Illustration Exoplanet
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Kepler-160 Vermutlich lebensfreundlich: Bester Kandidat für Erde 2 entdeckt

09. Juni 2020, 11:10 Uhr

Astronomen haben einen erdähnlichen Exoplaneten entdeckt, der sich in lebensfreundlichem Abstand um einen Stern von der Größe der Sonne dreht. Das System ist 3.140 Lichtjahre von uns entfernt und unserem Erde-Sonne-System so ähnlich wie kein anderes Paar aus Stern und Planet, das wir bisher kennen.

Könnte er tatsächlich Leben beherbergen? Der Exoplanet KOI-456.04 erfüllt einige besondere Bedingungen, wie wir sie von der Erde kennen. Er ist nicht nur ein Felsenplanet mit nicht ganz der doppelten Größe unserer Heimat. Er dreht sich zudem auch in der sogenannten habitablen Zone um seinen Stern, also dem Bereich, in dem Wasser in flüssigem Zustand vorkommen kann. Noch dazu ist sein Stern der Sonne sehr ähnlich, der Planet bekommt also genügend Energie ab und wird nicht von gefährlichen Sonnen-Eruptionen bedroht. Entdeckt hat diesen Planeten ein Team von Astronomen unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen. Die Studie erscheint jetzt im Journal Astronomy & Astrophysics.

Rote Zwerge sind lebensfeindliche Sterne für ihre Planeten

Forscher haben mittlerweile über 4.000 Exoplaneten entdeckt und beschrieben. Sehr viele von ihnen sind Gasriesen wie Jupiter oder Saturn, selbst also nicht bewohnbar. Es gibt aber auch erdähnliche Planeten, also solche, die aus Gestein bestehen und etwa die Größe unserer Heimat haben. Die bislang bekannten Exemplare diesen Typs drehen sich aber nahezu ausschließlich um sogenannte rote Zwerge, also sehr kleine Sterne, die vor allem infrarotes Licht abgeben. Sie sorgen nicht gerade für lebensfreundliche Bedingungen auf ihren Planeten.

Infografik, die das Verhältnis Stern, Planet und Temperaturen im Vergleich von Sonnensystem mit dem System Kepler-160 darstellt.
Bildrechte: MPS/René Heller

Zum einen liegt die habitable Zone eines roten Zwergs sehr dicht beim Stern, so dass dessen Schwerkraft die Rotation der Planeten bindet. Diese drehen ihrem Zentralgestirn also immer die gleiche Seite zu, wodurch extreme klimatische Unterschiede auf der Oberfläche entstehen dürften. Zudem neigen rote Zwerge auch zu starken Sonnenstürmen. Es kommt also häufig zu Eruptionen auf der Sternoberfläche, bei der große Mengen Energie und Strahlung ins Weltall geschleudert werden. Sie treffen auch die Planeten und würden dort möglicherweise entstandenes Leben mit einem Handstreich auslöschen.

Spezielle Datenanalyse machte neue Exoplaneten sichtbar

Kepler-160 hingegen ist ein Stern von der Klasse der Sonne. Er hat etwa ihren 1,1-fachen Radius, eine Oberflächentemperatur von 5.200 Grad Celsius (unsere Sonne hat 5.500 Grad Celsius) und ist beinahe genauso hell wie die Sonne. Entdeckt hat ihn bereits vor einigen Jahren das Kepler-Weltraumteleskop. In dessen Daten ließen sich bereits die beiden Begleiter Kepler-160b und Kepler-160c nachweisen. Beide sind deutlich größer als die Erde und drehen sich sehr eng um ihren Stern, es ist also sehr heiß auf ihnen. Die Messungen deuteten aber auf weitere Begleiter hin.

Also nahm ein Team um den Göttinger Astronomen René Heller die Daten nochmal genauer unter die Lupe. Die Wissenschaftler haben eine besondere Berechnungsmethode entwickelt, um Hinweise auf übersehene, kleine Planeten aus den Daten herauszufiltern. "Unsere Auswertungen zeigen, dass sich dort mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar zwei weitere Planeten befinden", sagt der Max-Planck-Forscher. Eine davon trägt jetzt den vorläufigen Namen KOI-456.04*, eine möglicherweise bewohnbare Gesteinswelt. Noch ist nur zu 85 Prozent sicher, dass dieser Planet tatsächlich existiert, denn direkt beobachtet werden konnte er nicht. Gibt es ihn, hat er einen etwa 1,9 fachen Radius der Erde und dreht sich in 378 Tagen um seinen Stern.

Mögliche Planetenatmosphäre wäre im Schnitt 5 Grad Celsius warm

"KOI.456.04 ist mit 1,9 Erdradien vergleichsweise groß gegenüber manch anderen Planeten, die als lebensfreundlich gelten. Aber in Kombination mit seinem sonnenähnlichen Heimatstern Kepler-160 erscheint das System dem Gespann aus Sonne und Erde so ähnlich wie kein anderes Paar aus Stern und Planet, das wir kennen", sagt Heller. Der Planet erhält etwa 93 Prozent des Lichts der Erde. Wenn er eine erdähnliche Atmosphäre besitzt, dürfte die Durchschnittstemperatur auf seiner Oberfläche etwa 5 Grad Celsius betragen.

Update 9.6.: In der ursprünglichen Fassung dieses Beitrags war vom Planeten Kepler-160d die Rede. Diese Bezeichnung war so nicht korrekt. Der Astronom René Heller schreibt uns dazu: "Der Stern heißt Kepler-160 und die bereits bekannten Planeten hießen Kepler-160b und Kepler-160c. Wir haben jetzt zwei neue Objekte gefunden, beides wahrscheinlich Planeten. Den einen nennen wir Kepler-160d und der andere heißt KOI-456.04. Bei diesem ungefähr 1,9 mal so großen Objekt wie die Erde sind wir uns “nur” zu 85% sicher, das es überhaupt existiert. Damit das Signal aber einem Planeten zugeschrieben werden könnte, müssten wir zu 99% sicher sein. Daher bleibt das Signal vorerst nur ein Planetenkandidat oder im Exoplaneten-Sprech: ein “Kepler Object of Interest” (KOI), nämlich das mit der Startnummer 04 um den Stern Kepler-160 (auch bekannt als KOI-456). Daher der Name des neuen Exoplaneten-Kandidaten, KOI-456.04."

2 Kommentare

Toxzh am 09.06.2020

Biologisch sind wir noch Lichtjahre davon entfernt. Wenn man jedoch den Fortschritt der Technik berücksichtigt kommt man der Vorstellung immer näher. Ich bin gespannt welche Hürden mit Quanten Computer übersprungen werden.

ROGYMAX am 08.06.2020

3140 Lichtjahre!! Das ist ja sozusagen "um die Ecke" ;-))
Um nach heutiger Technik auch nur die Strecke von 1 Lichtjahr mit einem modernen Raumschiff zurück zu legen, benötigte der Mensch etwa 16.000 Jahre!
Das sollte vielleicht doch mal erwähnt werden, bei allem Respekt vor den wissenschaftlichen Leistungen der modernen Astronomie! :-))