NASA-Marsmission Perseverance ist gelandet: Jetzt können wir den Mars hören

23. Februar 2021, 10:46 Uhr

Die NASA hat ihren Rover Perseverance sicher auf dem Mars gelandet. Das erste Foto konnte man bereits kurz nach der Landung bestaunen. Diese Mission wird das Erlebnis Mars auf eine neue Ebene bringen. Nicht nur, weil wir bald vielleicht wissen, ob es tatsächlich einmal Leben auf dem Mars gegeben hat. Neben dem ersten interplanetaren Hubschraubertest wird es bald die ersten reinen Tonaufnahmen vom Roten Planeten geben.

Mars-Panorama aufgenommen vom Rover Perseverance
Dieses Panorama, das am 20. Februar 2021 von den Navcams an Bord des Perseverance Mars Rovers der NASA aufgenommen wurde, wurde aus sechs Einzelbildern zusammengesetzt. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

Update 23.02.2021: So klingt der Mars

Es ist ein Rauschen und ein Grummeln, was wir hören, so ähnlich, wie es die Marssonde InSight schon 2018 aufgenommen hat. Was damals aber eher zufällig entstand, als die Sonde die Seismographen testete, war dieses Mal geplant. Rover "Perseverance" hat Soundaufnahmen vom Mars gemacht und zur Erde geschickt. Jetzt wissen wir also, wie sich der Wind in der dünnen Marsatmosphäre, die fast vollständig aus Kohlenstoffdioxid besteht, anhört.

Und auch das ist neu: Die NASA hat Videos von der Mars-Landung des Rovers veröffentlicht. Darin ist zu sehen, wie die letzten Kilometer bis zur Oberfläche zurückgelegt werden. Das Video zeigt, wie der Fallschirm aufgeht, das Landemodul roten Mars-Staub aufwirbelt und den Rover schließlich auf dem Planeten absetzt.

Original-Artikel:

Die NASA hat es geschafft: Der Mars-Rover Perseverance ist sicher auf der Marsoberfläche gelandet. Kurz darauf schickt er schon die ersten Bilder von seinem Landeort. Dies ist nicht nur für die amerikanische Raumfahrtbehörde ein großer Erfolg. Die internationale Gemeinschaft darf sich nun auf mehrere Premieren in der Mars-Erforschung gefasst machen: Die Suche nach fossilem mikrobiellen Leben der Flugtest eines Hubschraubers, die Beschaffung von Marsproben, die zur Erde gebracht werden sollen - und zum ersten Mal werden wir den Mars hören und nicht nur sehen können.

Dabei ist eine Marsreise alles andere als einfach, erklärt Bill Nye. Er wurde unter anderem durch die amerikanische Kinder-Wissenschaftssendung "Bill Nye the Science Guy" (engl. für "Bill Nye, der Wissenschaftstyp") berühmt und ist vermutlich eines der bekanntesten Mitglieder der Planetary Society – einer nicht-staatlichen und gemeinnützigen Organisation, die Behörden und private Unternehmen bei der Erforschung des Sonnensystems und der Suche nach außerirdischem Leben unterstützt.

Bill Nye in einer Szene der Sendung - ''Bill Nye saves the World''
Bill Nye in einer Szene der Sendung - ''Bill Nye saves the World'' Bildrechte: imago images/Everett Collection

Nye macht eine rotierende Bewegung mit seinen Fingern und Händen, bei denen der Zeigefinger der linken Hand um den Zeigefinger der rechten Hand kreist: "Man kann nur alle 26 Monate aufbrechen. Die Erde muss den Mars einholen. Dann muss man von fünf Kilometern per Sekunde auf 15.000 Kilometer die Stunde beschleunigen… runter auf: NULL." Dann fängt er an zu lachen und fügt hinzu: "… in sieben Minuten. Das ist nicht so einfach."

Den Mars mit einem zweiten Sinnen erleben

Die Planetary Society hatte sich für die Mikrofon-Ausstattung von Perseverance eingesetzt. Zwar wurde bereits 1999 ein Mikrofon zum Planeten geschickt, die Landung schlug aber fehl, erzählt Bill Nye. Somit ist es das erste funktionsfähige Tonaufnahme-Gerät auf dem Roten Planeten. Selbstverständlich war das nicht. Nye erinnert sich an Meetings, in denen gesagt wurde, dass man keine Mikrofone auf dem Mars bräuchte, weil man bereits wisse, wie die Atmosphäre und der Druck auf dem Mars aufgebaut sind.

Wir wissen nicht genau, wie sich der Mars anhört.

Bill Nye The Planetary Society

Erste Audioaufnahmen wurden bereits während der Reise zum Mars veröffentlicht. Am 19. Oktober 2020 wurden die Kameras und Mikrofone von Perseverance für 60 Sekunden getestet. Das gedämpfte Surren, das man dabei hört, stammt von der Wärmepumpe des Rovers.

Die Suche nach Leben

Die Landung erfolgte am 18. Februar um 21.56 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) im Jezero Krater. Er befindet sich auf der nördlichen Hemisphäre des Planeten und soll einst voller Wasser gewesen sein. Aus diesem Grund wird die NASA genau dort nach fossilem mikrobiellen Leben suchen. Bisher hatte man nur nach bewohnbaren Bedingungen gesucht.

