Vier Minuten nach dem Starship ist das Raumschiff von SpaceX explodiert.
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SpaceX Starship: Explosion beim Testflug war "kontrollierte Sprengung"

21. April 2023, 17:15 Uhr

Das Starship der privaten Raumfahrtfirma SpaceX von Elon Muk ist am Donnerstagnachmittag (20.4.) um 15:33 Uhr (MESZ) zum ersten Testflug ins All gestartet. Doch vier Minuten nach dem Start explodierte das Raumschif – es war eine kontrollierte Sprengung. Der nächste Versuch soll in ein paar Monaten stattfinden.

Nachtrag 21.4.2023, 09:05 Uhr: Keine Explosion – Starship wurde kontrolliert gesprengt

Das Starship von SpaceX hatte bei seinem Start am 20. April 2023 eine Höhe von circa 39 Kilometern erreicht. Damit ist es höher in den Himmel aufgestiegen als jeder andere Starship-Prototyp zuvor. Jedoch fielen mehrere Triebwerke während des Fluges aus und das Raumschiff geriet ins Taumeln und verlor an Höhe. In einer Höhe von knapp 29 Kilometern kam es zu einer Explosion. Wie sich im Nachhinein erst durch eine Pressemitteilung von SpaceX auflöste, war es eine kontrollierte Sprengung. Das Flugabbruchsystem wurde sowohl auf der Rakete als auch auf dem Schiff aktiviert.

Update 20.4.2023, 15:37 Uhr: Das Starship ist explodiert

Das Starship-Raumschiff vom privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX ist gestartet. Nach mehreren Verschiebungen konnte der Launch am 20. April 2023 um 15:33 Uhr (MESZ) erfolgen - etwas später als geplant (15:28 Uhr). Der Start war für die ersten rund drei Minuten erfolgreich. Doch dann fing das Raumschiff mit seinem Booster an zu taumeln und konnte sich nicht separieren. In einer Höhe von 29 Kilometern und vier Minuten nach dem Start explodierte das Starship in der Luft. SpaceX-Gründer Elon Musk gratulierte trotzdem zu dem spannenden Testflug, bei dem man viel gelernt habe. Einen weiteren Test werde es in einigen Monaten geben.

Update 20.4.2023, 15:01 Uhr: Den Start vom Starship jetzt live mitverfolgen

Der Live-Stream zum Jungfernflug vom Starship (20.4.) hat begonnen. Um 15:28 Uhr (MESZ) soll das Raumschiff von SpaceX zum ersten Mal in den Weltraum aufbrechen. Falls es zu Verzögerungen kommen sollte, hat das Raumschiff noch 62 Minuten für seinen Launch. Danach schließt sich das Startfenster und der Flug muss verschoben werden. Hier können Sie den Start der Super-Heavy-Rakete mit dem Raumschiff von der Starbase in Texas live verfolgen:

Update 17.4. 2023 19:30: Start verschoben auf Donnerstag

Kein "Final Go" für das Starship am Montag (17.4.). 40 Sekunden vor dem Abheben wurde der Countdown für den ersten Testflug des neuen Raumschiffs von SpaceX ins Weltall angehalten. Offenbar gab es ein Problem mit einem Druckventil. Einen neuen Startversuch soll es am 20.4. geben, so SpaceX auf seiner Webseite. Es gebe ein rund einstündiges Zeitfenster zwischen 15.28 und 16.30 Uhr MESZ.

"Lasst uns hoffen, dass der nächste Startversuch uns zu einer erfolgreichen Zündung und zum Abheben bringt", schrieb der deutsche Astronaut Matthias Maurer via Twitter. Der Testversuch am Montag war für ihn ein "verlockender Teaser, für das, was da folgen wird".

FAA erteilt Startlizenz für 5 Jahre

Die US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) hatte am vergangenen Wochenende nach umfassender Prüfung festgestellt, dass SpaceX alle Anforderungen erfüllt und eine Startlizenz für fünf Jahre erteilt.

Bereits vergangenes Jahr war es ein großes Rennen zwischen den anstehenden Jungfernflügen des Starships und der Mega-Mondrakete SLS (Space Launch System) – nach dem Start der Mondmission Artemis I war klar, wer das Rennen gewonnen hat. Seitdem sollte das Starship gefühlt jeden Monat für seinen Rundflug um die Erde aufbrechen. 

Am Weltraumbahnhof im texanischen Boca Chica warteten die Mitarbeiter seit Ostern gespannt auf die behördliche Genehmigung, twitterte der SpaceX-Gründer Elon Musk am Ostersonntag, nachdem die SpaceX-Ingenieure eine letzte Flugbereitschaftsprüfung für das massive Super Heavy- und Starship-Trägersystem abgeschlossen hatten.

