Model einer Mehrkuppelbasis auf dem Mond
Die Mondmissionen 2023 werden weitere Bausteine für die künftige Besiedlung sein. Bildrechte: Esa, Foster + Partners

Jahresvorschau Die großen Highlights der Raumfahrt 2023

30. Dezember 2022, 12:21 Uhr

Die Raumfahrt hat auch in 2023 einiges zu bieten: bemannte Raumflüge, Mondmissionen, der langerwartete Jungfernflug der europäischen Trägerrakete Ariane 6, Asteroiden- und Planetenmissionen. Das Universum soll im Detail erkundet und erforscht werden und die Raumfahrtunternehmen wollen zudem einen genauen Blick auf die Erde werfen. MDR WISSEN hat Ihnen die Highlights der Raumfahrt in 2023 zusammengestellt.

Der Mond bleibt en vogue 

Der Mond bleibt auch in 2023 das Objekt der Begierde. Der Lunar Trailblazer soll beispielsweise nach Wasser auf dem Erdtrabanten suchen und mehrere Mond-Landeservices wie "Masten Space Systems Commercial Lunar Payload Services Flight" und "Firefly Aerospace Commercial Lunar Payload Services" sollen getestet werden. Nach einigen Verzögerungen soll nun auch die private Firma Intuitive Machines auf dem Mond landen und mit Astrobotic will die Deutsche Post DHL sogar Pakete zum Mond schicken: die Moonboxen

Indien will im Juni 2023 seine Mondmission Chandrayaan-3 starten. Ähnlich wie bei der zweiten Chandrayaan-Mission ist auch diese mit einem Lander und einem Rover ausgestattet. Die zweite Mission scheiterte beim Landeversuch 2019. Der Kontakt zur Landefähre brach kurz vor dem Aufsetzen auf der Mondoberfläche ab. Die indische Raumfahrtbehörde Isro (Indian Space Research Organisation) will aus ihren damaligen Fehlern gelernt haben und diesmal sicher auf dem Mond landen.

Der Esa-Astronaut Matthias Maurer im Interview über den Mond. 3 min
Der Esa-Astronaut Matthias Maurer im Interview über den Mond. Bildrechte: MDR, ESA, NASA
3 min

Ein Jahr auf dem Mond? Für manche unvorstellbar – für andere ein Traum. Der deutsche Esa-Astronaut Matthias Maurer hat MDR WISSEN verraten, warum er einer einjährigen Mondmission zustimmen würde.

Fr 05.08.2022 14:22Uhr 03:26 min

https://www.mdr.de/wissen/medizin-gesundheit/video-matthias-maurer-interview-ueber-den-mond100.html

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Auch Russland will mit der Mission Luna 25 auf dem Mond landen. Ob der Start im Juli 2023 tatsächlich erfolgen wird? Unklar. Der Ukraine-Krieg hat dem Raumfahrtprogramm Russlands geschadet. Zuvor will aber Japan auf dem Mond landen: Die Slim-Mission (Smart Lander for Investigating Moon, engl. Smarte Landefähre zur Erforschung des Mondes) soll voraussichtlich im April 2023 starten. 

Bemannte Raumfahrt 2023

Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX wird auch 2023 wieder Astronautinnen und Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS schicken. Die Crew-6-Mission ist voraussichtlich für Mitte Februar 2023 geplant. Die siebte bemannte Mission soll im Herbst 2023 erfolgen. Die nächsten Weltraumtouristinnen und -touristen werden die ISS vermutlich im zweiten Quartal 2023 mit der Ax-2-Mission von Axiom Space und SpaceX besuchen.

Eine künstliche Darstellung der kommerziellen Raumstation von Axiom Space.
Axiom Space hat große Pläne: Eine künstliche Darstellung der kommerziellen Raumstation von Axiom Space. Bildrechte: Axiom Space

Einen Rundflug um die Erde können zahlende Kundinnen und Kunden der Mission Polaris Dawn (engl. Polardämmerung) mit dem Raumschiff Crew Dragon von SpaceX voraussichtlich im März machen. Neben SpaceX wollen wieder Blue Origin und Virgin Galactic finanzstarke Touristen für einen Kurztrip ins Weltall entführen. 

Für Boeing und sein Starliner-Raumschiff wird sich im April 2023 die Chance für einen bemannten Flug zur ISS ergeben. Das Unternehmen musste mehrere Rückschläge hinnehmen, bis ihm im Mai 2022 der unbemannte Orbitalflugtest-2 (OFT-2) zur Raumstation gelang. 

Wo bleibt Europas Vorzeige-Rakete? 

