Eine silberner Kleinhelikopter steht auf der Marsoberfläche.
Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

"Mars 2020"-Mission: 8 Fakten über den Helikopter Aufgeladen: Mars-Hubschrauber "Ingenuity" hat ersten Test bestanden

14. August 2020, 14:39 Uhr

Die US-Raumfahrtbehörde NASA ist zum roten Planeten aufgebrochen. Im Februar 2021 soll die Raumsonde am Mars ankommen. Was sie an Bord geladen hat, wird Weltraumgeschichte schreiben. Zum ersten Mal wird ein Fluggerät einen fremden Himmelskörper erkunden. Es handelt sich um den Mini-Hubschrauber Ingenuity. Seinen ersten Batterie-Test im Weltraum hat Ingenuity vor kurzem bestanden. Und mit diesen acht Fakten über den Mars-Helikopter kann man in jeder Raumfahrer-Runde punkten.

Ein Mini-Hubschrauber von der Größe einer Drohne. Besonders innovativ klingt das nicht – ist es aber. Ingenuity ist eine sogenannte Technologiedemonstration, ein Projekt, bei dem erstmals eine neue Funktion mit begrenztem Umfang getestet werden soll. Der Helikopter der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA wird mit der "Mars 2020"-Mission zum roten Planeten geschickt. Trotz umfangreichen Tests auf der Erde kann es sein, dass der kleine Helikopter in der dünnen Mars-Atmosphäre nicht abheben kann.

Seinen ersten Test im Weltraum hat der Mini-Hubschrauber allerdings bereits bestanden: Am 7. August hatte man ihn zum ersten Mal eingeschaltet und seine Batterien aufgeladen. Der Heli war dabei acht Stunden in Betrieb und wurde auf 35 Prozent aufgeladen – höher nicht, da niedrige Ladezustände bei einer Kreuzfahrt durchs All sicherer sind.

Da alles nach Plan lief, werden wir ungefähr alle zwei Wochen die gleiche Aktivität durchführen, um einen akzeptablen Ladezustand aufrechtzuerhalten.

Tim Canham, Betriebsleiter des Ingenuity-Projekts NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL)

Um das Projekt besser zu verstehen, haben wir acht Fakten für Sie zusammengestellt.

Fakt 1: Ingenuity wiegt auf dem Mars nur 680 Gramm

Der Mini-Helikopter ist kaum größer als ein Sparschwein. Seine Grundmaße betragen gerade einmal 14 Zentimeter. Damit passt er locker auf eine Handfläche. Seine schräg angebrachten Füße und sein Rotor verschaffen ihm eine Höhe von 49 Zentimetern.

Seine Rotorblätter haben einen Durchmesser von 1,20 Meter. Auf die Waage bringt der Knirps gerade einmal 1,80 Kilogramm – mit der geringen Mars-Schwerkraft wiegt er dort zirka 680 Gramm. Somit ist der Mini-Hubschrauber ein richtiges Leichtgewicht.

Fakt 2: Namensgeberin ist eine Schülerin

Die Elftklässlerin Vaneeza Rupani vor ihrem Bücherregal. Sie ist die Namensgeberin des ersten Mrs-Fluggerätes: dem Mars-Helikopter Ingenuity
Die Elftklässlerin Vaneeza Rupani vor ihrem Bücherregal. Sie ist die Namensgeberin des ersten Mrs-Fluggerätes: dem Mars-Helikopter Ingenuity Bildrechte: Courtey Rupani Family / NASA

Die NASA hatte einen Wettbewerb unter US-amerikanischen Schulen ausgeschrieben. Die Schülerinnen und Schüler wurden ermutigt, dem Mars-Rover und Mars-Helikopter jeweils einen Namen zu geben. Die Vorschläge wurden ausgewertet und zur Abstimmung Online freigegeben. Die Highschool-Schülerin Vaneeza Rupani aus Northport (Alabama, USA) gewann den Wettbewerb. Dabei war für sie klar, warum der Mini-Hubschrauber Ingenuity (engl. für Einfallsreichtum) heißen muss:

Der Einfallsreichtum und die Brillanz von Menschen, die hart daran arbeiten, die Herausforderungen des interplanetaren Reisens zu bewältigen, ermöglichen es uns allen, die Wunder der Weltraumforschung zu erleben.

Vaneeza Rupan NASA

Fakt 3: So schnell wie ein Eselspinguin oder Flusspferd

Die Spitzengeschwindigkeit von Ingenuity beträgt 36 Stundenkilometer. Damit ist der kleine Helikopter so schnell wie ein Eselspinguin im Wasser, ein Flusspferd zu Land oder eine Pferdebremse zu Luft.   

Fakt 4: So hebt der Hubschrauber in der dünnen Mars-Atmosphäre ab

Die Mars-Atmosphäre ist um 99 Prozenzt dünner als die der Erde. Das macht es schwer, ein rotorbetriebenes Fluggerät auf der Marsoberfläche zu starten. Die NASA hat dafür ihren Einfallsreichtum genutzt und nach einer technisch innovativen Lösung gesucht.

