Flugzeug
Einer der beiden Forschungsflieger am Startplatz in Spitzbergen. Bildrechte: Alfred-Wegener-Institut/Stefan Hendricks

Forschung und Klimawandel Endlich: Leipziger Wissenschaftler fliegen über die Arktis

01. September 2020, 17:07 Uhr

Wie entstehen Wolken in der Arktis? Wie haben sich Temperaturextremwerte auf die Eisdecke der Arktis ausgewirkt, wird sie künftig dicker oder dünner? Fragen, auf die zwei Forschungsflüge mit ihren Messungen Antworten bringen sollen. Die Flugzeuge POLAR 5 und POLAR 6 sind auf dem Weg von Spitzbergen in die zentrale Arktis; in der dritten Septemberwoche werden die Forschungsflieger zurückkommen. Mit an Bord der beiden Flugzeuge: fünf Wissenschaftler aus Leipzig.

Jetzt sind sie unterwegs, die deutschen Forschungsflugzeuge POLAR 5 und POLAR 6 und sammeln bis weit in die Arktis hinein Daten über Wolken und die Veränderung der Luftmassen. Auch fünf Forscher aus Leipzig sind an Bord. Das POLAR-5-Team widmet sich den Messungen in der Atmosphäre, das POLAR-6-Team der Meereisdecke und deren Beschaffenheit. Dazu wird ein spezielles Messsystem vom Flugzeug aus in 15 Metern Höhe über die Eisoberfläche geschleppt.

Zwei statt vier Forschungsflüge

Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist man heilfroh, dass nun im Spätsommer wenigstens zwei der ursprünglich vier für 2020 geplanten Forschungsflüge während der Arktis-Expedition MOSAIC stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Messflüge im Frühling nämlich ausfallen.

Dabei werden Wolkenbildung und Luftmassen entlang ihres Weges Richtung Forschungsschiff Polarstern vermessen, erläutert Prof. Dr. Manfred Wendisch vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig: "Anschließend vergleichen wir die gemessenen Daten mit parallellaufenden Modellrechnungen, um die Stellschrauben in den Modellen zu identifizieren, die eine zuverlässige Wolkenbeschreibung durch die Modelle bisher verhindert haben." Seit vier Jahren befasst sich Wendisch im Sonderforschungsbereich "Arktische Verstärkung" mit den Klimaveränderungen der Arktis.

Satellitenbilder zeigen Veränderungen

Die Veränderungen dort sind rasant und man kann sie deutlich sehen: Zwei bis dreimal schneller geht dort die Erwärmung voran, verglichen mit dem globalen Durchschnitt, warnt die europäische Raumfahrtbehörde ESA. Sie verweist auf den massiven Eisschwund und die extremen Feuer, wie in der russischen Region Chukotka. So erstreckte sich das arktische Meereis im Juli 2020 gerade einmal auf das Juli-Minimum von 2012 und lag fast 27 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1981-2020.

Feuer und Eis

Links 23.06 2020: die Brandherde in der nordöstlichsten Region Russlands; das rechte Bild zeigt den Eisschwund Ende August 2020. Im Schnitt der Jahre 1981 - 2010 zog sich das Eis im Sommer bis zur gelben Linie zurück.

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Bildrechte: ESA/ Sentinel3
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Bildrechte: ESA/ Sentinel3
Arktis Eiskonzentration August
Bildrechte: ESA/Copernicus Sentinel3
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Auch der Temperatur-Wandel mit Höchstwerten für nordische Regionen ist längst sichtbar: Zum Beispiel im Juni 2020, als im russischen Verkhoyansk 38 Grad Celsius gemessen wurden, oder am 11. August in der kanadischen Region Nunavut 21 Grad Celsius. In unseren Breitengraden ein wenig spektakulärer Wert - so weit im Norden aber die höchste Temperatur, die dort je gemessen wurde. Und die bleiben nicht ohne Folgen, denn wird es dort oben wärmer, taut der Permafrost. Arktische Permafrostböden bedecken immerhin knapp ein Viertel der Landfläche auf der Nordhalbkugel. Tauen sie auf, werden Methan und Kohlendioxid freigesetzt und gelangen in die Atmosphäre, die sich dadurch weiter erwärmt, was wiederum das Auftauen der Permafrostbodenfläche im wahrsten Sinne des Wortes weiter anheizt - ein fataler Kreislauf. Den im Übrigen auch die Aufnahmen des Erdbeobachtungssatelliten Sentinel 3 zeigen:

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Die Aufnahme des Satelliten Sentinel-3 zeigt die Temperaturen in der Region Nunavit am 11.08.2020. Alles, was rot ist, sind Plusgrade. Bildrechte: ESA/Copernicus Sentinel3

(lfw)


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