Interstellare Raumfahrt Voyager 2 bestätigt: Da draußen gibt es eine Grenze

11. April 2024, 16:13 Uhr

Vor einem Jahr erreichte die Weltraumsonde Voyager 2 den interstellaren Raum. Die ausgewerteten Daten bestätigen jetzt: Am Rand unseres Sonnensystems gibt es einen ganz klare, messbare Grenze.

Die Raumsonde Voyager 2
Seit 42 Jahren unterwegs: Die Raumsonde Voyager 2. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

Am 5. November 2018 verließ die Raumsonde Voyager 2 als zweite ihrer Art den Einflussbereich der Sonne. Gemeinsam mit Voyager 1 fliegt sie jetzt durch den Interstellaren Raum. Forscher der Universität von Iowa haben inzwischen die Daten dieses Übergangs ausgewertet. Und die zeigen: Dieser Übergang war verbunden mit einem deutlichen Anstieg der Plasmadichte. Das Plasmawellen-Messgerät an Bord der Sonde Voyager 2 registrierte den Wechsel vom heißen Plasma mit niedrigerer Dichte des Sonnenwinds zum kühlen Plasma mit höherer Dichte des interstellaren Raums.

Space: the final frontier

Ein wenig erinnert das an Star Trek. Im Original heißt es dort im Vorspann "Space: the final frontier" - der Weltraum wird als letzte Grenze beschrieben. Dass es so eine finale Grenze wirklich gibt bestätigt Voyager 2. Auch die Schwestersonde Voyager 1, die 2012 das Sonnensystem verließ, hatte diesen Effekt bereits gemessen. "Die alte Idee, dass der Sonnenwind sich allmählich abschwächt, wenn man weiter in den interstellaren Raum vordringt, ist einfach nicht wahr", sagt Don Gurnett, emeritierter Professor an der Universität von Iowa und Ko-Autor der Studie, die in Nature Astronomy erschienen ist.

Wir zeigen mit Voyager 2 - und früher mit Voyager 1 -, dass es da draußen eine wirkliche Grenze gibt. Und es ist erstaunlich, wie Flüssigkeiten, einschließlich Plasmen, Grenzen bilden.

Don Gurnett, Universität von Iowa

Grafische Darstellung der Voyager-Sonden beim Verlassen des Sonnensystems
Die Voyagersionden beim Verlassen des Sonnensystems. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

Um die Form dieses Sonnenwinds und seiner Grenze zu beschreiben nutzen die Gurnett und sein Kollege und Ko-Autor Bill Kurth, ebenfalls von der Universität von Iowa, zwei Bilder. Das eine: ein Windsack, wie man ihn von Segelflugplätzen kennt. Das beschreibt eine Art langgestreckte Blase, die vom Wind der Sonne erzeugt wird, während er sich bis zur Grenze des Sonnensystems erstreckt. Und dort - so das zweite Bild - staut sich der Wind, ähnlich wie der Schnee vor einem Schneepflug.

Voyager wird die Erde überdauern

Die Voyager2-Sonde auf einem Poster im knallbunten Disco-Look
Voyager im Disco-Stil. Ein NASA-Plakat zeigt die Sonde schrillbunt wie in den 1970er-Jahren. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

In etwa 300 Jahren werden die beiden Sonden den inneren Rand der Oortschen Wolke erreichen, eine Ansammlung aus Kometen, Gas, Eis- und Gesteinsbrocken, die das Sonnensystem kugelförmig umhüllt. In 30.000 Jahren werden die Sonden diese Wolke durchquert haben. Und sie werden die Erde überdauern, sagt Bill Kurth. "Sie werden sich fünf Milliarden Jahren oder länger auf ihren eigenen Umlaufbahnen um die Galaxie bewegen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf etwas stoßen, ist nahezu Null."

Eine Raumsonde 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 25. August 2019 | 09:20 Uhr