Weltklima Studie zeigt, wie für EU-Importe der Regenwald in Brasilien abgeholzt wird

16. April 2021, 10:28 Uhr

Europäer kritisieren gerne laut, wenn Brasilien seinen tropischen Wald rodet. Eine neue Studie zeigt jetzt aber: Die EU ist weltweit der zweitgrößte Importeur von Produkten, die auf den gerodeten Flächen angebaut werden.

Brandrodung Amazonas Regenwald 3 min
Bildrechte: imago images/ZUMA Wire

Die Menschheit sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt. Eine neue Studie der Naturschutzorganisation "World Wildlife Fund" (WWF) zeigt: vor allem für europäische Importe wird der tropische Lebensraum zerstört. Christine Scholl ist WWF-Expertin für nachhaltige Lieferketten und sagt: "Die EU nimmt den zweiten Platz bei den Importen ein." 16 Prozent der Importe für die Wald gerodet wird, gehen in die Mitgliedsstaaten. "Vor der EU findet sich auf der Liste nur China mit 24 Prozent. Nach ihr folgt in recht großem Abstand Indien mit 9 Prozent und den USA mit 7 Prozent."

Und wer liegt innerhalb der EU auf Platz eins der Waldzerstörer? Deutschland. Als größte Volkswirtschaft sind wir mit Abstand für die meiste Entwaldung durch Importe verantwortlich.

80 Prozent der Rodung für die Landwirtschaft

Besonders in Brasilien, Indonesien und Paraguay müssen für unseren Konsum Bäume weichen. Auch für welche Produkte die meiste Waldfläche draufgeht weiß Christine Scholl: "Vor allen Dingen Soja, was hier zu über 80 Prozent als Tierfutter genutzt wird. Aber auch Palmöl, was in ganz vielen unterschiedlichen Waren vorhanden ist, zum Beispiel in Lebensmitteln wie Margarine, in Körperpflege wie zum Beispiel in Shampoo, aber auch viel im Biosprit, also in unseren Tanks."

Weitere Rohstoffe die relevant seien: Rindfleisch, Holzprodukte, Kaffee und Kakao. 80 Prozent der Entwaldung werde durch die Landwirtschaft und diese weiterschreitende Ausbreitung von Acker und Weideflächen gesteuert. Flächen, auf denen also auch das Futtermittel für unsere Tiere angebaut wird.

Entwaldungsfreie Lieferketten

Damit unsere Hühner viele Eier legen, die Kühe ordentlich Milch geben und Schweine möglichst fett werden, müssen die Tiere effizient ernährt und gemästet werden. Dazu brauchen die Bauern vor allem eiweißhaltiges Futter. Soja ist so eine Eiweißpflanze. Und sie wächst besonders gut in den Tropen – auf riesigen Plantagen.

Aber wie kann die Abholzung gestoppt werden? Der WWF fordert zunächst vor allem erst einmal ein europaweites Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten. Das würde auch die Holzfäller in den Tropen dazu zwingen, nachhaltig zu wirtschaften. Politik und Unternehmen müssten sich dazu verpflichten, keine Produkte mehr ins Regal zu stellen, für die Regenwald abgeholzt wurde.

Biofleisch und einheimische Futtermittel

Die zweite Forderung: weniger Fleischkonsum und wenn, dann Bio. Denn beim Biofleisch wird zumindest sichergestellt, dass das Futter für die Tiere im eigenen Betrieb angebaut wird, oder von anderen Biohöfen zugekauft wird. Und ein weiterer Lösungsansatz könnte sein, Eiweißpflanzen einfach vermehrt im eigenen Land anzubauen.

Christine Scholl vom WWF sagt: "Eine unserer Studien zeigt auch, dass 65 Prozent der Importe durch heimische Eiweißfuttermittel abgedeckt werden könnten, also durch heimische Leguminosen und Ölsaaten." Zurzeit ist es aber leider einfach noch rentabler, Weizen anzubauen und zu exportieren, statt Eiweißpflanzen anzubauen und für die eigene Landwirtschaft zu behalten. Und so sägen wir also erst einmal fleißig weiter.

WWF: Stepping Up? The continuing impact of EU consumption on nature worldwide, Link zur Studie

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