Psychologie Dark-Faktor: Alles Böse hat den gleichen Kern

"Das Böse ist immer und überall!" Hatte die Erste Allgemeine Verunsicherung in ihrem Song "Banküberfall" recht? Forscher haben den gemeinsamen Nenner von Egoisten, Narzissten und Sadisten gesucht.

Wütender Jugendlicher
Hat das Böse den gleichen Kern? Bildrechte: colourbox.com

Egoisten, Narzissten, Sadisten: Sie haben mehr gemeinsam, als man denkt. Forscher der Unis Koblenz-Landau, Ulm und Kopenhagen haben zusammen nach dem gemeinsamen Kern dieser schwierigen Persönlichkeitseigenschaften geforscht und ihn als sogenannten "Dark-Faktor" zusammengefasst: die dunkle Seite der Persönlichkeit, den gemeinsamen Kern vieler schwieriger Persönlichkeitseigenschaften.

Egoismus, Gehässigkeit, Machiavellismus, moralische Enthemmung, Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, Selbstbezogenheit und übertriebene Ansprüchlichkeit – ihr gemeinsamer Kern, den die Forscher kurz den "D-Faktor" nennen, beschreibt eine extreme Form der individuellen Nutzenmaximierung, das "über Leichen Gehen": Wenn Menschen ihren eigenen Nutzen über alles andere stellen, dabei Schaden für andere oder die Gesellschaft in Kauf nehmen und dies noch vor sich selbst rechtfertigen.

Morten Moshagen, der an der Universität Ulm die Abteilung "Psychologische Forschungsmethoden" leitet, fasst die Ergebnisse der Studie so zusammen.

Kernbestandteil dieses dunklen Faktors der Persönlichkeit ist ein übertriebener Egoismus, der negative Auswirkungen auf andere oder die Gesellschaft im allgemeinen hat. Dieser wird begleitet von Überzeugungen, die Schuldgefühle, Gewissensbisse und moralische Skrupel verhindern.

Prof. Morten Mortenshagen

Dark-Faktor-Analyse statt Einzel-Fragebögen

Bislang wurden Menschen mit solchen Persönlichkeitsstörungen in aufwendig ausgearbeiteten Fragebögen analysiert und diagnostiziert. Diese sind nach Auffassung von Professor Benjamin Hilbig von der Uni Koblenz-Landau und seinen Kollegen gar nicht nötig, da viele dieser Eigenschaften relativ wenig unterscheidet, wie ihre gemeinsame Studie mit 2.500 Versuchspersonen zeigt. Außer über Fragebögen wurde das Verhalten der Probanden unter anderem auch in Spielsituationen untersucht, wie im "Diktatorspiel", bei dem Teilnehmer Geld an sich und Unbekannte verteilen können.

Wer braucht den D-Faktor?!

Aber wo nützt die Kenntnis über den D-Faktor? Professor Morten Moshagen wertet beispielsweise den D-Faktor als Indikator für die Vorhersage von egoistischem und unehrlichem Verhalten: "Zugespitzt formuliert könnte man sagen, dass wenn ein Chef seine Mitarbeiter genüsslich herunterputzt, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er auch Geschäftspartner ausnutzt, Steuern hinterzieht oder seine Frau betrügt." Nützlich kann das Wissen um die schwierigen Verhaltensweisen eines Menschen auch bei der Personalauswahl in Unternehmen sein, die Menschen mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften suchen.

lfw

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Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 24. Oktober 2018 | 08:20 Uhr