Mit diesen riesigen Kacheln soll künftig im Weltall Solarstrom erzeugt werden (Illustration).
Mit diesen riesigen Kacheln soll künftig im Weltall Solarstrom erzeugt werden (Illustration). Bildrechte: Caltech

"Space-based Solar Power Project" des Caltech Neuartiges Konzept für Solarstrom aus dem Weltall: Im Dezember soll's losgehen

02. November 2022, 12:28 Uhr

Es könnte die Gewinnung von Erneuerbaren Energien revolutionieren: US-Forschende haben neuartige Kacheln entwickelt, mit denen Solarstrom im Weltraum erzeugt werden kann. Der Projektstart steht kurz bevor.

In Hollywood-Filmen sind sie schon länger präsent, nun könnten sie schon bald auch in der Realität Einzug halten: Solaranlagen im Weltall, die Energie zur Erde liefern. Am weitesten bei der Forschung dazu ist derzeit möglicherweise das California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena mit seinem "Space-based Solar Power Project" (SSPP).

Die Idee dahinter: Spezielle faltbare Kacheln werden mit einer Rakete ins All gebracht, dort ausgeklappt und so zu einem riesigen Panel zusammengefügt. In Form von Mikrowellen wird die Energie zur Erde geschickt. Der große Vorteil liegt dabei darin, dass im Weltraum die Solarenergie dauerhaft verfügbar ist und nicht nur tagsüber und bei wolkenlosem Himmel wie auf unserem Planeten. Der Nachteil sind die noch sehr hohen Kosten, die deutlich über denen der Photovoltaik auf der Erde liegen.

Energie könnte so allgegenwärtig werden

Am Caltech glaubt man dennoch an den langfristigen Erfolg der Vision. "Das ist ein außergewöhnliches und bisher beispielloses Projekt", erklärt Harry Atwater, einer der beteiligten Forscher. Auch die europäische Weltraumagentur Esa sowie weitere Staaten wie Großbritannien, China, Japan Australien oder Südkorea arbeiten an ähnlichen Konzepten. Doch am weitesten ist offenbar das Caltech, das schon im Dezember 2022 einen Prototypen ins All bringen will. Dort sollen sich die zehn mal zehn Zentimeter großen superleichten Kacheln zu 60 mal 60 Meter großen Modulen zusammenfügen, und diese wiederum zu neun Quadratkilometer großen Solarfeldern. Dabei stehen die japanische Falttechniken Origami und Kirigami Pate.

Aber das Projekt werde erst wirklich real, wenn man auch das Weltall erreiche, schränkt Atwater ein. Im Labor hätte die Neu-Entwicklung schon gut funktioniert, doch im Weltraum sei eine solche Art von Solartechnik noch nie unterwegs gewesen. Diese sei schließlich völlig anders als die bisher bei Raumfahrzeugen genutzten Photovoltaik-Anlagen. Im kommenden Jahr soll die Technik dann im All auf ihre Anwendbarkeit getestet werden, wobei auch ein vor Ort angebrachtes 15 mal 15 Zentimeter großes Messgerät helfen soll. Die Forschenden vom Caltech sind jedenfalls schon hoffnungsfroh. "Es wird die Natur der Energiegewinnung revolutionieren, da der Zugang dazu allgegenwärtig wird, sie quasi immer verfügbar wird", resümiert der ebenfalls beteiligte Wissenschaftler Ali Hajimiri.

Links/Studien

Das Caltech hat hier ein Interview mit drei leitenden Forschern des Projekts veröffentlicht.

cdi