Xandra, Ylenia und Zeynep Tiefs sorgen für extremen Sturm in Mitteldeutschland

17. Februar 2022, 11:58 Uhr

Der Winter ist die Zeit für extremes Wetter: Gleich drei Sturmtiefs in Folge treffen bis Freitag auf Mitteldeutschland und werden für orkanartige Böen sorgen. Wie schlimm es genau wird, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Die Fachleute sprechen von einer "dynamischen Lage". Sicher ist jedoch, dass es insbesondere in den Mittelgebirgen ungemütlich wird.

Schwere Stürme im Winter sind ganz normal, dass aber gleich drei hintereinander über Mitteldeutschland hinwegfegen, ist dann doch etwas seltener der Fall. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt in seiner Unwetterwarnung vor schwerem Sturm mit Böen in Orkanstärke und Dauerregen.

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Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert laufend über die Warnsituation in Deutschland. Regionale Warnungen werden sehr kurzfristig herausgegeben, um möglichst genau sein zu können. Wenn Sie einen Punkt auf der Karte auswählen, werden Ihnen die entsprechenden Warnungen angezeigt.

Anhaltender Sturm dank Kette von Tiefdruckgebieten

Die Meteorologinnen und Meteorologen sprechen vor einem lang anhaltenden Sturm-Zeitraum bis zum Samstag. Das erste Tief Xandra ist bereits am Mittwoch über Deutschland angekommen und hat viel Regen mitgebracht. Am Abend zieht dann das Windfeld von Ylenia aus Westen heran und findet seinen Höhepunkt in der zweiten Nachthälfte. Ab Donnerstagvormittag flacht der Wind dann etwas ab, könnte aber gleich wieder zunehmen. Denn am Freitagabend kommt dann noch der sogenannte Schnell-Läufer Zeynep hinterher. Doch dessen Stärke lässt sich nur schwer einschätzen. Insgesamt herrscht eine "dynamische Lage", sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich.

Besonders heftige Orkan-Böen dürften Mittwochnacht in jedem Fall die Mittelgebirge treffen – also insbesondere das Erzgebirge, den Thüringer Wald und den Harz mit dem Brocken als besonders exponierten Punkt. Dort können sogar Windstärken bis zu 160 km/h erreicht werden. Doch auch in den Niederungen kann es Friedrich zufolge in der Nacht zum Donnerstag orkanartige Böen und Orkanböen mit bis zu 120 km/h geben.

Die Sturmtiefs bringen auch eine Menge Regen mit, der in den Mittelgebirgen noch zum schmelzenden Schnee hinzukommt. Der Deutsche Wetterdienst rechnet in der Summe mit Abflussmengen bis 50 Liter in 30 Stunden. Das liege noch knapp unter der Unwetterschwelle, so Friedrich.

Besonders große Sorgen macht man sich angesichts der Orkankette im Norden. In Hamburg hat es immerhin vor genau 60 Jahren die schlimmste Sturmflut der Stadtgeschichte gegeben. Doch die Fachleute beruhigen: Die Wettersituation unterscheidet sich zu der von damals. Dennoch erwartet der DWD für Hamburg zunächst die höchsten Wasserstände. Im Elbegebiet soll das Hochwasser demnach Werte erreichen, die eineinhalb bis zwei Meter höher als das mittlere Hochwasser liegen.

Schnellläufer schwer einzuschätzen

Das Sturmtief Zeynep ist für die Meteorologinnen und Meteorologen nur schwer einzuschätzen. Fakt ist nur, dass es Mitteldeutschland ziemlich sicher in der Nacht von Freitag auf Samstag mit seinem Hauptwindfeld erreichen wird. Wie stark dieser Sturm dann sein wird, ist offen. Der Grund: Es handelt sich um einen sogenannten Schnellläufer. Das sind Randtiefs, die sich an einem Sturm- oder Orkantief bilden und dann rasant weiterziehen. In der Vergangenheit sind solche Schnellläufer teils zu heftigen Orkanen angewachsen, die schwere Schäden verursacht haben. Im Jahr 1999 hat etwa Schnell-Läufer Lothar ganze Wälder und zahllose Gebäude zerstört. Mehr als 100 Menschen sind in Europa gestorben.

Das Potential dieses Sturms ist tatsächlich außerordentlich. Wir hatten mit Lothar zum Beispiel 1999 ein Extrem. Dieses Tief war auch so ein Schnell-Läufer.

Sven Plöger, ARD-Wetterexperte

Doch ob es ähnlich dramatisch wird oder Zeynep etwas schwächer daherkommt, können die Fachleute erst kurz vorhersagen. Grund dafür sei eben die schnelle Entstehung – die Zyklogenese. Die große Frage sei dabei, wann und wo die Rotation beginne. Wettermodelle können das nur schwierig berechnen und zeigen dementsprechend unterschiedliche Verläufe an.

Bahn stellt Zugverkehr wegen Orkan Friederike bis vorraussichtlich 19 uhr ein - Anzeigetafel im Erfurter Hauptbahnhof
Reisende müssen mit Ausfällen bei der Bahn rechnen. Bildrechte: MDR/Werner G. Lengenfelder

In jedem Fall raten die Fachleute dazu, Respekt vor dem extremen Wetter zu zeigen und sich entsprechend zu verhalten. Wer etwa Reisepläne hat, sollte versuchen diese zu verschieben, da es voraussichtlich Einschränkungen im Bahn- und Flugverkehr geben wird. Außerdem sollte man bestenfalls ganz drinnen bleiben oder sich aber fern halten von Bäumen und Wäldern sowie Orten, an denen Gegenstände herumfliegen könnten.

Keine Zunahme von Wintersturm-Wetterlagen

Stürme im Winter sind nicht unüblich – ganz im Gegenteil. Auch wenn manch einer das Gefühl haben mag, dass es diesen Winter besonders stürmisch ist. Hat das vielleicht etwas mit der Klimaveränderung zu tun? Haben die Stürme deshalb womöglich zugenommen? Nein, sagen die Fachleute. Die Daten des DWD zeigten eindeutig, dass es keine große Zunahme von Sturm- und Orkantiefs gegeben hat.

Die Wintersturm-Wetterlagen über dem Atlantik zeigten einen ganz leichten Trend nach oben in den vergangenen Jahren, betrachtet man aber einen langen Zeitraum fällt das kaum ins Gewicht. Im 30-Jahre-Vergleich zeigt sich dem DWD zufolge sogar ein Rückgang der Sturmtage an Stationen wie Hannover oder Hamburg. Betrachtet man die Entwicklung seit 1880 zeigt sich, dass Nordwestlagen leicht abgenommen haben, die Westlagen stabil geblieben sind und es nur bei den Südwestlagen eine deutliche Veränderung gegeben hat. Das ist die Wetterlage, die intensive Warmluft nach Europa bringt.

(kk)

Umgeknickte Hochspannungsmasten 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

(kie)

1 Kommentar

ElBuffo am 16.02.2022

Die Experten können es also nicht exakt vorhersehen. Dann gehen also wieder welche spazieren. Diesmal gegen Sturm.