Ein Satellit direkt vor der Sonne
Bis auf sechs Millionen Kilometer wird sich Parker Solar Probe der Sonne nähern. Bildrechte: NASA/Johns Hopkins APL

Sonde "Parker Solar Probe" Neues über die Sonne: Sie staubt, hat Löcher und wechselnde Magnetfelder

05. Dezember 2019, 12:06 Uhr

Kennen Sie Parker Solar Probe? Diese Sonde hat sich näher an die Sonne gewagt, als je ein Satellit zuvor. Und ist dabei auf spektakuläre Erkenntnisse gestoßen, die Forscher am 4. Dezember 2019 veröffentlichen.

Noch ist die NASA Sonde, die im August 2018 gestartet ist, nicht am sonnennächsten Punkt angelangt. Doch bei ihren Umrundungen in 24 Millionen Kilometer Entfernung hat sie bereits viele neue Erkenntnisse über unsere Sonne gesammelt. In  gleich mehreren Studien haben die Wissenschaftler dieses Wissen jetzt in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht. Kurz zusammengefasst lautet es: Rings um die Sonne wimmelt es von Staub, die Oberfläche hat Löcher und die Magnetfelder wechseln regelmäßig.

Weltraumwetter vorhersagen

Dass wir mehr über die Sonne erfahren müssen, steht für die Forscher außer Zweifel. Denn sie sorgt dafür, dass wir auf der Erde leben können, ist aber gleichzeitig gefährlich für unsere moderne Welt. Dazu verweisen sie auf die Erfahrungen der Weltraumwetterereignisse von 1859, bei dem das junge Telegraphennetz der Erde zusammenbrach und den Ausbruch von 1972, bei dem Seeminen in Nordvietnam ausgelöst wurden.

"Wir sind viel mehr eine technologische Gesellschaft als 1972, die Kommunikationsnetze und das Stromnetz auf der Erde sind außerordentlich komplex, daher sind große Störungen durch die Sonne möglicherweise eine sehr ernste Sache“, sagt Stuart Bale, Professor für Physik an der University of California , Berkeley, und Hauptautor eines der vier Artikel. Und die Ergebnisse der Untersuchungen von Parker Solar Probe könnten helfen, das Weltraumwetter besser vorherzusagen und dann reagieren zu können, z.B. indem Stromnetze oder Satelliten heruntergefahren werden.

Die Entdeckungen der Sonnen-Sonde

Eine der neuen Erkenntnisse ist die Quelle des sogenannten langsamen Sonnenwindes, der dichter ist als der von den Sonnenpolen, aber nur halb so schnell. Dieser Sonnenwind entsteht an sogenannten koronalen Löchern, kühleren und weniger dichten Bereichen der Sonnenoberfläche.

Außerdem registrierte die Sonde eine Reihe von sogenannten Switchbacks im Magnetfeld. Dabei wechselte das Magnetfeld plötzlich um 180 Grad um und kehrte Sekunden bis Minuten später wieder zurück. Die Forscher erhoffen sich von diesen Daten zukünftig ein besseres Verständnis der Ursachen des Sonnenwinds und des Weltraumwetters.

Die Staubzone um die Sonne

Überrascht waren die Forscher auch vom Staub rings um die Sonne, der auf die Sonde einprasselte. Er stammt vermutlich von Asteroiden oder Kometen, die in der Nähe der Sonne geschmolzen sind. Jetzt werden die zum Teil nur Mikrometer großen Teilchen von der Sonne beschleunigt und könnten so sogar das Sonnensystem verlassen, so die Forscher. Ab einer Entfernung von rund elf Millionen Kilometern dünnt diese Staubzone aus. Sie beginnt bei rund sechs Millionen Kilometer. Denn näher an der Sonne werden alle Teilchen so stark erhitzt, dass sie zu Gas werden, wie die NASA in ihrem Video erklärt.

"Die Sonne ist der einzige Stern, den wir genau untersuchen können", freut sich Nicola Fox, Direktorin der Heliophysics Division am NASA-Hauptsitz, über die neuen Forschungsergebnisse. "Daten bereits an der Quelle zu haben, revolutioniert unser Verständnis für unseren eigenen Stern und unsere eigenen Sterne im gesamten Universum. Unser kleines Raumschiff macht sich unter brutalen Bedingungen auf den Weg, um überraschende und aufregende Enthüllungen nach Hause zu schicken."

"Großartiges Zeug", so wertet Stuart Bale diese ersten Daten der Sonde. Er freut sich schon auf die Diskussionen, wenn sich ab dem 8. Dezember 2019 die American Geophysical Union in San Francisco trifft.

Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK | 13. August 2018 | 18:50 Uhr

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