Das SpaceX-Raumschiff Starship 25
Das SpaceX-Raumschiff Starship 25 wird für den Triebswerkstest vorbereitet. Das Bild wurde am 7. Februar 2023 aufgenommen. Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

Größte je gebaute Rakete

Das Starship ist die größte bisher gebaute Rakete in der Menschheitsgeschichte. Den Rekord für die größte tatsächlich geflogene Rakete hält aber zumindest bius Montag noch die Saturn V der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, die die Apollo-Astronauten zum Mond gebracht hat. 

SpaceX-Raumschiff
SpaceX bereitet sein Raumschiff 24 und den Booster 7 am 4. April 2023 auf dem SpaceX-Orbitalstartplatz in Brownsville (Texas) für den ersten Orbitalflug vor. Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

Zu den großen Trägerraketen gehört unter anderem die europäische Ariane 5, deren Raketentyp mit der Jupitermond-Mission Juice ihren letzten Raketenstart in ihrer 27-jährigen Geschichte absolviert. Diese Rakete hat eine Länge von 54 Metern. Auch ihre Nachfolgerin, die Ariane 6, wird um die 60 Meter lang sein. In dieser Größenordnung liegt auch die amerikanische Konkurrenz wie die Trägerraketen des Typs Vulcan Centaur (61,6 Meter) und Atlas V 551 (65,5 Meter). Mit 70 und 71 Metern sind die Falcon Heavy (SpaceX) und die Delta Heavy IV noch etwas größer. 

Mit knapp 111 Metern kommt keine von ihnen an die Saturn V heran. Nicht einmal die Mega-Mondrakete SLS, die bei ihrer Konfiguration des Starts der Artemis-I-Mission knapp 99 Meter hoch war. Doch mit dem Start des Starships wird sich das ändern.  

Die SLS-Rakete und das Orion-Raumschiff der NASA rollen am Dienstag, den 16. August 2022, vom Vehicle Assembly Building zum Komplex 39B im Kennedy Space Center in Florida.
Die SLS-Rakete und das Orion-Raumschiff der NASA rollten am Dienstag, den 16. August 2022, vom Vehicle Assembly Building zum Komplex 39B im Kennedy Space Center in Florida. Bildrechte: IMAGO/UPI Photo

Das Raumschiff ist zwar nur 69 Meter lang, jedoch wird es sich auf der Booster-Rakete Super Heavy befinden. Gemeinsam mit dem Booster misst das Starship dann 119 Meter. Die Super-Heavy-Erststufe wird von 33 der neuen Raptor-Triebwerke von SpaceX angetrieben. Das Starship selbst ist dagegen mit sechs Raptoren ausgestattet. Trotzdem wird das Raumschiff nach seinem erfolgreichen Start als die stärkste Rakete in die Geschichte eingehen. Doch das ist nicht alles. "Das Schiff wird sich wahrscheinlich um weitere 10 m oder so verlängern", twitterte Musk am 8. April.  

So wird das Starship in den Weltraum aufbrechen

Wenn der Flugtest normal verläuft, wird die Super Heavy-Rakete einige Minuten lang zünden, bevor sie sich von der Oberstufe trennt und kontrolliert in den Golf von Mexiko abtaucht. Wie SpaceX es mit einigen seiner ersten Stufen der Falcon 9-Rakete gemacht hat, wird das Unternehmen die Leistung des Fahrzeugs überwachen, um festzustellen, ob sie bei zukünftigen Missionen bereits eine Landung auf dem Boden versuchen können. 

Prototyp des Raumschiffs Ship 24
Prototyp des Raumschiffs Ship 24 Bildrechte: IMAGO/UPI Photo

Nach der Trennung von der Super Heavy-Rakete wird die Starship-Oberstufe versuchen, ihre Umlaufgeschwindigkeit zu erreichen, bevor sie über dem Pazifischen Ozean wieder in die Atmosphäre eintritt. SpaceX plant, das Starship nördlich der Hawaii-Inseln senkrecht im Meer zu landen.

Bei diesem Testflug werden keine Nutzlasten mitgeführt – der einzige Zweck besteht darin, die Raketen, ihre Triebwerke und die Fähigkeit der Fahrzeuge zu testen. Das Raumschiff soll die Erde umrunden und anschließend wieder in die Erdatmosphäre eintreten und eine kontrollierte Landung durchführen. 

Aufbruch zum Mond: Weltraumtouristen, Rover und die ersten Artemis-Astronauten

Die angestrebten Ziele von SpaceX und seinem Starships, aber auch die Hoffnungen und Erwartungen der Nasa an das Unternehmen sind groß. Zunächst möchte SpaceX mit der Dear-Moon-Mission die ersten Menschen seit dem Ende der Apollo-Ära auf einen Rundflug zum Mond schickt. 

