Diabetes-Medikament Ozempic
Das Diabetes-Medikament Ozempic wird entgegen seiner offiziellen Zulassung zunehmend als Abnehmhilfe verschrieben. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press

Medikamentenmissbrauch Semaglutid: Engpass bei Diabetes-Mittel wegen Nutzung als Abnehmhilfe

31. Mai 2023, 10:09 Uhr

Weil das verschreibungspflichtige Diabetes-Medikament Semaglutid vermehrt als Abnehmhilfe genutzt wird, besteht aktuell ein Lieferengpass für das Präparat. Nach Angaben von David Francas, Professor für Daten- und Lieferkettenanalyse an der Hochschule Worms, wird Semaglutid gehypt, weil man gemerkt habe, dass man es auch zum Abnehmen nutzen könne. Deshalb habe man plötzlich "einen Off-Label-Use für das Medikament, der auch die Nachfrage treiben kann".

Bei einem "Off-Label-Use" - also einer anderen Verwendung als auf dem Etikett angezeigt - wird ein Arzneimittel gegen eine Krankheit eingesetzt, für die es gar nicht zugelassen ist. Semaglutid ist in Europa seit 2018 als Diabetes-Medikament "Ozempic" zugelassen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Anfang 2022 wurde Semaglutid in der EU unter dem Markennamen "Wegovy" auch als Mittel zur Gewichtsreduktion bei Menschen mit Adipositas und Übergewicht zugelassen. In Deutschland ist "Wegovy" allerdings gar nicht erhältlich, weswegen Ärzte Abnehmwilligen das Diabetes-Medikament "Ozempic" verschreiben.

Semaglutid wurde in den vergangenen Monaten in sozialen Netzwerken gehypt, weil Prominente wie Elon Musk so abgenommen haben sollen. Seither stieg die Nachfrage nach dem Medikament stark an. In einer im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Studie verloren Patienten, die begleitend zu Änderungen in der Ernährung eine Dosis Semaglutid pro Woche erhielten, im Schnitt nach 68 Wochen etwa 15 Prozent Gewicht. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) warnte Ende 2022 jedoch vor Risiken und Nebenwirkungen einer "nicht freigegebenen, unkontrollierten Anwendung". Experten kritisierten das Verschreiben eines Anti-Diabetikums für Abnehmwillige als Unding und appellierten an die Verantwortung der Ärzte.

dpa