Egal ob mit einer Falcon 9, einer Delta IV Heavy oder einer Atlas V: In den Weltraum gelangen wir nur mit Raketen. Doch was ist mit dem europäischen Ariane-5-Nachfolger? Verzögerungen über Verzögerungen. Laut der Esa soll der Jungfernflug der Ariane 6 im vierten Quartal 2023 starten – wenn diesmal nichts dazwischen kommt. Der Launch würde dann vom europäischen Weltraumhafen Kourou in Französisch-Guayana erfolgen. Zur selben Zeit könnte auch Blue Origin seine riesige Trägerrakete New Glenn (benannt nach John Glenn, dem ersten Amerikaner, der 1962 die Erde in einem Raumschiff umkreiste) zum ersten Mal starten.

Vollständig montierte Trägerrakete Ariane 6
Vollständig montierte Trägerrakete Ariane 6 Bildrechte: ESA/ Manuel Pedoussaut

Bring Licht ins dunkle Universum

Die Esa will eine gigantische 3D-Karte erstellen, die ein Drittel des Himmels abbilden soll. Sie wird Milliarden von Galaxien zeigen, die sich in einer Entfernung von bis zu zehn Milliarden Lichtjahren befinden. Die dritte Dimension der Karte wird dabei der Faktor Zeit sein. Mit dem Euclid-Satelliten will die Behörde zeigen, wie sich das "dunkle Universum" entwickelt hat. 

Die dunkle Materie beschreibt das Wachstum der kosmischen Strukturen, wogegen die dunkle Energie die Ausdehnung des Universums beschleunigt. Und dennoch sind sich Wissenschaftlerinnen und Forscher nicht sicher, was dunkle Energie und dunkle Materie eigentlich sind. Die Mission soll Fragen wie "Wie ist das Universum entstanden? Welche Bedingungen herrschten unmittelbar nach dem Urknall? Warum dehnt sich das Universum heute immer schneller aus?" und die tatsächliche Existenz von dunkler Energie klären und was dunkle Materie genau ist.

Der Start des Satelliten soll zwischen Juli und September 2023 erfolgen. Benannt ist der Satellit nach dem griechischen Mathematiker Euklid von Alexandria, der um 300 v. Chr. lebte und das Fach der Geometrie begründete.

Weitere Blicke ins Universum

Esa, Nasa und die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa wollen mit IRISM (X-ray Imaging and Spectroscopy Mission, engl. Mission für Röntgenbildgebung und Spektroskopie) das Universum im Röntgenbereich mit hochauflösender Spektroskopie und Hochdurchsatz-Bildgebung ablichten. Dabei geht es um die Untersuchung von Plasma in Sternen und Galaxien, um herauszufinden, wie sie und ihre chemischen Bestandteile entstanden sind. Ein genaues Startdatum gibt es noch nicht. 

Mit dem Weltraumteleskop Gusto (Galactic/Extragalactic ULDB Spectroscopic Terahertz Observatory, engl. Galaktisches/Extragalaktisches ULDB-Spektroskopisches Terahertz-Observatorium) sollen die Emissionen zwischen den Sternen vermessen werden. Dafür wurde das Teleskop mit Detektoren für Kohlenstoff-, Sauerstoff- und Stickstoffemissionslinien ausgerüstet. 

Neben diesen neuen Weltraumteleskopen dürfen Sie sich in 2023 natürlich auf neue Enthüllungen der Weltraumteleskope Hubble und James Webb freuen.

Säulen der Schöpfung 1 min
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Asteroiden-Besuch

Mit der Raumsonde Psyche will die Nasa am 10. Oktober 2023 zum gleichnamigen Asteroiden aufbrechen. Dieser weist einen ungewöhnlich hohen Metallgehalt auf. Das Forschungsteam will herausfinden, warum dies so ist. Mit den Erkenntnissen will man grundlegende Fragen über den Metallkern der Erde und die Entstehung unseres Sonnensystems liefern können. 

Zuvor, am 24. September 2023, soll die japanische Osiris-Rex-Mission zur Erde zurückkehren. Dort soll sie Gesteinsproben vom Asteroiden Bennu abliefern, bevor sie zum erdnahen Asteroiden Apophis aufbricht. Den wird sie voraussichtlich 2029 erreichen. 

