EDEN-ISS-Projekt Antarktis-Gärtner: Mars-Gewächshaus kann funktionieren
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Ein Jahr lang hat Paul Zabel im ewigen Eis der Antarktis gegärtnert. Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR erprobte er im EDEN-ISS-Gewächshaus die Gemüsezucht für Mond- und Mars-Missionen. Sein Fazit: Es funktioniert.

117 Kilogramm Salat, 67 Kilogramm Gurken, 46 Kilogramm Tomaten, 19 Kilogramm Kohlrabi, 8 Kilogramm Radieschen und 15 Kilogramm Kräuter, dazu Paprika und sogar Erdbeeren. Obwohl das Überwinterungsteam der deutschen Antarktis-Station "Neumayer III" an 257 von 365 Tagen von der Außenwelt abgeschnitten war, landete immer wieder frisches Gemüse auf ihrem Tisch.
Gärtnern unter feindlichen Bedingungen
Der Mann, der das maßgeblich bewerkstelligte, heißt Paul Zabel. Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR erprobte der Spreewälder im 400 Meter neben "Neumayer III" erbauten Antarktis-Gewächshaus EDEN-ISS den Gemüseanbau unter feindlichsten Umweltbedingungen. Und das mit Erfolg und zur großen Freude der zehnköpfigen "Neumayer III"-Besatzung. Die war vor ihrer Überwinterung letztmals im Februar und dann erst wieder im November 2018 mit frischen Lebensmitteln versorgt worden. "Alles andere an Essen war entweder tiefgefroren oder getrocknet. Und da schmeckt natürlich jeder Salat, den man da auf den Tisch stellt, gleich besonders gut", erinnert sich Zabel im Interview bei MDR AKTUELL an seine Zeit als Antarktis-Gärtner.
Gemüsezucht wie auf Mars und Mond
Ziel von Zabels Mission war die Erprobung der Gemüsezucht unter den Bedingungen von Mars und Mond. Eine seiner ersten Erkenntnisse für die Raumfahrt lautet jedenfalls: "Wir können mit unserem Projekt in der Antarktis zeigen, dass so ein Gewächshaus fernab der Zivilisation unter wirklich feindlichen Umweltbedingungen und bei langer Isolationszeit wirklich funktioniert." Das sei genau das, was Mond- und Mars-Gewächshäuser auch zeigen müssten, betont Zabel: "Und da können wir jetzt die erste Grundlage für liefern."
Technische Probleme
Zudem, so DLR-Antarktis-Gärtner Zabel, könne man nach einem Jahr EDEN-ISS zeigen, dass auch noch technische Schwierigkeiten und Probleme bei der Pflanzen- und Mikrobiologie zu beachten seien: "Wir hatten zum Beispiel technische Probleme, dass uns Pumpen ausgefallen sind oder Ventile eingefroren sind im Kühlsystem. Das sind natürlich Schwachstellen, die in einem Weltraum-Gewächshaus nicht passieren dürfen." Hier müsse man nun überlegen, wie man so etwa künftig verhindern kann. Außerdem werde die Auswertung der Pflanzenproben wichtige Rückschlüsse auf die Qualität der im Antarktis-Gewächshaus produzierten Lebensmittel zulassen.
Rückschlüsse für Welternährung
Dass die Erkenntnisse aus der Gemüsezucht in der Antarktis auch dazu beitragen können, Probleme bei der Ernährung der Weltbevölkerung zu lösen, ist aus Sicht von Zabel aber fraglich. Zwar könne die genutzte Technik dabei einen Beitrag leisten: "Allerdings muss man sagen, dass das Verfahren mit künstlicher Beleuchtung und Klimasteuerung doch recht energieintensiv ist." Für die Gemüseaufzucht in sehr trocknen Regionen der Erde bietet das im EDEN-ISS-Gewächshaus erprobte System aus Sicht von Zabel immerhin einen großen Vorteil, weil in ihm "so gut wie kein Wasser verloren geht, da das ganze Wasser immer wieder aufbereitet und recycelt wird." Dadurch werde insgesamt deutlich weniger Wasser benutzt als in der konventionellen Landwirtschaft.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. Januar 2019 | 08:53 Uhr