Silbersalz-Festival in Halle Die Liebe, der Mond und die Wissenschaft

21. Juni 2019, 14:03 Uhr

Die Stadt Halle wird ab 20. Juni 2019 zu einer Art Zentrum für Wissenschaft. Aber nicht für Experten mit ihrem Fachjargon und Elfenbeinturm, sondern für jedermann. Das ist das Ziel des Medien- und Wissenschaftsfestivals Silbersalz. Wissenschaft soll zum Erlebnis werden.

Was haben Liebe, Gefühle und Berührungen mit Wissenschaft zu tun? Forscher haben darauf ganz faszinierende Antworten gefunden. Die können wir auf dem 2. Silbersalz-Festival in Halle erleben, denn das steht unter dem Titel: The Science Of Love. So zeigt die  ZDF/ARTE-Produktion "Wunder Liebe" die Erforschung eines Gefühls, und MDR Wissen erklärt am 21. Juni um 20:00 Uhr im Kino Zazie mit der Dokumentation "Sind wir alle unterkuschelt? Warum wir mehr Berührung brauchen", wie der Streichelsinn entdeckt wurde und dass Berührungen wirklich Leben retten können.

Eigentlich ein Filmfestival, ist das Silbersalz aber vor allem eine große Bühne für Wissenschaft, Medien und Kunst. Und das können die Besucher vom 20. bis 23. Juni an vielen Ecken der Stadt Halle erleben.

Ein Mann trommelt auf alten Fernsehern.
Alte Technologie für neue Musik: Der Japaner Ei Wada spielt Bongo auf Röhrenfernsehern. Bildrechte: Jennifer Prietzel

Bongos aus Röhrenfernsehern, eine E-Gitarre aus einem Ventilator und alte Barcode-Leser als Turn-Table-Ersatz. Mit ungewöhnlich aussehenden und klingenden Instrumenten begeht ELECTRONICOS FANTASTICOS! am Donnerstagabend die Opening-Night (Puschkinhaus). Dahinter steckt Ei Wada aus Japan. Seine Instrumente baut er selbst. In einer begleitenden Ausstellung darf man sie sich angucken und austesten.

Der Mond landet in Halle

Ganz leise geht es dagegen auf der Ziegelwiese zu. Schon seit 19. Juni leuchtet hier ein riesiger Mond. Sieben Meter groß hat ihn Luke Jerrams anhand von Fotos der NASA nachgebaut. Jeder Zentimeter im Modell entspricht fünf Kilometern im Original. Die Mondinstallation soll an das 50. Jubiläum der Mondlandung erinnern und gleichzeitig die Frage aufwerfen, was passiert heute? Irem Couchouron, die das Silbersalz-Festival künstlerisch gestaltet hat, sagt dazu:

In letzter Zeit gab es viele wissenschaftliche Entdeckungen in der Weltallforschung. Das erste Foto eines schwarzen Lochs zum Beispiel. Wir wollten zurückgehen zu den Ursprüngen mit der Mondlandung, um zu zeigen, warum das so eine wichtige Errungenschaft war und dann wollen wir einen Blick darauf werfen, was als Nächstes passieren könnte.

Irem Couchouron

Silbersalz-Festival Hab den Mond mit der Hand berührt

So nah kann man dem Mond sonst nicht kommen. Fast zum Greifen nah hängt er in Halle über der Ziegelwiese. "Museum Of The Moon" heißt die Installation im Rahmen des Silbersalz-Festivals.

