Grafik, die einen Planeten zeigt, der vom Licht zweier naher Sterne überstrahlt wird.
Das helle Licht von Doppelsternen könnte den kleinen Schatten erdgroßer Planeten leicht überstrahlen, glauben US-Forscher. (Künstlerische Darstellung) Bildrechte: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva

Exoplaneten Wahrscheinlich doppelt so viele Erden, wie bisher angenommen

29. Juni 2021, 12:52 Uhr

Planeten von der Größe der Erde könnten in unserer galaktischen Nachbarschaft doppelt so häufig sein, wie bisher angenommen. Wahrscheinlich haben wir viele Planeten in Doppelsternsystemen übersehen.

Bei der bisherigen Suche nach Exoplaneten in unserer galaktischen Nachbarschaft könnten Astronomen etwa jeden zweiten erdgroßen Planeten übersehen haben. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der NASA und der National Science Foundation das USA in einer neuen Studie im Fachmagazin "Astronomical Journal". Betroffen sind solche erdgroßen Exoplaneten, die in Doppelsternsystemen um einen der zwei Sterne kreisen. Mit der gängigen Transitmethode sind sie offenbar nur schwer aufzuspüren, weil das Licht der beiden Sterne zu hell strahlt.

Viele Sterne in Wirklichkeit Doppelsterne

Die Wissenschaftler um Katie Lester vom Ames Forschungszentrum der NASA hatten Daten des Weltraumtelekops Tess mit weiteren Teleskopen überprüft. Tess ist ein Satellit, der das Licht von Sternen in der galaktischen Umgebung des Sonnensystems auf winzige Schwankungen hin untersucht. Solche Lichtschwankungen können verursacht werden von Planeten, die vor der Lichtscheibe ihres Sterns vorüberziehen. Mit diesem als "Transitmethode" bekannten Vorgehen wurden bereits tausende Exoplaneten entdeckt.

Lester und ihre Kollegen untersuchten solche Systeme, bei denen Tess Hinweise auf Exoplaneten gefunden hatte, nun mit den Zwillingsteleskopen des Gemini Observatoriums. Dabei handelt es sich um zwei Großteleskope mit einem Hauptspiegel von jeweils 8 Metern, die extrem lichtempfindlich sind. Da eines der beiden Teleskope auf der Nordhalbkugel auf Hawaii stationiert ist und sich das andere in Chile befindet, können Astronomen Sterne in extrem hoher Auflösung beobachten.

So entdeckten sie, dass etwa 73 Systeme, die Tess als mögliche Heimat von Exoplaneten identifiziert hatte, in Wirklichkeit Doppelsterne waren. "Mit den 8,1-Meter-Gemini-Teleskopen bekamen wir Bilder der Sterne in extrem hoher Auflösung. So konnten wir Sterne und ihre Begleitsterne voneinander unterscheiden, die in extrem kleiner Distanz zueinanderstehen", sagt Lester.

50 Prozent mehr erdgroße Planeten möglich

Als sie die Daten dann näher analysierten, stellten die Forscher fest: Bei gewöhnlichen Systemen mit nur einem Stern hatte Tess oftmals Hinweise auf Planeten aller Größenordnungen gefunden. Bei Systemen, die sich als Doppelsterne herausstellten, hatte das Weltraumteleskop aber nur Hinweise auf Gasriesen entdeckt. Darauf folgerten die Astronomen: Erdgroße Exoplaneten könnten in solchen Systemen schlicht übersehen werden, weil das Licht der beiden Sterne zu hell strahlt, um bei einem Transit abgedimmt zu werden. "Weil etwa 50 Prozent aller Systeme Doppelsterne sind, haben wir bislang wahrscheinliche eine große Menge erdgroße Planeten übersehen", bilanziert Katie Lester.

(ens)

Zur Studie

1 Kommentar

part am 29.06.2021

Das Weltall ist unendlich, ebenso die Anzahl der wahrscheinlichen Galaxien. Wir befinden uns immer noch in einem winzigen Arm eines Spiralteil einer Galaxie, die um ein schwarzes Loch kreist. Nur Raum und Zeit trennen uns von anderen Galaxien, wobei noch niemand genau weis, wie das mit dem Wurmloch praktisch funktioniert. Ich glaube nicht, dass wir allein sind in den Weiten des Weltalls, aber es ist eben auch die Zeit und nicht nur die Entfernung, die die Begegnung fremder Zivilisationen einander vorbei verlaufen lässt, denn Zivilisationen sind wahrscheinlich endlich.

Illustration eines Exoplaneten: Braun-grauer Planet mit kleinen Wolkenfeldern und Eiskappen vor schwarz-grauem, dunklen Hintergrund, dem Weltall.
Irgendwie erdenähnlich, irgendwie ganz exotisch: Illustration des Exoplaneten Kepler-62f, der 2013 entdeckt wurde. Auch hier wird Wasser vermutet. Bildrechte: NASA/Ames/JPL-Caltech