Wenn der jetzige Jungfernflug ein Erfolg ist, könnten noch Ende 2023 die ersten neun Weltraumtouristen zum Mond aufbrechen. Der der japanische Kunstsammler und Unternehmer Yusaku Maezawa hat acht weiteren Personen ein Ticket spendiert. Sie alle sind Künstler und der bekannteste von ihnen wird wohl der Produzent und DJ Steve Aoki.  

Damit würden die ersten Mondtouristen noch vor den Artemis-Astronauten zum Erdtrabanten aufbrechen. Die Nasa hat erst vor Kurzem die Besatzung von Artemis II vorgestellt. Drei Männer und eine Frau sollen ab November 2024 für eine Rundreise zum Mond antreten – ohne Landung. Die ist erst ab Artemis III vorgesehen. Das Raumschiff, das den nächsten Mann und die erste Frau auf den Mond bringen wird, ist das Human Landing System HLS – ein umgebautes Starship von SpaceX.  

Künstlerisches Konzept des Starship HLS von SpaceX, das auf dem Mond landen soll.
Künstlerisches Konzept des Starship HLS von SpaceX, das auf dem Mond landen soll. Bildrechte: SpaceX

Zuvor wird das private Unternehmen eine unbemannte Mondlandung vollziehen. Falls diese glückt, steht der Mondlandung ab 2025 nicht mehr viel im Weg. Bei einem späteren Start ab Mitte 2026 soll SpaceX auch den Flex-Rover vom privaten US-amerikanischen Unternehmen Astrolab auf der Mondoberfläche absetzen. 

Mit dem Starship soll der Mars kolonisiert werden

Der Mond ist aber nur ein Zwischenstopp. Das eigentliche Ziel ist der Mars. Das ist der Grund, warum Musk SpaceX gegründet hat. Er will den Mars kolonisieren und der Menschheit eine zweite Heimat geben – vielleicht schon ab 2029

Gründe dafür nennt er viele, aber der den meisten Menschen einleuchtende Grund wird wohl die Gefahr eines verheerenden Asteroiden-Einschlages sein. Diese scheinen nach neuen Erkenntnissen zwar häufiger als bisher angenommen zu passieren. Jedoch wird uns in den nächsten 100 Jahren voraussichtlich kein Asteroid treffen, der groß genug ist, um das Leben auf unserem blauen Planeten auszulöschen. 

Eigentlich verfolgen alle Unternehmen und Dienstleistungen von Musk das Ziel der Mars-Kolonarisierung. Auf dem Mars werden Elektrobatterien benötigt (Giga-Fabrik) und eventuell auch Marsautos mit Elektroantrieb (Tesla).

Da die gefährliche Weltraumstrahlung durch die sehr dünne Marsatmosphäre kaum abgeschirmt wird, werden die ersten Menschen wohl unterirdisch leben müssen. Dafür braucht es Maschinen, die Tunnel graben können (The Boring Company) und ein Satellitennetzwerk (Starlink) in der Marsumlaufbahn kann neben Internet auch GPS-Dienste anbieten. Und schließlich die Raumschiffe, die Fracht und Menschen zum roten Planeten bringen sollen. 

Der Mars – das ehrgeizige Ziel vieler Nationen

Doch Musk ist nicht der Einzige, der die Kolonisierung des Weltraums vorantreibt. Die Nasa arbeitet mit ihren engen Partnern aus Europa (Esa), Kanada (CSA) und Japan (Jaxa) an einer Mondstation, die nur ein Sprungbrett zum Mars sein soll. Auch China und Russland wollen am Mondsüdpol eine Basis errichten. Anfang der 2030er-Jahre will China sogar die erste bemannte Crew zum Mars schicken.

eine Rakete 6 min
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Wie könnten wir Menschen auf anderen Planeten überleben? Science-Fiction-Autoren aber auch Wissenschaftler haben sich mit diesen Fragen beschäftigen. Und sie haben teilweise auch schon spannende Antworten!

Mo 28.03.2022 15:48Uhr 06:29 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/artemis-leben-auf-mond-und-mars100.html

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Und auch die Vereinigten Arabischen Emirate wollen eine Mars-Kolonie aufbauen, die bis 2117 fertiggestellt sein soll. Bereits 2037 wollen die Emirate die ersten Menschen zum Mars schicken. Die Nasa und ihre Partner wollen sich bis ungefähr 2040 dafür Zeit lassen. 

Weitere aufstrebende Raumfahrtnationen wie beispielsweise Indien, aber auch kommerzielle Unternehmen werden in den nächsten Jahren vermutlich zum Mars aufbrechen. SpaceX ist dabei der Motor, der das neue Wettrennen zum Mars in Gang gebracht hat. 

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. April 2023 | 16:30 Uhr

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