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Glühende Straßen in Indien. Das Land erlebt derzeit eine extreme Hitzewelle. Bildrechte: imago images/Hindustan Times

KlimaforschungDie extremsten Hitzewellen der Welt – einige haben wir einfach übersehen

04. Mai 2022, 20:00 Uhr

Indien ächzt unter einer Hitzewelle. Seit Tagen erreichen die Temperaturen regelmäßig über 40 Grad. Extrem ungewöhnlich für Anfang Mai. Dutzende Tote, die Medien weltweit berichten. So eine Hitzewelle kann man ja auch nicht übersehen – oder? Doch, und es ist in den vergangenen Jahrzehnten sogar mehrfach passiert.

Die Hitzewelle, die im Juni 2021 im Norden der USA und in Kanada herrschte, war eine der extremsten überhaupt. In Kanada brachte sie mit 49,6 Grad nicht nur einen neuen Temperaturrekord, sondern war das bisher tödlichste Wetterereignis, das Hunderte von Todesopfern forderte. Forscher der Universität Bristol wollten herausbekommen, wie diese Hitzewelle im globalen Kontext einzuordnen ist. Bei ihren Untersuchungen fanden sie seit 1960 nur fünf andere Hitzewellen auf der Welt, die noch extremer waren. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass unter den drei extremsten Ereignissen zwei weitgehend unbekannt waren.

Die wärmsten Hitzewellen, die es je in den jeweiligen Regionen gab, waren:

  • Südostasien im April 1998 mit 32,8 °C
  • Brasilien im November 1985 mit 36,5 °C
  • Süden der USA im Juli 1980 mit 38,4 °C

Vor allem die ersten beiden blieben weitgehend unbemerkt, "wahrscheinlich weil sie in ärmeren Ländern auftraten", so Dr. Vikki Thompson von der Universität Bristol, Klimaforscherin und Hauptautorin der Studie. Der Schweregrad von Hitzewellen ergibt sich dabei nicht aus der Höchsttemperatur allein, die in den drei genannten Fällen auf den ersten Blick wenig extrem wirken. Sie müssen laut den Forschenden anhand der lokalen Temperaturschwankungen beurteilt werden, da sich sowohl der Mensch als auch das natürliche Ökosystem daran anpassen. In Regionen mit geringeren Schwankungen hat dadurch ein kleineres absolutes Extrem stärkere Auswirkungen.

Extreme werden nicht extremer, aber ...

Für die Zukunft sehen die Modellrechnung der Klimaforscher eine deutliche Häufung von Klimaextremen. Bis 2080 liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine solch intensive Hitzewelle auftritt, bei 1:6 pro Jahr, ist also so häufig wie eine 6 beim Würfeln. Dabei, so die Studie, werden die Extremereignisse aber im Vergleich zu den Durchschnittstemperaturen nicht schlimmer. Das ist allerdings keineswegs eine beruhigende Nachricht, da die Hitzewellen sich verschlimmern, weil die Durchschnittstemperaturen steigen. Und das macht eins klar, so Dann Mitchell, Professor für Klimawissenschaften an der Universität Bristol und Mitautor der Studie:  "Der Klimawandel ist eines der größten globalen Gesundheitsprobleme unserer Zeit."

Links/Studien

Die Studie "The 2021 western North America heat wave among the most extreme events ever recorded globally" ist in Science Advances erschienen.

gp

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