Älteres Paar im Herbst
Bleibt zusammen: Die Ehe hält in späten Jahren den Blutzuckerspiegel unten. Bildrechte: imago images/CHROMORANGE

Länger und gesünder leben Warum die Ehe gut gegen Diabetes ist und schwache Herzen stärkt

07. Februar 2023, 14:19 Uhr

Verheiratet sein, kann viele Vorteile haben. Das gilt sogar, wenn die Ehe nicht glücklich ist, haben Forscherinnen jetzt am Beispiel von Diabetes herausgefunden. Allerdings haben sie nur ältere Paare untersucht.

Einsamkeit, vor allem im Alter, ist Gift für die Gesundheit. Das ist in vielen Studien untersucht und bestätigt worden. Verheiratet sein hat dagegen einige Vorteile. Bereits im vergangenen Jahr zeigte ein deutsches Forschungsteam, dass Menschen mit schwachem Herzen länger leben, wenn sie das als Ehepaar tun. Dr. Katherine J. Ford von der Universität Luxemburg und Annie Robaille von der University of Ottawa, Kanada, haben in einer Langzeitstudie herausgefunden, dass das Zusammenleben mit einem Ehepartner gut ist, um den Blutzuckerspiegel niedrig und den Diabetes fernzuhalten.

Wen und was hat das Team untersucht?

Ford und Robaille untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen Familienstand und Familienqualität mit durchschnittlichen glykämischen Werten bei älteren Erwachsenen gibt. Die Studie lief über einen Zeitraum von neun Jahren ab 2004 und verwendete Daten von 3.335 Erwachsenen im Alter von 50 bis 89 Jahren ohne zuvor diagnostizierten Diabetes, drei Viertel davon verheiratet oder in Lebensgemeinschaft. Sie alle stammen aus Großbritannien, denn dort lagen als Ausgangspunkt ab 2004 erstmals Biomarker-Daten aus der Langzeitbeobachtung "English Longitudinal Study of Aging" vor.

Bis 2013 erhoben die Forscherinnen in mehreren Wellen weitere Daten, darunter auch zum Zustand der Ehe (eher Belastung oder Unterstützung), zu Einkommen, Beschäftigung, Rauchen, körperlicher Aktivität, Depressionen, Body-Mass-Index (BMI) und anderen sozialen Beziehungstypen. Zusätzlich besuchten sie die Probanden und nahmen Blutproben, um ihren HbA1c (durchschnittlicher glykämischer oder Blutzucker) zu messen. Am Ende lagen also jede Menge Informationen vor. Und als Ford und Robaille sie zusammenfügten und auswerteten, stellte sich heraus: Verheiratet sein ist für Frauen und Männer mit deutlich niedrigerem Blutzuckerspiegel verbunden (Abnahme des HbA1c-Spiegels um 0,21 %). Und das ganz unabhängig von der Qualität der Beziehung.
Eine Scheidung oder der Verlust eines Partners hatten die entgegengesetzte Wirkung.

Beobachtungstudie kann keine Ursache feststellen       

Die Stärke der Untersuchung liegt nach Aussagen des Teams in der "Verwendung von HbA1c als Ergebnismaß im Vergleich zu selbst berichteten Diagnosen". Allerdings kann trotz dieser Messung und der erhobenen Daten in dieser Beobachtungsstudie keine eindeutige Ursache festgestellt werden. Eine weitere Schwäche liegt in der Abwanderung der Probanden. Nach der 2. Befragungswelle musste die Hälfte der Stichprobe ausgeschlossen werden, da sie keine neuen Biomarker-Daten mehr lieferten. Möglich sei auch, so die Forscherinnen, dass sich Menschen mit schlechterem Gesundheitszustand eher scheiden ließen.

Bleibt zusammen – gegen alle Widerstände

Trotz dieser Einschränkungen sehen Ford und Robaille ihre Studie als klaren Hinweis darauf, wie wichtig eine Ehe oder Lebensgemeinschaft im Alter ist. Sie fordern daher "eine verstärkte Unterstützung für ältere Erwachsene, die den Verlust einer ehelichen/gemeinsamen Beziehung durch Scheidung oder Trauer erleben". Auch der Abbau "negativer Stereotype über romantische Beziehungen im späteren Leben" ist nach ihrer Schlussfolgerung nicht nur gut gegen Altersdiskriminierung, sondern auch, um Gesundheitsrisiken zu vermindern. Und von beidem hätte die ganze Gesellschaft etwas, vermutlich nicht nur finanziell.  

Infos/Studien

Die Studie "How sweet is your love? Disentangling the role of marital status and quality on average glycemic levels among adults 50 years and older in the English Longitudinal Study of Ageing" ist in "BMJ Open Diabetes Research & Care" erschienen.
DOI: 10.1136/bmjdrc-2022-003080

Der HbA1c-Wert sagt in Prozent aus, wie viel Blutzucker sich in den letzten zwei bis drei Monaten an die roten Blutkörperchen gebunden hat. Deshalb ist er vor allem für Menschen mit Diabetes von Bedeutung. Ein HbA1c über 6,5 % gilt außerdem als Diagnose für Diabetes mellitus. (Quelle: diabetesde.org)

rr/pm

Podcast Kekulés Gesundheits-Kompass 61 min
Bildrechte: MDR/Stephan Flad

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR UM 4 | 12. Januar 2023 | 17:54 Uhr