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StudieWenn der Fahrassistent stresst

19. März 2018, 15:25 Uhr

"Beifahrer halt ‘s Maul"- wer kennt den Aufkleber noch? Der Besserwisser auf dem Beifahrersitz hat längst Konkurrenz, denn der automatische Fahrassistent bringt den Fahrer genauso in Rage wie der "analoge" Beifahrer.

Feuchte Hände, Herzrasen und erhöhte Pulsfrequenz: So reagiert der menschliche Körper darauf, wenn beim Autofahren bei hoher Geschwindigkeit die Fahrzeugassistenz eingreift. Das belegt eine Studie der Hochschule Kempten im Allgäu. In einem Versuch mit 50 Testpersonen wurde untersucht, wie sich der Eingriff des Spurhalteassistenten auf die Person am Steuer auswirkte. Die Probanden, 36 Männern und 14 Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren, mussten dazu 70 Kilometer im Straßenverkehr auf Bundesstraßen und Autobahn zurücklegen, mit und ohne Assistenzsystem. Währenddessen wurden Atmung und Puls gemessen. Ob sich die Reaktionen nach Geschlecht oder Alter unterschieden, wurde nicht gemessen, erklärte das Team auf Anfrage von MDR Wissen.

Hilfe bei 160 Km/h stresst

Dabei zeigte sich, dass bei allen Probanden der Stresslevel stieg, sobald der Spurhalteassistent eingeschaltet war. Psychologin Corinna Seidler erläutert das Ergebnis: "Im Durchschnitt waren die Probanden deutlich weniger gestresst, wenn sie bei einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern ohne Spurhalteassistent fuhren, als bei 120 Stundenkilometern mit Spurhalteassistent." Hintergrund dafür sind nach Ansicht der Wissenschaftler aus dem Allgäu zwei Faktoren: Zum einen die Tatsache, dass die Assistenztechnik noch nicht ausgereift ist und manchmal ausfällt, zum anderen, dass es dem Menschen schwerfällt, die jahrelange erlernte Kontrolle über ein Fahrzeug abzugeben.

Umgang mit den Fahr-Assistenten muss gelernt werden

In der Theorie ist vieles möglich, in der Praxis, sprich am Steuer, scheitert es dann am Menschen: Es gibt zwar viele Assistenzprogramme fürs Auto, die nach Erfahrung von Fahrlehrern längst nicht alle genutzt werden. In der Fahrschulbranche bereitet man sich deshalb vereinzelt schon auf die Zeit vor, wenn Autos tatsächlich komplett autonom fahren: In Gera beispielsweise organisiert ein Fahrlehrer Seminare, die Fahrlehrer auf ein neues Berufsbild vorbereiten und sie zu Mobilitäts-Coaches und Technologieberatern ausbilden. Denn das könnte in Zukunft ein neues Berufsfeld werden: Autofahrer darauf vorbereiten, am Steuer die Kontrolle abzugeben.

Tödlicher Unfall mit autonomem Auto

Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Autos die Kontrolle übernehmen? Der aktuelle Unfall eines autnomen Fahrzeuges des Fahrdienstleisters UBER in den USA, bei dem am Wochenende eine Frau getötet wurde, hat die Diskussion wieder neu entfacht. UBER hat alle Testfahrten gestoppt. Ein Team der US-Verkehrsbehörde NHTSA übernahm die Untersuchungen. Die Polizei entlastete das Unternehmen allerdings. Sylvia Moir, die Polizeichefin von Tempe in Arizona, wo der Unfall passierte, erklärte nach Sichtung der Videoaufnahmen, "dass dieser Zusammenstoß in jedem Modus, ob autonom oder manuell, schwer zu verhindern gewesen wäre". Die 49jährige Frau war nach Angaben der Polizei aus dem Schatten eines Baumes direkt auf die Fahrbahn getreten.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL Radio | 20. März 2017 | 07:49 Uhr