Geologie Deutsche Forscher bestätigen: Mond ist doch ein Weltraumopa

22. August 2019, 12:48 Uhr

Bis vor Kurzem galt der Mond noch als Jungspund im Sonnensystem. Forscher aus Köln haben durch ein neues Verfahren aber herausgefunden: Stimmt nicht. Und beenden damit Verwirrungen rund ums Mond- und Erdenalter.

Halbmond vor blauem Himmel
Ganz schön alt, kann sich aber trotzdem sehen lassen: Unser Mond. Bildrechte: Matt Aust

Der Mond ist zur Zeit en vogue, keine Frage. Aber auch fünfzig Jahre nach der ersten Mondlandung zeigt sich, dass die Apollo-Missionen aus heutiger Sicht mehr sind, als ein emotionaler Blick in die Raumfahrtgeschichte. Dank der Flüge zum Erdtrabanten konnten Wissenschaftler der Universität zu Köln jetzt endlich Klarschiff machen, was das Mondalter angeht. Sie haben Gesteinsproben unter die Lupe genommen, die die Astronauten vom Mond zur Erde mitgebracht haben – und herausgefunden, dass unser Nachbar deutlich älter ist, als zwischenzeitlich gedacht.

Mondalter passte nicht zum Sonnensystem

Denn in den vergangenen zehn Jahren galt der Mond als echter Weltraumjüngling. "Man dachte, dass der Mond 'jung' ist, also erst 100 oder sogar erst 200 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems entstanden ist. Ein solch junges Alter passt jedoch nicht zu gängigen Modellen der Planetenentstehung, nach denen das Sonnensystem schon viel früher 'fertig' war", erklärt Carsten Münker gegenüber MDR WISSEN.

Eine Art Kieselsteine (Nahaufnahme), darunter eine Materialplakette mit der Probennummer
Apollo-Probe 12054: Diese Probe ist ein Ilmenit-Basalt, der während der Apollo 12-Mission gesammelt wurde. Bildrechte: Maxwell Thiemens

Schweizer hatten doch recht – ein bisschen

Der Geologe der Uni Köln hat zusammen mit seinem Kollegen Raul Fonseca die chemische Zusammensetzung von Mondgestein analysiert. Heraus kam, dass der Mond etwa 4,51 Milliarden Jahre alt sein könnte und somit deutlich älter als gedacht. Zum Vergleich: Unser Sonnensystem ist nach heutigem Kenntnisstand 4,56 Milliarden Jahre alt. Der Mond ist also in den turbulenten Kleinkindjahren unseres Sonnensystems entstanden und "nur" fünfzig Millionen Jahre jünger als das Sonnensystem selbst.

Die Ironie an der Geschichte: Bereits vor 14 Jahren sind Schweizer Wissenschaftler zu einem ganz ähnlichen Ergebnis gekommen. Allerdings mit den falschen Daten: Die damalige Messmethode wurde durch kosmische Bestrahlung verfälscht. Sowas kann passieren, weil der Mond keine Atmosphäre hat. Die alten Ergebnisse seien zwar richtig gewesen, aber aus dem falschen Grund, wie Carsten Münker erklärt.

Aufgrund von jetzt viel besseren Daten können wir zeigen, dass der Mond doch 'alt' ist.

Carsten Münker Geologe, Universität zu Köln

Unter anderem wurde eine "radioaktive Uhr" angewendet, indem der Zerfall der radioaktiven Isotope Hadnium-182 zu Wolfram-182 gemessen wurde. Durch diese Daten und Laborexperimente konnte das Alter des Mondes nun präziser bestimmt werden.

Ohne Erde kein Mond

Das ist so spannend, weil das Mondalter auch unser eigenes ist: Im Grunde kann der Mond als ein Teil der Erde betrachtet werden, als die in einem frühen Stadium mit einem fast ähnlich großen Himmelskörper kollidierte. Aus dem in die Umlaufbahn geschleuderten Material entstand – wie wir jetzt wissen vor viereinhalb Milliarden Jahren – der Mond. Damit ist klar: Auch die Erde wurde schon viel früher fertig gebildet – denn ohne Erde kein Mond. Und: En vogue zu sein, ist ganz offensichtlich keine Frage des Alters. So schön, wie er ist, braucht er sich sich trotz der paar Milliönchen an zusätzlichen Jahre ganz und gar nicht zu verstecken.