Das Orion-Raumschiff der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA in seiner Fertigungshalle. In der unteren Bildmitte befindet sich die weiße Raumkapsel. Ansonsten ist das Bild in betongrau gehalten.
Das Orion-Raumschiff der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA in seiner Fertigungshalle. Es soll Astronautinnen und Astronauten zum Mond fliegen. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Jahresvorschau 2022 Raumfahrt 2022: Spektakuläre Bilder und Aufbruch zu Mond, Mars und Jupiter

02. Januar 2022, 05:00 Uhr

Was erwartet uns 2022 in der Raumfahrt? Die NASA und ihre Partner wollen eine unbemannte Mission um den Mond schicken, Europa und Russland starten einen Rover zum Mars, das James-Webb-Teleskop wird in Position gebracht und Asteroiden und die Jupitermonde werden ebenfalls angesteuert.

Fly me to the moon, let me play among the stars, let me see what spring is like on Jupiter and Mars – besser als im Frank Sinatra-Klassiker kann man das Jahr 2022 hinsichtlich der Raumfahrt wohl kaum beschreiben. Zum Mond fliegen und mit den Sternen spielen, herausbekommen wie es im Frühling auf Jupiter und Mars aussieht – genau das hat die Menschheit in diesem Jahr vor. 

Neben einer Rundreise um den Mond soll ein weiterer Rover auf der Marsoberfläche landen. Wenn es beim Hubble-Teleskop zu keinen erneuten Schwierigkeiten wie im letzten Jahr kommt, dürfen wir uns auf neue Weltraumbilder freuen. Noch tiefer ins All soll aber das Weltraumteleskops James Webb schauen.

James Webb: Erwarten uns bald Bilder aus der tiefen Vergangenheit?

Seit Weihnachten befindet sich dieses im Orbit. Doch anders als das Hubble-Teleskop, das lediglich in einer Höhe von ungefähr 550 Kilometern über dem Meeresspiegel die Erde umrundet, muss das James-Webb-Teleskop erst noch seine Position in einer Entfernung von 1,5 Millionen Kilometern erreichen. Nach circa vier Monaten werden dann die Instrumente getestet und im Sommer 2022 sollen die wissenschaftlichen Beobachtungen des Teleskops beginnen. 

Das Webb-Teleskop kann 13,5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit blicken und somit bis kurz vor dem Urknall – der war nämlich vor knapp 13,8 Milliarden Jahren. Das Licht aus dieser Zeit ist immer noch zu uns unterwegs. Alles was wir im All beobachten, zeigt uns nur einen Auszug aus der Vergangenheit. Selbst der Blick in die Sonne zeigt uns nur das, was vor circa acht Minuten war – denn so lange braucht ihr Licht zu uns. Doch das Webb wird nicht nur tiefer schauen, sondern auch genauer, und das in unserer Nachbarschaft. Denn eine der Aufgaben ist die Erkundung anderer Planetensysteme, und die Erforschung, ob dort Leben möglich ist.

Grafik: James-Webb-Teleskop
Das James-Webb-Weltraumteleskop soll ab Mitte 2022 Bilder aus den Tiefen des Alls liefern Bildrechte: NASA

Rückkehr zum Mond

Eine weißer Flugkörper in Form einer klassischen Rakete steht auf der Mondoberfläche aus grauem Staub und Hügeln. Am Fuß der Rakete kleine Menschen in Raumanzügen, ein Fahrzeug und die US-Flagge. Im Hintergrund vor dunklem Himmel die Erde.
Künstlerisches Konzept des Starship HLS von SpaceX, das auf dem Mond landen soll. Bildrechte: Wikimedia Commons/Steve Jurvetson (gemeinfrei)

Der Mond ist da schon näher dran und dort wollen die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA und ihre Partner hin – zunächst unbemannt. In Zukunft dann mit dem nächsten Mann und der ersten Frau, die voraussichtlich ab 2025 auf dem Trabanten mit dem Starship des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX landen sollen. Zunächst muss das Starship aber erst mal abheben und das All erreichen, was es eigentlich bereits im Januar 2022 machen sollte. Jedoch kommt es seitens SpaceX und der US-Luftfahrtbehörde zu Verzögerungen, weswegen ein Launch vor März 2022 unwahrscheinlich erscheint.

Und nach den Amerikanern sollen auch Europäer auf dem Mond landen – möglicherweise auch der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer. Dieser befindet sich noch bis April 2022 auf der Internationalen Raumstation ISS. Nach ihm soll die Italienerin Samantha Cristoforetti als nächste Europäerin im Frühjahr zur ISS fliegen. 

Artemis 1: Rundflug um den Mond und deutsche Forschung

Mit der Artemis I Mission will man den Mond zunächst umrunden, um unter anderem Daten zu sammeln, die mit einer deutschen Mission erfasst werden. Beim MARE-Projekt werden zwei weibliche Phantome – Puppen, die dem Menschen nachempfunden sind – mit an Bord des Orion-Raumschiffes sein. Eines der Phantome wird eine Schutzweste tragen, die von einem israelischen Unternehmen hergestellt wurde. 

