Gesundheitsrisiko Diclofenac: Unser Schmerzmittel tut Tieren weh
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27. Januar 2019, 11:57 Uhr
Forscher warnen vor Gesundheits-Risiken durch Diclofenac. Zudem beeinträchtigt der Wirkstoff, der in vielen Schmerzmitteln enthalten ist, die Umwelt. Schwedische und deutsche Experten beobachten die Substanz.
Der Schmerz kommt meist plötzlich und er ist heftig. Egal ob Knie, Schulter oder Arm: der Körper streikt und verlangt nach Linderung. Schnelle Hilfe versprechen Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Diclofenac. An der medizinischen Wirksamkeit gibt es keinen Zweifel, sagt Kay van Alste, Apotheker in Halle. "Das ist ein Medikament, das schon sehr lange auf dem Markt ist und in den Studien ganz klar die Wirkung erwiesen hat. Auf jeden Fall hat das Medikament seine Berechtigung."
Diclofenac wirkt entzündungshemmend und hilft bei Prellungen, Zerrungen, beim Hexenschuss oder bei Rheuma. Das Mittel gibt es in Tablettenform oder als Salbe und gehört weltweit zu den meistverkauften Schmerzmitteln. Doch es ist längst nicht für jeden geeignet, erklärt der Fachmann und zählt Risikogruppen auf.
Es erhöht die Blutungsneigung. Wer blutverdünnende Medikamente nimmt, für den ist der Wirkstoff generell nicht geeignet. Auch Schwangere, Stillende, Kinder unter 16 Jahren und Patienten, die eine Vorschädigung der Leber und der Niere haben, sollten es auf keinen Fall einnehmen. Und für Asthmatiker ist es nicht ganz so gut geeignet.
Nierenschäden bei Fischen
Studien aus Dänemark belegen zudem ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Aber auch aus Umweltgründen ist Diclofenac problematisch. Darauf haben jetzt wiederholt schwedische Arzneimittelexperten hingewiesen. Demnach würde eine Tube Diclofenac-Salbe ausreichen, um ein 25 Meter langes Bassin mit Trinkwasser zu verunreinigen.
Die Messwerte erreichen dabei schon längst kritische Bereiche, in denen zum Beispiel Nierenschäden an Fischen zu beobachten sind. Oder an Vögeln, wie der Umweltchemiker Wolf von Tümpling vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg erläutert.
In Pakistan und Indien wurden heilige Kühe, die Rheuma hatten, mit Diclofenac behandelt. Sie werden nach ihrem Tod auf speziellen Plätzen abgelagert. Die Aasgeier, die diese Kühe gefressen haben, sind teilweise daran gestorben. Weil die Diclofenac-Konzentration in dem Aasfleisch so hoch war, haben die Nieren der Aasgeier das nicht ausgehalten.
Große Mengen Diclofenac in der Umwelt
Diclofenac findet sich regelmäßig ganz oben in den Listen mit den nachgewiesenen Arzneimitteln in der Umwelt. Das liegt auch daran, dass der Wirkstoff vom menschlichen Körper nur etwa zur Hälfte genutzt wird. Die andere Hälfte wird über den Urin wieder ausgeschieden oder gelangt über das Duschwasser in die Umwelt.
Und zwar in großen Menschen, sagt Gerd Maack. Er bewertet im Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau die Umweltverträglichkeit von Arzneimitteln und verweist auf entsprechende Untersuchungen. "In Deutschland wurden in den vergangenen zehn Jahren ziemlich stabil zwischen 85 und 90 Tonnen an Diclofenac verbraucht. Das heißt, auch wenn es abbaubar wäre oder ist, ist einfach durch das permanente Nachkommen immer eine entsprechende Konzentration vorhanden."
Mediziner verweisen deshalb auf pflanzliche Alternativen wie Arnika oder die Beinwellwurzel. Dann dauert der Heilungsprozess zwar vielleicht etwas länger, schont aber die Umwelt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. Januar 2019 | 14:29 Uhr