Dieses Trio von Bildern, die vom NASA-Raumschiff OSIRIS-REx aufgenommen wurden, zeigt eine Weitwinkelaufnahme und zwei Nahaufnahmen einer Region auf der Nordhalbkugel des Asteroiden Bennu. Das Weitwinkelbild (links), das mit der MapCam-Kamera des Raumfahrzeugs aufgenommen wurde, zeigt ein 180 Meter breites Gebiet mit vielen Felsen, einschließlich einiger großer Felsbrocken, und einem „Teich“ aus Regolith, der größtenteils frei von großen Felsen ist. Die beiden näheren Bilder, die mit der hochauflösenden PolyCam-Kamera aufgenommen wurden, zeigen Details von Bereichen im MapCam-Bild, insbesondere einen 15-Meter-Felsbrocken (oben) und den Regolith-Teich (Bot).
Dieses Trio von Bildern, die vom NASA-Raumschiff OSIRIS-REx aufgenommen wurden, zeigt eine Weitwinkelaufnahme und zwei Nahaufnahmen einer Region auf der Nordhalbkugel des Asteroiden Bennu. Das Weitwinkelbild (links), das mit der MapCam-Kamera des Raumfahrzeugs aufgenommen wurde, zeigt ein 180 Meter breites Gebiet mit vielen Felsen, einschließlich einiger großer Felsbrocken, und einem „Teich“ aus Regolith, der größtenteils frei von großen ist Felsen. Die beiden näheren Bilder, die mit der hochauflösenden PolyCam-Kamera aufgenommen wurden, zeigen Details von Bereichen im MapCam-Bild, insbesondere einen 15-Meter-Felsbrocken (oben) und den Regolith-Teich (Bot). Bildrechte: NASA / Goddard / University of Arizona

Beginn der Astronauten-Ausbildung der Esa

Lange haben sie gewartet, gebangt, sich Tests unterzogen: Im November 2022 wurde die neue Ausbildungsklasse der zukünftigen Astronautinnen und Astronauten Europas vorgestellt. Aus 22.500 Bewerbungen haben es 17 Personen geschafft, zu Esa-Astronautinnen ausgebildet zu werden. Elf von ihnen bilden die Reserve, zu der auch nach Matthias Maurer und Alexander Gerst zwei Deutsche gehören. Zudem soll der weltweit erste Mensch mit körperlichen Beeinträchtigungen zum Raumfahrenden ausgebildet werden. Die Ausbildung soll voraussichtlich im April 2023 starten. Für die fünf Ausgewählten soll es im vierten Quartal 2023 losgehen. 

Aufbruch zum Jupiter

Im April 2023 wollen Esa und Nasa die Raumsonde Juice zu drei Jupiter-Monden schicken: Ganymed, Europa und Callisto. Zu ihrer Aufgabe gehört die eingehende Erforschung des Jupiters und seiner komplexen Umwelt sowie die Erstellung eines Modells für Gasriesen im gesamten Universum. Die drei Monde sollen erforscht werden, da Forschende hier das Potential für Leben und die zukünftige Besiedlung fremder Welten sehen. Der Start ist für ein Zeitfenster zwischen dem 14. und 30. April 2023 mit einer Ariane 5-Rakete geplant.  

Künstlerische Darstellung der Ankunft der Juno-Raumsonde am Jupiter (4. Juli 2016).
Künstlerische Darstellung der Ankunft der Juno-Raumsonde am Jupiter (4. Juli 2016). Bildrechte: NASA / JPL-Caltech / SwRI / MSSS /

Start einiger Umweltsatelliten

Und was ist mit der Erdbeobachtung? Die Nasa will beispielsweise den "Tempo"-Satelliten (Tropospheric Emissions Monitoring of Pollution, engl. Überwachung der troposphärischen Emissionen von Verschmutzungen) Anfang 2023 starten. Er wird den nordamerikanischen Kontinent stündlich auf Luftschadstoffe überwachen. 

Die Esa will ihren dritten Sentinel-1-Satelliten des Copernicus-Programms zwischen Mai und Juni 2023 starten. Die Konstellation soll Tag- und Nachtbilder der Erdoberfläche liefern, um beispielsweise das Erdwetter und Veränderungen im Meeresspiegel zentimetergenau zu untersuchen.

ESA-Aufnahme mit spätsommerlicher Blaualgen-Blüte in zentraler Ostsee vor Gotland
ESA-Aufnahme mit spätsommerlicher Blaualgen-Blüte in zentraler Ostsee vor Gotland Bildrechte: Contains modified Copernicus Sentinel data (2019), processed by ESA, Licence CC BY-SA IGO 3.0

Ob Asteroiden, der Mond, Jupiter, unsere Erde oder das gesamte Universum: Die Raumfahrt verspricht auch im Jahr 2023 viele spannende Missionen.

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