Hände formen Herzen - vor dem Mond.
Eines der beliebtesten Fotomotive beim Museum of the Moon zum Silbersalz-Festival in Halle. Bildrechte: David Holland
Hände formen Herzen - vor dem Mond.
Eines der beliebtesten Fotomotive beim Museum of the Moon zum Silbersalz-Festival in Halle. Bildrechte: David Holland
Eind Kind greft nach dem Mond.
Den Mond mit der Hand berühren? Bildrechte: David Holland
Der Mond hängt zwischen den Bäumen.
Sieben Meter groß ist die Installation, die an den Bäumen auf der Ziegelwiese in Halle aufgehängt ist. Bildrechte: Gerald Perschke
Der Mond hängt zwischen den Bäumen.
Und so leuchtet der Mond noch bis Sonntagabend (23.06.). Bildrechte: Gerald Perschke
Der Mond leuchtet.
Ein Zentimeter auf dem Ballon ensprechen fünf Kilometer auf dem Mond. Bildrechte: Gerald Perschke
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Einen ganz realen Blick auf heute bietet die Taucherin Jacquelyn Whitman im Lichthaus mit einer Art Tunnelaquarium. Nicht aus Glas und Wasser, sondern mit alten Plastikfolien hat sie es gebaut. Der Tunnel wird mit Luft aufgeblasen, damit man hindurch gehen kann. Auf die Wände projiziert Jacquelyn Whitman Bilder von Korallenriffen und Fischen. Es fühlt sich so an, also würde man unter Wasser laufen. Die ernüchternde Erkenntnis: Alles Plastik. Und das zeigt auch der letzte Teil des Tunnels: Die Meere sind verschmutzt. Jacquelyn Whitman Vision ist es, "Menschen das Meer zu bringen, die selbst keinen Zugang zum Meer haben, um Menschen die Möglichkeit zu geben ins Meer einzutauchen, um ihnen ein Gefühl dieses Wunders zu geben und ihnen die Meerestiere ganz nah zu zeigen."

Das ermöglicht ihnen Mitgefühl für die Lebewesen der Meere zu entwickeln. Und dann führe ich sie an das Plastikproblem heran. So wird den Menschen das Problem viel realer.

Jacquelyn Whitman

Bleibt die Frage: Was hat das alles mit Wissenschaft zu tun? Eine ganze Menge, versichert Whitman. Mehr sogar, als es mit Kunst zu tun hat: "Es geht darum, was ökologisch gerade auf der Welt passiert. Es basiert alles auf wissenschaftlichen Fakten. Die meisten Bilder, die ich nutze, stammen aus wissenschaftlichen Studien. Es ist also alles eher wissenschaftlicher Natur. Ich nutze einfach die Form der Kunst, um damit Menschen besser zu erreichen."

Tunnelaquarium auf dem Silbersalz

Alles ist Plastik und Illusion. Es geht darum, zu zeigen, was ökologisch gerade auf der Welt passiert, erklärt Künstlerin Jacquelyn Whitman die Vision hinter ihrem Projekt.

Ein Mann in einem dunklen Raum, weiße Linien sind an die Wände projiziert.
Der Aufbau. Technisch, trocken, wenig anziehend. Bildrechte: Jennifer Prietzel
Ein Mann in einem dunklen Raum, weiße Linien sind an die Wände projiziert.
Der Aufbau. Technisch, trocken, wenig anziehend. Bildrechte: Jennifer Prietzel
Menschen sitzen und schauen sich eine Illusion von Korallen an.
Die fertige Installation. Faszinierend - aber aus Plastik. Bildrechte: Silbersalz Festival
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Denn wer will schon seitenlange Studien im wissenschaftlichen Fachjargon lesen, an die man als Laie ohnehin nicht rankommt? Diskutiert wird in der Wissenschaft meist auf Fachtagungen, untereinander. Wir hier unten, die da oben im Elfenbeinturm: Eine Barriere, die da gar nicht hingehört. Viele wissenschaftliche Studien befassen sich nämlich mit Alltagsproblemen oder Dingen, die jeden etwas angehen, sagt Irem Couchouron, die das Silbersalz-Festival künstlerisch gestaltet hat: "Da sind ernsthafte Probleme, die uns allen Sorgen bereiten: Zum Beispiel der Klimawandel, die Polarisation der Politik und der Gesellschaft, Big Data und alles was neue Technologien betrifft."

Wissenschaft hat eine Art Plan. Wenn die Gesellschaft diesen Plan versteht, wird sie engagierter sein. Dann entsteht vielleicht die Idee, dass man selber etwas tun kann, zum Beispiel im eigenen Garten, um es besser zu machen.

Irem Couchouron

Diesen Plan der Wissenschaft verständlich machen, ist Ziel von Silbersalz. Auf spielerische Weise nähert man sich so komplexen Themen. Man hört, wie das Weltall klingt. Man gestaltet virtuell eine eigene Insel mit Regen, Wind und Sonnenschein. Man diskutiert mit Wissenschaftlern über Themen wie Gen-Therapien. Oder man setzt sich einfach ins Kino und schaut sich einen der vielen Filme an, die das Programm bietet und redet über die Liebe. Das macht wirklich Spaß und am Ende ist man sogar ein bisschen klüger.

Hier finden Sie das Progamm des Festivals.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. Juni 2019 | 17:50 Uhr