst frühe Diagnose besonders wichtig, wie im Artikel erläutert, da sich die Spätfolgen so zum großen Teil eindämmen können. Dies ist keine "Binse" und auch nicht bei jeder Erkrankung so.
LG, das MDR-WISSEN-Team

klaus.kleiner77 vor 4 Tagen

Was für eine Verbreitung von Binsenweisheiten, natürlich ist eine frühe Diagnose eine Erkrankung immer sehr hilfreich! Aber die Wahl der Therapie darf nicht unterschätzt werden!

MDR-Team vor 1 Wochen

Halle lieber User LautGedacht,
danke für Ihre Gedanken zum Thema.
Gesunde Ernährung bei Kindern ist oft auch eine finanzielle Frage. Das hat z.B. eine Umfrage gezeigt: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/gesunde-ernaehrung-teuer-eltern-kinder-100.html Wichtig wäre auch das die Eltern zu unterstützen.
Und es gibt aber vereinzelt auch Lichtblicke, wie die Kita hier in Trebendorf zeigt: Dort wird frisch und gesund gekocht. https://www.mdr.de/video/mdr-videos/c/video-910634.html
Liebe Grüße aus der MDR.de-Redaktion

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