Die beiden Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley vor dem ersten Startversuch.
Robert Behnken and Douglas Hurley sind die ersten NASA-Asrtonauten, die seit neun Jahren von Amerikan aus in den Weltraum starten. Hier befinden sie sich vor dem Launchtower am Komplex 39A. Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

SpaceX DM2 zur ISS Zweiter Neustart in der US-Raumfahrt: Härtetest für die Astronauten

30. Mai 2020, 05:00 Uhr

Am 27. Mai sollte zum ersten Mal ein privates Weltraumunternehmen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS befördern. Wegen schlechter Wetterbedingungen wurde der Launch verschoben. Wie wird nun der zweite Anlauf am 30. Mai ablaufen und worauf müssen sich die Astronauten einstellen?

Der geplante Raumflug zur Internationalen Raumstation wurde wegen schlechtem Wetter am 27. Mai abgebrochen. Der nächste Versuch ist für den 30. Mai geplant. Die NASA-Astronauten Bob Behnken und Douglas Hurley sollen mit einem brandneuen Raumschiff in den Weltraum aufbrechen. Der ganze Tag ist vollgepackt mit Routineablaufen. Die vier Stunden vor dem Countdown beginnen nach dem letzten medizinischen Test. Bei Krankheit oder Unwohlsein würde der Flug sofort abgebrochen. Beim Start wirken nämlich die drei- bis vierfachen Gravitationskräfte auf die Astronauten. Der Kreislauf sackt zusammen und Sehschwächen werden eintreten. Ein schlechter körperlicher Zustand würde Lebensgefahr bedeuten.

Zeit für die Astro-Windeln

Als nächstes steht die Anprobe der Raumanzüge auf der Agenda. Nun haben die Astronauten das letzte Mal die Gelegenheit sich zu erleichtern. Ein Toiletten-Gang danach ist nicht mehr möglich. Sobald sie die Raumanzüge anziehen, können sie nur noch auf ihre Windeln vertrauen. Doch auch wenn sie sich jetzt erleichtern müssten, sollte ihnen klar sein, dass sie ihre vollen Windeln erst wieder auf der ISS ausziehen können – das wird erst 23 Stunden später möglich sein.

Crew-Walk-Out: Abschied nehmen

Robert Behnken and Douglas Hurley
Die beiden NASA-Astronauten Robert Behnken and Douglas Hurley vor dem neuen NASA-Tesla. Bildrechte: NASA

Bis zum Start dauert es noch drei Stunden und zehn Minuten. Die Astronauten verlassen das Operations and Check-Up-Building der NASA. Draußen werden neben Reportern, Elon Musk (SpaceX Gründer) und Jim Birkenstin (NASA Administrator) auch der Vizepräsident Mike Pence auf sie warten. Doch die wichtigsten Menschen an diesem Tag werden ihre Freunde und Familien sein, die sie nur mit angedeuteten Umarmungen und Küssen verabschieden werden – Covid-19 verhindert den körperlichen Kontakt. Anschließend steigen sie in ihren Tesla, das neue offizielle Astronauten-Auto. Dieses bringt sie zum Launch-Pad 39A.

Zutritt zur Dragon Crew Kapsel

Der Tesla wird vor dem Zutrittsturm halten und die Astronauten werden mit einem Fahrstuhl in zirka 78 Meter Höhe gefahren. Dort werden sie über eine in Anthrazit gestrichene Stahltreppe weitere drei Meter hoch steigen. In einem schwarzen Korridor, an dessen Wand die roten Buchstaben des NASA-Logos stehen, werden die Astronauten warten. Auf dem Boden befinden sich weiße große Pfeile auf denen die beiden Männer in ihren weißen Raumanzügen stehen werden. Entgegen der Pfeilrichtung befindet sich eine Tür.

Die Tür in diesem futuristischem Stockwerk führt Hurley und Behnken zur Brücke. Ein langer Korridor mit weißen Wänden und fünf langgezogenen, aber schmalen Fenstern auf jeder Seite, führt zum Raumschiff. Bis zum Launch sind es noch zwei Stunden und 15 Minuten. Die letzten Sicherheitstests werden durchgeführt.

Die letzte Stunde vor dem Start

50 Minuten vor dem Launch wird sich die Luke zur Crew Dragon schließen – ein Raumschiff, dass Platz für vier Personen hätte. Doch bei diesem ersten Demonstrationsflug sind Hurley und Behnken alleine in der kleinen Kapsel. Zehn Minuten später löst sich die Brücke von der Kapsel und fährt zur Seite weg.

Erst 35 Minuten vor dem Launch wird die Falcon 9 Rakete mit Treibstoff gefüllt. In den nächsten Minuten wird diese Röhre zu einem hochexplosiven Geschoss. Ein Gemisch aus flüssigem Sauerstoff und RP-1, ein kerosinähnliches, flüssiges Kohlenwasserstoffgemisch. Noch während der Befüllung werden gigantische weiße Wolken aus der Rakete entweichen – ein normaler Vorgang während der Betankung von flüssigem Sauerstoff.

Der Countdown läuft

Die Astronauten werden währenddessen geduldig auf den Launch warten. Fünf Minuten vor dem Start wird der Onboard-Computer die Kontrolle über das Raumschiff übernehmen. Schließlich wird der Countdown eingeleitet. Die Uhr zählt runter. 10, 9, 8, 7… Nur noch wenige Sekunden bis zum Start.

…3, 2,1, Zero. Ein Rauschen wie beim Anzünden einer Wunderkerze ertönt. Der Turm, an den die Rakete lehnt knickt wenige Grad nach hinten weg. Die Falcon 9 hebt ab. "And Lift-Off" ertönt aus dem Mission-Control-Center in Houston (Texas, USA). Das feine Rauschen wird zu einem tobenden und andauernden Donnern, dass noch in vielen Kilometern Entfernung zu hören sein wird. Ein langer Flammenschweif wird aus dem Triebwerk herausströmen. Die zweite Stufe wird gezündet und die Rakete wird die Erdatmosphäre verlassen. Der Flammenschweif wird verblassen.

Raumschiff SpaceX Crew Dragon mit sichtbaren Andockmechanismus
Das Raumschiff Crew Dragon von SpaceX mit sichtbaren Andockmechanismus. Bildrechte: NASA

Zwölf Minuten nach dem Lift-Off wird sich das Raumschiff von der zweiten Stufe der Falcon-Rakete trennen. Nun wird das Raumschiff die volle Kontrolle für die Reise zur ISS übernehmen. Nach mehreren Erdumrundungen wird die Dragon Crew die Umlaufbahn der ISS erreichen und ihren langen Docking-Prozess beginnen – wer den Prozess nachspielen will, kann dies im SpaceX Simulator machen. Behnken und Hurley werden dann die ersten Amerikaner sein, die nach neun Jahren von den USA aus ins Weltall gestartet sind.

Der Start wird Live auf NASA-TV am Samstag um 15:22 Uhr (Ortszeit) übertragen. In Mitteleuropa wird es dann 21:22 Uhr sein.

2 Kommentare

hhmarathon am 30.05.2020

Vielen Dank für den Artikel. Er ist hervorragend geschrieben. Sehr detailliert, so dass man sich ein umfassendes Bild über den gesamten Ablauf machen kann.

MDR-Team am 30.05.2020

Danke für das Feedback. Wir leiten es an den Artikel-Autor weiter.