Mars Helicopter Ingenuity 1 min
Bildrechte: NASA

Ingenuity verfügt über vier speziell angefertigte Carbon-Blätter, die in zwei Rotoren angeordnet sind. Einer der Rotoren bewegt sich im Uhrzeigersinn. Der andere entgegengesetzt. Mit rund 2.400 Umdrehungen pro Minute ist er vergleichbar mit Spielzeughubschraubern auf der Erde aber zehn mal schneller als ein Passagierhubschrauber. Der Mini-Hubschrauber hat darüber hinaus innovative Solarzellen und Batterien. Wissenschaftliche Instrumente befinden sich aber nicht an Bord.

Fakt 5: Gemeinsame Landung, getrennte Erkundung

Nach der Ankunft am Mars, wird Ingenuity zusammen mit dem Mars-Rover auf dem roten Planeten landen. Beide befinden sich dabei an Bord eines Landefahrzeuges, dass mit Fallschirmen und Triebwerken ausgerüstet ist. Ihr Ziel ist der Jezero-Krater. Die Nachttemperaturen dort sinken auf minus 90 Grad Celsius. Anfangs wird sich Ingenuity noch im Bauch des Rovers befinden. Dieser wird ihn dann absetzen und sich von ihm entfernen. Erst dann beginnen die eigentlichen Tests des kleinen Fluggerätes.

Fakt 6: Selbst ist der Flieger – autonom und intelligent

Durch den großen Abstand zwischen Mars und Erde muss der Mini-Hubschrauber überwiegend autonom entscheiden. Der Übertragungsweg wäre zu lange. Das führt dazu, dass Befehle von Groundcontrol nur verspätet ankommen würden. Rechtzeitiges reagieren wäre ausgeschlossen. Ingenuity muss selbst entscheiden, wie er zu seinem nächsten Wegpunkt fliegt.

Der Mini-Hubschrauber "Ingenuity" von der NASA

Der Mars-Hubschrauber Ingenuity wird von Wissenschaftlern der NASA am 10. März 2020 im Kennedy Space Center genauestens untersucht
Der Mars-Hubschrauber Ingenuity wird von Wissenschaftlern der NASA am 10. März 2020 im Kennedy Space Center genauestens untersucht. Bildrechte: NASA/ Cory Huston
Der Mars-Hubschrauber Ingenuity wird von Wissenschaftlern der NASA am 10. März 2020 im Kennedy Space Center genauestens untersucht
Der Mars-Hubschrauber Ingenuity wird von Wissenschaftlern der NASA am 10. März 2020 im Kennedy Space Center genauestens untersucht. Bildrechte: NASA/ Cory Huston
Der Mars-Hubschrauber Ingenuity wird von Wissenschaftlern der NASA am 10. März 2020 im Kennedy Space Center getestet
Anschließend findet ein kleiner Flugtest statt, der von den Wissenschaftlern beobachtet wird. Bildrechte: NASA/ Cory Huston
Eine silberner Kleinhelikopter steht auf der Marsoberfläche.
So sehen die NASA Grafiker den Heli auf dem Mars. Februar 2020 gibt es dann die echten Bilder. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
Die Elftklässlerin Vaneeza Rupani vor ihrem Bücherregal. Sie ist die Namensgeberin des ersten Mrs-Fluggerätes: dem Mars-Helikopter Ingenuity
Und diese Elftklässlerin hat dem Fluggerät seinen Namen gegeben. Hier steht Vaneeza Rupani vor ihrem Bücherregal. Bildrechte: Courtey Rupani Family / NASA
Mars Rover
Mars 2020 Rover Perserverance. Anfangs die Mitfahrgelegenheit für Ingenuity. Bildrechte: NASA
Ein Mars Rover wird in einem Labor getestet.
Später trennen sich die beiden dann. Hier bei einem Test Ende 2019 ist Ingenuity unter dem Rover gut zu erkennen. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
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Fakt 7: Eigenständige Mission

Auch wenn der Mars-Rover Perseverance und der Mini-Hubschrauber Ingenuity beide Bestandteil der "Mars 2020" Mission der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA sind: es handelt sich um ein separates Experiment.

Fakt 8: Wegweiser für  zukünftige Marserkundung

Wenn der Mini-Hubschrauber seine Tests erfolgreich abschließt, dann wird er Wegweiser für zukünftige Lufterkundungen auf dem Mars sein. Ein Rover kann den Mars nur vom Boden aus erforschen. Orbiter können den roten Planeten nur von der Umlaufbahn aus beobachten. Ein Hubschrauber kann dagegen hochauflösende Bilder von unterschiedlichen Flughöhen aus aufnehmen. Dabei kann er zukünftige Roboter-Missionen unterstützen. Er kann aber auch für Erkundungsflüge eingesetzt werden, wenn die ersten Menschen den Mars betreten haben.

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