Orion
Das Orion-Raumsachiff für die nächste Mondmission. Bildrechte: NASA

An der Außenhaut und in den inneren Organen der Phantome werden sich Sensoren befinden, mit denen man die kosmische Strahlung messen will. Unser Erdmagnetfeld schirmt uns davor zum großen Teil ab. Bei einer Reise zum Mond würde man jedoch einer höheren Strahlungsdosis ausgesetzt werden. Das kann zur Erhöhung des Krebsrisikos führen. Mithilfe der Schutzweste könnte weniger Strahlung durchbringen, so zumindest die Hoffnung. 

Ab März 2022 soll das Orion-Raumschiff zum Mond aufbrechen. Bis dahin werden die letzten Tests der Mondrakete SLS (Space Launch System) durchgeführt. Nach dem Start soll das Raumschiff in unterschiedlichen Bahnen um den Mond herumfliegen, Daten sammeln und nach vier bis sechs Wochen zurück zur Erde kehren. 

ExoMars: Europas und Russlands Griff nach dem roten Planeten

Mars Rover
Der ExoMars-Rover Rosalin Franklin als künstlerische Darstellung auf der Marsoberfläche. Bildrechte: ESA/ATG medialab

Im selben Jahr wollen auch die europäische und die russische Raumfahrtbehörde ESA und Roskosmos gemeinsam zum Mars aufbrechen. Eigentlich war der Start bereits für 2020 vorgesehen. Durch die Corona-Pandemie konnten aber nicht alle Tests pünktlich abgeschlossen werden. Da sich nur alle ungefähr zwei Jahre ein optimales Zeitfenster für eine Marsreise öffnet – denn dann stehen sich beide Planeten besonders nahe – soll die ExoMars-Mission im August oder Oktober 2022 starten. Ein genauer Termin wird noch bekanntgegeben. 

Mit dem Rover "Rosalind Franklin" will man den Mars von der Oberfläche aus erforschen, um sein Klima, die Atmosphäre sowie die Strahlenbelastung auf dem Planeten besser zu verstehen. Außerdem soll sich der Rover auf die Suche nach möglichem Wassereis unter der Marsoberfläche machen und Aufnahmen vom Mars zur Erde schicken. Eine Landung wird aber erst 2023 erfolgen. 

Mehr Raumfahrt für 2022: Asteroiden, Jupiter, Weltraumtourismus und Mond-Post

Anders sieht es mit dem ersten Einschlag auf einem fremden Himmelskörper zur Asteroiden-Abwehr aus: Die DART-Mission der NASA soll voraussichtlich am 2. Oktober 2022 auf dem Asteroiden Dimorphos einschlagen, um eine mögliche Umlenkung von fremden Himmelskörpern zu erproben. 

Die nächste Asteroiden-Mission soll im August 2022 ins All aufbrechen. Mit der Psyche-Raumsonde will die NASA den gleichnamigen metallenen Asteroiden erforschen. Forschende vermuten, dass der freiliegende Eisenkern das Überbleibsel eines Protoplaneten sein könnte – eines solchen Urplaneten, aus dem auch die Erde von 4,6 Milliarden Jahren entstanden sein soll. 

Eine Aufnahme des Jupitermondes Ganymed, die von der NASA Juno-Raumsonde am 20. Juli 2021 bei einem Vorbeiflug aufgenommen wurde.
Eine Aufnahme des Jupitermondes Ganymed, die von der NASA Juno-Raumsonde am 20. Juli 2021 bei einem Vorbeiflug aufgenommen wurde. Bildrechte: NASA, JPL-Caltech, SwRI, ASI, INAF, JIRAM

Im Spätsommer will die ESA zu den Jupiter-Monden aufbrechen. Die Raumsonde Juice soll die Galileischen Monde des Gasriesen erforschen. So können wir in Zukunft mit neuen Erkenntnissen von Europa, Kallisto, vor allem aber von Ganymed rechnen. Ganymed ist der größte Mond in unserem Sonnensystem und übertrifft sogar die Maße von Merkur. Es ist auch der einzige bekannte Mond in unserem Sonnensystem, der ein eigenes Magnetfeld besitzt. Juice soll außerdem die Eiskrusten von Europa und Ganymed untersuchen – unter denen möglicherweise auch Leben in einfacher Form vorhanden sein könnte.  

Und von der Erde aus dürften die nächsten zahlenden Touristinnen und Touristen mit Blue Origin und Virgin Galactic ins All aufbrechen. Spektakulärer als ein paar Minuten in der Schwerelosigkeit dürfte die Axiom-1 Mission sein. Ende Februar sollen die nächsten Weltraumtouristen für knapp zwei Wochen auf der ISS Urlaub machen. 

Raumfahrttechnisch bleibt es 2022 spannend, vor allem rund um unseren Trabanten. Denn mit der MoonBox will das Logistik-Unternehmen DHL zusammen mit dem privaten amerikanischen Unternehmen Astrobotic Pakete auf den Mond bringen. Weitere private Mondmissionen sind für 2022 ebenfalls erwartet. In diesem Sinne: Fly me to the moon.

Ein Triebwerk fliegt im All um die Erde. 4 min
Bildrechte: MDR Wissen
Satellit Eucropis des DLR 4 min
Bildrechte: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)