Der Jezero Krater auf dem Mars ist der Landeort der "Mars-2020" Mission. Es ist der eingefärbte Krater in der Mitte des Bildes.
Der Jezero Krater auf dem Mars ist der Landeort der "Mars-2020" Mission. Es ist der eingefärbte Krater in der Mitte des Bildes. Bildrechte: Yvette Smith / NASA / JPL-Caltech / ASU

Innerhalb der nächsten zwei Jahre könnte die Menschheit erfahren, ob es auch auf dem Mars tatsächlich einmal Leben gab – zumindest einfaches Leben. Die offizielle Mission endet dann. Jedoch muss dies nicht das Ende von Perseverance sein. Auch der Auftrag von Curiosity ist längt vorbei und dennoch befindet sich dieser Mars-Rover seit fast elf Jahren im Einsatz.

Wenn es uns möglich ist, mit dieser Mission Leben auf dem Mars zu finden, wird es den Lauf der Menschheitsgeschichte ändern. Jeder wird anders darüber denken, ein Lebewesen in diesem Kosmos zu sein.

Bill Nye The Planetary Society

Das erste Mars-Foto von Perseverance

Auf eine Sache mussten das NASA-Team und alle, die den Live-Stream verfolgt haben, aber nicht warten: die ersten Fotos vom Landeort. Der Jubel im NASA Jet Propulsion Laboratory (engl. für Jet-Antriebslabor) war nach der Landung noch groß, besonders, als dann auch noch die ersten Bilder von Perseverance die Erde erreichten. Sie wurden sofort nach der Landung geschossen.

Der Mars befindet sich derzeit mehrere Hundert Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Wie kann es also sein, dass die Bilder so schnell die Erde erreichten? Dr. Bethany Ehlmann weiß, welche Möglichkeiten es zur Signalübermittlung gibt. Sie ist die Präsidentin der Planetary Society und Teil der diesjährigen "Mars 2020“ der NASA. Sie half neben vielen anderen Mitarbeitern dabei, die Landestelle für Perseverance auszuwählen.

Eine schwarz-weiß Aufnahme der Marsoberfläche. Man erkennt den Schatten des Rovers und die staubige Oberfläche des Mars. An einigen stellen befinden sich flache Steine.
Eine schwarz-weiß Aufnahme der Marsoberfläche. Man erkennt den Schatten des Rovers und die staubige Oberfläche des Mars. An einigen stellen befinden sich flache Steine. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

Der Rover kann die Daten mit seinen Antennen direkt zu Erde schicken, erörtert Ehlmann. Jedoch ist die Erde bereits zwei Minuten nach der Landung von Perseverance am Marshorizont untergegangen. Erst nach Erdaufgang kann der Rover wieder direkt mit der Erde kommunizieren. Als Alternative könnte der Rover die Daten sammeln und anschließend an den Orbiter schicken. Der Orbiter würde sie dann zur Erde schicken, aber das würde Stunden dauern.

Doch in diesem Fall wurden die Daten vom Rover sofort an den Reconnaissance Orbiter (engl. für Bestätigung) geschickt. "Der Orbiter fungiert dabei wie ein Rohr, das das Signal quasi umbiegt und zur Erde zurückschickt", so Ehlmann. Durch diese "bent pipe"-Methode (engl. für gebogenes Rohr) konnten die Bilder bereits kurz nach der Landung bei der NASA ankommen.

Was passiert als nächstes?

In den nächsten Tagen werden neue Daten und Bilder die Erde erreichen. In circa 60 bis 90 Tagen wird Perseverance eine weitere Premiere auf dem Mars absetzen: Ingenuity, den ersten interplanetaren Hubschrauber. Dieser soll innerhalb von 30 Tagen mehrere Flugtests absolvieren.

Zu Anfang werden es kleine Höhentests sein. Später wird er eine Strecke von 300 Metern in einer Flughöhe von zehn Metern hinter sich bringen. Dabei wird er den Marsboden aus nächster Nähe fotografieren.

Es ist fast wie Science-Fiction, nur das es die Realität ist.

Bill Nye The Planetary Society

Außerdem wird Perseverance Bodenproben entnehmen und diese in seinem Bauch ablegen. Bei der nächsten Mars-Mission der NASA sollen diese Bohrproben zur Erde gebracht werden. Somit können Forscherinnen und Forscher zum ersten Mal Marsproben auf der Erde begutachten. Jedoch müssen sich die wissenschaftlichen Mitarbeiter noch etwas gedulden. Vermutlich werden die Proben die Erde nicht vor 2030 erreichen.

Wir haben eine Menge von Problemen hier auf der Erde. Aber diese Art von Mission bringt immer noch das Beste von uns heraus. Da sind zwei Fragen, die uns alle beschäftigen: Sind wir alleine im Kosmos? Und wo kommen wir her? Um es mit anderen Worten zu sagen: Was machen wir Menschen hier?

Bill Nye The Planetary Society

Wer noch mehr zum Thema Mars und Weltraum erfahren möchte: Im MDR Weltraumkalender wird kontinuierlich über astronomische Ereignisse sowie die Raumfahrt berichtet. Außerdem befinden sich derzeit noch zwei weitere Raumfahrtnationen im Marsorbit, die Hope Probe Mission der Vereinigten Arabischen Emirate und die chinesische Tianwen-1 Mission.

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