Science Fiction wird Wirklichkeit Levicursor: Bayreuther Forscher arbeiten am Holodeck
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Bayreuther IT-Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem kleine Kugeln mit Hilfe von Schallwellen berührungslos durch einen Raum bewegt werden können. Ist das der Beginn des Holodecks?

In Märchen erledigt das der Zauberstab und in Fantasy- oder Science-Fiction-Filmen kennt man das Phänomen als "Telekinese": Gegenstände im Raum herumschweben lassen, ohne sie berühren zu müssen. Der Bayreuther IT-Forscher Jörg Müller und sein Team können zwar nicht zaubern, mit Hilfe einer neuen Technologie verfügen sie jetzt aber auch über eine Art telekinetische Fähigkeiten.
"Levicursor" heißt das Verfahren und erinnert ein wenig an "Wingardium Leviosa", den Schwebezauber aus den Harry Potter-Büchern. Praktisch funktioniert es so: Von oben und unten kommende Ultraschallwellen lassen kleine Bälle aus Kunststoff schweben. Ändert man die Frequenz der Wellen, können die Bälle im Raum zwischen den beiden Ultraschallquellen verschoben werden. Die Steuerung, wo der Ball hinschweben soll, erfolgt über einen kleinen Marker, den man sich über den Finger steckt - die wissenschaftliche Version des Zauberstabs.
Fernziel: Holodeck
Inzwischen erreicht Levicursor aus Sicht seiner Entwickler technisch gute Eigenschaften: Die Bewegungen werden von der Fingerspitze ohne zeitliche Verzögerung auf die Kugeln übertragen. Und die Kugeln bewegen sich so fließend, wie die Steuerbewegungen. Bewegungsgeschwindigkeiten von bis zu 80 Zentimetern pro Sekunde lassen sich derzeit abbilden.
Das soll aber erst der Anfang sein. Aus einzelnen kleinen Kugeln sollen sich in Zukunft komplexe Gegenstände formen lassen und ein Raum auf diese Weise in eine Art Holodeck verwandelt werden, wie man es aus der Science-Fiction-Serie "Star Trek" kennt. Dann könnten dort auf Knopfdruck beliebige Umgebungen und Einrichtungen erzeugt werden. Das Schlagwort der IT-Forschung für diesen Ansatz heißt "Ultimate Display".
Unser Ziel ist es, dass der Computer in Zukunft nicht nur auf dem Schreibtisch steht oder im Handy versteckt ist, sondern dass der ganze Raum, in dem wir uns befinden, als Benutzerschnittstelle verwendet wird. So können die physikalische und die virtuelle Welt möglichst nahtlos miteinander verschmolzen werden.
Technische Optimierung
In den nächsten Jahren soll zunächst die bestehende Technologie weiter optimiert werden, sagt die Forscherin Viktorija Paneva aus dem Team von Professor Müller. "Insbesondere geht es darum, noch höhere Geschwindigkeiten und Beschleunigungen zu erreichen und ganze virtuelle Gegenstände aus schwebenden Partikeln zu erzeugen."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 15. November 2018 | 08:50 Uhr