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In Kräutern wie Thymian oder Salbei steckt großes Heilpotential. Bildrechte: imago images / Panthermedia

Spitzwegerich, Thymian, Salbei & Co.Erkältungsmittel selbst gemacht

15. März 2020, 05:00 Uhr

Auch wenn derzeit mit dem durch das Corana-Virus ausgelösten Covid-19 nur eine Erkrankung die Aufmerksamkeit absorbiert. Es gibt sie trotzdem noch, die ganz gewöhnliche Erkältung mit laufender Nase und kratzendem Hals. Und wenn auch die Symptome ähnlich sind, können ganz verschiedene Viren die Auslöser sein. Deshalb hilft auch kein Anti-Bakterium. Wohl aber können Hausmittel Linderung bringen. Und die kann man auch selbst anfertigen.

von Hartmut Schade

Selbstverständlich stelle er seine Mittel gegen Erkältungen selber her, sagt Dr. Tobias Bonitz vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Uni Leipzig. Doch helfen sie wirklich genauso gut wie käufliche Präparate? Der Wissenschaftler ist sich sicher: "Wenn man sich selber um seinen Körper kümmert und seine Heilung aktiv in die Hand nimmt, hat man ja einen verstärkten Placebo-Effekt. Von daher möchte ich die Frage mit ja beantworten."

Mehr als nur Placebo-Effekt

Doch steckt mehr als nur der Placebo-Effekt hinter selbstgemachten Erkältungsmitteln. Beispielsweise hinter Bonitz' persönlichem Favoriten, einem Tee aus Hagebuttenschalen, Mädesüß-, Holunder- und Lindenblüten: "Um eben das Immunsystem fit zu machen. Durch die Wärme des Tees die Schleimhäute gut zu durchbluten, dass die vorbereitet sind. Und dort mach ich persönlich auch noch immer gern ein wenig Ingwer hinzu, der mit seinen Scharfstoffen auch die Durchblutung fördert." In solch gut durchbluteten Schleimhäuten sammeln sich Immunzellen. Sie sind also gleich vor Ort, wenn wir irgendwelche Erkältungsviren einatmen.

Spitzwegerich - ein Superhustenmittel

Nur leider blühen derzeit weder Linden noch Holunder. Hilflos ausgeliefert ist man den Viren trotzdem nicht, sagt Martina Milisavlevic: "Vor allem ein Kraut kann ich Ihnen zeigen, das wächst den ganzen Winter, das ganze Jahr über, finden sie immer: der Spitzwegerich - ein Superhustenmittel." Die ausgebildete Kräuterpädagogin bietet regelmäßig Kurse über Heilkräuter an. Jetzt steht sie im Nachbarschaftsgarten "Annalinde" in Leipzig und zupft einige Blätter Spitzwegerich: "Spitzwegerich hat die Eigenschaft, dass es auch noch Schleimstoffe in sich hat. Und hilft bei Reizhusten, entzündetem Hals etcetera. Ich zeige ihnen mal eine  Kulturpflanze, die ungefähr vergleichbar ist mit dem Spitzwegerich."

Thymian bei Reizhusten

Auf einem Hochbeet wenige Schritte weiter steht winterharter Thymian. Hilft ebenfalls bei Reizhusten, während der Salbei vom Beet nebenan besser bei schleimigem Husten in den Tee kommt. Dazu Milisavlevic: "Also Salbei hat eine starke antibakterielle Wirkung, ist also auch ein gutes Hustenmittel. Aber man sollte einfach den Unterschied kennen. Wenn man Reizhusten hat, bitte keinen Salbei."

Zubereitung als Tinktur

Auch Salbei ist stark antibakteriell. Bildrechte: imago/blickwinkel

Den frisch gesammelten Spitzwegerich könnte man einfach mit heißem Wasser übergießen und als Tee trinken. Martina Milisavlevic favorisiert die Zubereitung als Tinktur: "Wenn ich von Tinkturen rede, meine ich damit einen alkoholischen Auszug. Ungefähr 38- bis 40-Prozentiger entzieht dem Kraut genau die Stoffe, die ich haben möchte." Normaler Korn oder Wodka reiche völlig aus, erklärt die Kräuterexpertin, während sie die Spitzwegerichblätter kleinzupft: "In das Glas tue ich ungefähr ein Teil Kraut und gieße das auf, mit dem Wodka in diesem Fall, dass das Kraut zugedeckt ist. Ungefähr zwei Teile, dann schraube ich das zu. Und lass das drei bis fünf, sechs Wochen ziehen."

Eine alkoholfreie Variante lässt sich mit Apfelessig und Honig herstellen. "Diese Tinktur kann ich nachts drei Tropfen direkt in den Mund gegen Reizhusten geben - dann kann man schöner weiterschlafen - oder verdünnt in einem Glas Wasser."

Gurgeln mit Salbei

Der Reizhusten ist die wohl lästigste, aber beileibe nicht einzige Form der Erkältung. Meist kündigt sie sich mit Halsschmerzen an. Dann ist Gurgeln mit dem antibakteriellen Salbei ein probates Mittel, sagt Tobias Bonitz. 

Die Malve (Alcea althaea). Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Sind Hals und Rachen erst einmal rau, kratzig und entzündet, dann kocht er sich einen Sud aus Malven. Milisavlevic: "Die Malve ist eine alte deutsche Pflanze, in Bauerngärten zu finden. Hierbei ist zu beachten, dass man den Auszug aus der Malve kalt ansetzen sollte, damit die Schleime extrahiert werden können. Denn, wenn man die Malve heißt auskocht, löst sich die Stärke und man erhält ein sehr schleimiges, schlecht herunterzuschluckendes Gebräu."

Knoblauch und Bärlauch fürs Immunsystem

Malven, Kamille, Mädesüß, Linden- und Holunderblüten - nichts davon wächst derzeit. Thymian und Salbei haben den milden Winter zwar gut überstanden, aber der Anteil an wirksamen ätherischen Ölen ist viel geringer als im Sommer. Abwarten und keinen Erkältungstee haben ist aber auch keine Lösung. Man kann sein Immunsystem aber mit Knoblauch und Bärlauch in Schwung bringen. Ihre Senföle aktivieren die Schleimhäute. Milisavlevic erklärt: "Und dadurch dass er bakterizid wirkt, also gegen Bakterien gerichtet, hilft er, den Körper zu entlasten. Die Immunzellen müssen sich nicht so sehr auf die Bakterien konzentrieren und stehen dadurch mehr für diese Erkältungsviren zur Verfügung."

Honig mit Thymian gegen Husten

Gleichfalls antibakteriell wirkt Martina Milisavlevics Lieblingshustenmittel: Honig mit Thymian. Entweder Thymiantee mit Honig süßen oder bereits im Sommer einige Thymianzweige in flüssigen Honig einlegen. "So ein Löffel Thymianhonig ist auch eine schöne Alternative zu Hustensaft oder Tinkturen." Auch Zwiebelsaft hilft vorzüglich gegen Husten, sind sich die Kräuterexpertin und der Pharmakologe einig. Beide empfehlen auch Zwiebelsäckchen bei einer Mittelohrentzündung.

Man kann also aktiv werden gegen seine Erkältung. Und der selbst gemachte Tee hat jenseits aller Placebo-Effekte einen unschätzbaren Vorteil: Man kann ihn exakt auf die jeweilige Erkältungsphase und auf seinem Geschmack abstimmen. 

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