Bäume und Sträucher vertrocknet Schwere Dürreschäden in mitteldeutschen Parks
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01. Oktober 2019, 13:04 Uhr
Der Sommer 2019 war lang, heiß und trocken. Vielerorts hinterlässt er uns einen traurigen Anblick: lichte Kronen, abgebrochene Äste und abgesägte Stümpfe. In den städtischen Parkanlagen sind die Verluste besonders groß. Überall wurde bewässert, trotzdem waren nicht alle Bäume und Sträucher zu retten - ob im Großen Garten in Dresden, dem Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, dem Wörlitzer Park oder dem Südfriedhof Leipzig. MDR Wissen hat sich vor Ort umgeschaut.
Die Bilanz des Sommers für den Südfriedhof Leipzig: Schäden und Verluste bei Birken, Fichten und Ebereschen. Vor allem betagte Bäume sind betroffen, so auch viele 100-jährige Buchen. Auch von den vielen üppigen Rhododendren, die das Bild des Südfriedhofs prägen, konnten nicht alle gerettet werden. Sie brauchen beständige Feuchtigkeit, die jedoch in den letzten beiden Sommern auch durch regelmäßiges Gießen nicht zu erreichen war. Nun bemühen sich die Stadtgärtner, den angegriffenen Pflanzen mit einem fachgerechten Schnitt zu helfen. An den verbleibenden Ästen sitzen sogenannte schlafende Augen, die nach dem Zurückschneiden Knospen bilden und neu austreiben.
Warum Rhododendren auf dem Leipziger Südfriedhof vertrocknet sind
Die Wurzel allen Übels liegt hier im wahrsten Sinne des Wortes im Boden. Die Wissenschaftler des Mitteldeutschen Klimabüros bescheinigen mit ihrem Dürremonitor den Böden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen derzeit eine ungewöhnliche Trockenheit bis schwere Dürre, allein für die 25 cm starke Oberbodenschicht. Das ist die Schicht, aus der die Pflanzen ihr Wasser beziehen. Sie sitzen also nach wie vor auf dem Trockenen, daran ändern auch die herbstlichen Regenfälle nicht viel - vor allem in der Stadt.
Pflanzen haben es in der Stadt einfach schwerer. Das meiste Regenwasser läuft über versiegelte Flächen, verschwindet dann in der Kanalisation und ist damit für Bäume und Sträucher verloren.
Grundwasserstand in Städten dauerhaft gesunken
Zudem entnehmen wir Menschen für unseren Bedarf Wasser - in den Städten deutlich mehr als auf dem Land. Dadurch ist der Grundwasserstand in urbanen Gebieten im Laufe der vergangenen Jahrhunderte abgesunken, sagt Dr. Sonja Knapp vom Umweltforschungszentrum in Halle. Sie ist Geoökologin und beschäftigt sich wissenschaftlich unter anderem mit der Vielfalt von Pflanzen in Städten als besonderem Lebensraum. Sie müssen mit einem ganz anderen Mikroklima zurechtkommen als ihre Verwandten im Wald:
In einem dichten Wald hält sich die Feuchtigkeit von vornherein viel besser. Da ist viel mehr Schatten.
Böden bis in zwei Metern Tiefe ausgetrocknet
Auf diesen Luxus müssen Bäume und Sträucher in der Stadt verzichten. Ob und wie sie dann die lang anhaltende Trockenheit überstehen, hängt unter anderem davon ab, wie sie beschaffen sind. Haben sie flache Wurzeln wie Fichte oder Birke, wird es für sie schon eng, sobald der Oberboden austrocknet. Arten, deren Wurzeln weiter in die Erde reichen wie die Herzwurzel der Buche oder die Pfahlwurzel der Tanne, können immer noch an tiefer gelegenes Grundwasser gelangen. Doch auch das ist inzwischen weit zurückgegangen, wie der Dürremonitor des Mitteldeutschen Klimabüros zeigt:
Inzwischen sind die Böden durch die Sommer 2018 und 2019 bis in zu einer Tiefe von 1,80 Meter trocken. Wir bräuchten sehr viel Regen, um das wieder aufzufüllen.
Bäume rollen Blätter ein, um sich zu schützen
Für Flachwurzler ist also noch lange kein Land, oder besser, Wasser in Sicht. Ihnen bleibt nur, die wenigen Tropfen aufzunehmen, die durch Gießen oder eben Regen den Weg in die obere Bodenschicht finden. Ist kein Wasser mehr vorhanden, versuchen die Bäume sich zu schützen. Sie rollen ihre Blätter ein oder lassen sie hängen, um die Verdunstungsfläche und die Angriffsfläche für das Sonnenlicht zu verkleinern. Hilft das nicht, werfen sie die Blätter ab. Zweige und Äste beginnen abzutrocknen, der Baum stirbt nach und nach ab.
Was wird im nächsten Jahr?
Die abgestorbenen Pflanzen zu ersetzen, vor dieser Aufgabe stehen jetzt die Landschaftsgärtner aller betroffenen Parkanlagen. Aus botanischer Sicht sieht Dr. Sonja Knapp für tief wurzelnde Arten die größte Chance, auch bei weiter anhaltender Trockenheit zu überleben. Kiefern zum Beispiel können bis zu zehn Meter in den Boden gelangen und auch Rosen sind in dieser Hinsicht Überlebenskünstler.
Bäume und Sträucher mit dickeren Blättern, die eine Wachsschicht haben, können sich vor Verdunstung schützen. Sie stammen meist aus dem mediterranen Raum und kommen daher gut mit Trockenheit zurecht.
Doch in vielen Parkanlagen wie dem Wörlitzer Park und dem Südfriedhof in Leipzig gilt es auch, denkmalschützerische Aspekte zu berücksichtigen und so Langlebigkeit und Ästhetik unter einen Hut zu bringen. Oder man muss den Tatsachen ins Auge sehen, wie der Direktor des Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau, Cord Panning:
Wenn man einfach kein Wasser mehr zum Wässern hat, weil der Grundwasserstand zu niedrig ist, wird es eng. Dann kann man den Park, so wie wir ihn heute haben und er über hunderte von Jahren gegärtnert wurde, nicht mehr halten.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. August 2019 | 07:30 Uhr