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mRNA-Impfstoff von Moderna (Archivbild) Bildrechte: imago images/ZUMA Wire

Covid-19Corona-Deltavariante: Wie gut schützen Moderna und Biontech?

30. August 2021, 09:48 Uhr

Eine noch nicht begutachtete US-Studie sieht Hinweise, dass eine Biontech-Impfung nur noch zu 42 Prozent vor einer Delta-Infektion mit leichten Symptomen schützt, bei Moderna dagegen seien es 76 Prozent. Die Daten zeigen aber auch: Beide mRNA-Impfstoffe bieten weiterhin einen hohen Schutz vor schweren Erkrankungen, die eine Klinikeinweisung erforderlich machen.

Eine neue, noch nicht begutachtete Analyse von Patientendaten des Mayo-Klinik-Systems in fünf US-Bundesstaaten legt nahe: Die beiden in den USA zugelassenen mRNA-Impfstoffe büßen angesichts der Delta-Variante etwas von ihrer Schutzwirkung vor einer Infektion mit leichten Krankheitssymptomen ein. Demnach bietet eine Impfung von Biontech/Pfizer ab Tag 14 nach der zweiten Impfdosis nur noch zu 42 Prozent Schutz vor einer symptomatischen Infektion. Moderna biete dagegen noch 76 Prozent Schutz.

Beide Impfstoffe schützen aber nach wie vor offenbar sehr gut davor, so schwer an Corona zu erkranken, dass eine Einlieferung ins Krankenhaus notwendig wird. Im Vergleich zu Ungeimpften müssen mit Biontech geimpfte 75 Prozent seltener ins Krankenhaus, bei Moderna waren es 81 Prozent.

Forscher analysierten Daten von fast 650.000 Personen mit positivem PCR-Testergebnis

Das Team um Venky Soundararajan vom Datenanalyse-Unternehmen nference hat anonymisierte Patientendaten von insgesamt 645.109 Personen ausgewertet, die zwischen Januar und Juli 2021 per PCR-Test positiv getestet wurden in einer der Kliniken, die mit dem Mayo Clinic Health System verbunden sind. Die Krankenhäuser befinden sich in den US-Bundesstaaten Arizona, Florida, Iowa, Minnesota und Wisconsin. Die Autoren haben ihre Studie vorab auf dem Preprint-Server medRxiv zugänglich gemacht, eine Überprüfung durch unabhängige Wissenschaftler steht aber noch aus. Daher müssen die Ergebnisse noch mit Vorsicht betrachtet werden.

Für ihre Analyse haben die Forscher die Patientendaten jeweils zu exakt passenden Dreiergruppen zusammengestellt. Jede Gruppe enthielt dabei jeweils eine Person, die den mRNA-Impfstoff von Moderna erhalten hatte, eine, die mit Biontech/Pfizer geimpft worden war und eine ungeimpfte Person. Alle drei Personen stimmten jeweils in Bezug auf Alter, Geschlecht, ihre soziale Herkunft und bei den Impfungen in Bezug auf das Datum ihrer Erst- und Zweitimpfung überein. Insgesamt konnten so jeweils rund 25.600 Geimpfte und Ungeimpfte betrachtet werden hinsichtlich ihres Risikos, mit einem PCR-Test positiv auf Sars-CoV-2 getestet zu werden, in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden, intensivpflichtig zu werden oder zu versterben.

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Nur ein Covid-Todesfall unter 73.000 Geimpften

Über den gesamten Zeitraum von Januar bis Ende Juli seien mit Moderna Geimpfte zu 86 Prozent vor einer per PCR nachgewiesenen Infektion geschützt gewesen. Die Impfung von Biontech/Pfizer bot im gleichen Zeitraum 76 Prozent Schutz. Corona bedingte Krankenhauseinlieferungen habe eine Moderna-Impfung zu 91,6 Prozent verhindert, Biontech zu 85 Prozent. Der gesamte Datensatz zeigt lediglich einen Todesfall durch eine Covid-19 unter den insgesamt 73.500 betrachteten vollständig Geimpften im Vergleich zu vier Todesfällen unter 25.000 Ungeimpften. Die Todesrate bei den Ungeimpften lag also etwa 12 Mal so hoch, wie bei den Geimpften.

Allerdings habe sich das Bild im Zeitverlauf stark verändert, parallel zur Durchsetzung der Delta-Variante, die die zuvor vorherrschende Alpha-Variante verdrängt habe. Bei den im Juli in Minesota zu 70 Prozent an Delta erkrankten Patienten sei demnach der Schutz vor einer symptomatischen Infektion bei Biontech auf die bereits erwähnten 42 Prozent und bei Moderna auf 76 Prozent gesunken. Im direkten Vergleich zeige sich: Moderna senke das Risiko einer Durchbruchsinfektion um bis zu 60 Prozent gegenüber Biontech, schreiben die Forscher.

Absolute Zahlen von Durchbruchsinfektionen immer noch niedrig

Allerdings weisen Kommentatoren auf verschiedene Schwächen der Studie hin, auf die im nun anstehenden Review-Prozess vermutlich noch eingegangen wird. So enthält die Analyse bislang keine Aussagen dazu, wie lang die Impfung bei denjenigen zurück lag ist, die eine Durchbruchsinfektion erlitten haben, oder ob es einen Zusammenhang zum Alter der Betroffenen gab. Außerdem zeigen Grafiken zum Vergleich der Impfstoffe, dass die Effektivität der Vakzine im Lauf der Monate stark unterschiedlich ausfällt. In absoluten Zahlen zeigt sich zudem, das Impfdurchbrüche immer noch relativ selten waren. Unter 25.600 betrachteten Geimpften kam es zu insgesamt 106 Durchbruchsinfektionen bei Moderna und zu 220 bei Biontech/Pfizer.

Auch dazu, wie ob sich viele Geimpfte möglicherweise – etwa aufgrund ihres Berufs als Krankenpfleger im Gesundheitssystem – einem höheren Ansteckungsrisiko aussetzen mussten, trifft die Studie bislang keine Aussage. Dennoch sei zu untersuchen, ob möglicherweise die unterschiedliche Dosierung der Impfstoffe das Ergebnis erklären könne, schreiben die Forscher. Das mRNA Vakzin von Moderna ist etwas höher dosiert, zeigt dafür aber auch etwas stärkere Impfreaktionen.

(ens)

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