Alte Fotos liegen auf einem Tisch.
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Speichermedien Wie ihr digitales Familienalbum überlebt

23. April 2019, 10:56 Uhr

Kameras, Computer und Datenformate veralten stetig. Ist ein altes System kaputt, können Sie vielleicht die Fotos und Videos von ihren Kindern nicht mehr anschauen. Fünf Tipps, wie Sie Ihr digitales Familienalbum sichern.

Wer seit Anfang der 1990er PC-Besitzer ist, kennt das Phänomen: Inzwischen ist bereits der vierte oder fünfte Nachfolgecomputer angeschafft worden und auch das Betriebssystem ist nicht mehr das gleiche wie früher. Manche Bilder und Dokumente, die man mit den alten Rechnern erstellt hat, können heute nur noch schwer geöffnet werden. Die Datenträger sind kaputt oder die heutigen Programme verstehen die Dateien von damals nicht mehr.

Familienfotos sind davon zwar noch nicht betroffen: Erst seit Mitte der 2000er wird überwiegend digital fotografiert. Aber Hobbyfilmer, die in den 1990ern ihre Kinder mit einer VHS-Kamera gefilmt haben, dürften schon Probleme haben, die alten Filme anzugucken, wenn die Bänder nicht digitalisiert wurden.

Doch auch in der Digitalzeit ist nicht sicher: Halten die Festplatten lange genug? Sind die heute gängigen Foto- oder Videoformate in 30 Jahren noch lesbar?

Andreas Polze, Informatikprofessor am Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam hat ein paar Tipps, wie man sichergeht, dass die digitalen Familienerinnerungen auch in ein paar Jahrzehnten noch abrufbar sind.

1. Daten in der Cloud speichern

Cloud-Dienste wie die OneCloud von Microsoft, Google-Drive oder Dropbox werben damit, dass Daten in der Wolke sicherer gespeichert sind, als auf lokalen Datenträgern wie einer mobilen Festplatte. Grundsätzlich stimmt das auch, sagt Polze. "Man kann schon davon ausgehen, dass Daten dort nicht verloren gehen. Die dort abgelegten Daten werden mit Backups und Zuverlässigkeitsattributen ausgestattet, die man als Heimanwender eher nicht hat."

Problematisch ist eher der Datenschutz. Denn wo die Computer der Cloud in der wirklichen Welt stehen, entscheidet darüber, was die Betreiber oder staatliche Stellen mit den Daten anstellen dürfen. "Das führt vielleicht dazu, dass Bilder analysiert werden, ohne dass man das selber möchte. Ich würde da persönlich Vorsicht walten lassen, welche Daten ich in der Cloud platziere", sagt Polze. "Aber, es ist auf jeden Fall besser, als das alte Magnetband von damals anzuschauen und sich zu sagen, schade, dass kann ich mir jetzt nicht mehr anhören."

2. Einen sicheren Cloud-Anbieter wählen

Die besten Sicherungssysteme schützen die Nutzer nicht davor, dass die Firmen ihren Dienst einstellen. "Es gibt eine Reihe von Cloud-Anbietern, die frühe Prototypen kostenfrei am Markt etabliert hatten, inzwischen ihren Dienst aber eingestellt haben. Darunter waren große Unternehmen wie IBM oder Hewlett Packard", sagt Polze. "Auf der anderen Seite hat ein Cloudanbieter wie Amazon klare Verlässlichkeits-Attribute. Bei einem Unternehmen mit 70 Prozent Marktanteil kann man davon ausgehen, dass es langfristig bleibt. Das gilt auch für Microsoft oder die iCloud von Apple."

3. Daten auch lokal ablegen

Wer ganz sicher gehen will, sollte eine zweite Kopie seiner Filme und Bilder auf einem lokalen Datenträger ablegen, etwa auf einer mobilen Festplatte. Dabei muss die Haltbarkeit der Speichermedien beachtet werden. "Man spricht hier häufig von der Badewannenkurve", sagt Polze. "Die Geräte gehen gleich am Anfang kaputt, oder sie funktionieren eine lange Zeit. Man kann also davon ausgehen, dass ein Gerät, das die Anfangszeit überstanden hat, noch eine ganze Weile durchhält. Eine Weile heißt vielleicht zwei bis fünf Jahre, zehn Jahre ist schon am oberen Limit." Die Daten sollten daher regelmäßig überprüft und die Speichermedien auf ihre Funktion getestet werden.

4. Migrieren und konvertieren

Zeichnet sich das Ende eines Datenträgers oder eines Datenformats ab, müssen die gespeicherten Dateien auf eine neue Festplatte umkopiert oder das Format konvertiert werden. Fachausdruck dafür ist "Migration". Je regelmäßiger man seine alten Fotos und Videos migriert, desto unproblematischer. Ändert sich beispielsweise eine Windowsversion, ist es oft kein Problem, Datenformate zu lesen, die in der vorangegangenen Version aktuell waren.

Schwieriger wird es, je größer der zeitliche Abstand geworden ist. Das gilt vor allem für Schnittstellen, wie beispielsweise USB-Anschlüsse. "Ein heutiges Gerät ist sicher in zehn Jahren noch verfügbar. Wie es in 20 Jahren aussieht, da würde ich keine Wetten abgeben", sagt Polze. "Schauen Sie sich den Markt der Mobiltelefone oder den der Laptops an: Da wird USB-C als neues Schnittstellenformat eingeführt. Es hat Vorteile, doch für die älteren Formate USB 1 und 2 braucht man dann einen Adapter. Wie lange diese Adapter verfügbar sind, ist offen."

5. Ganz wichtige Dinge auf Papier

"Große IT-Dienstleister bieten an, Dokumente dokumentenecht auszudrucken und abzulegen in einem großen Lager", sagt Polze. Der Vorteil liegt auf der Hand: Papier lässt sich auch ohne Computer lesen, ist also ziemlich unabhängig von der technischen Plattform. Das mit hoher Qualität gedruckte Fotoalbum mit den Familienbildern bewahrt Erinnerungen auch für 50 Jahre sicher auf, wenn es nicht durch Unfälle beschädigt wird oder verloren geht.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 10. September 2018 | 16:10 Uhr