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WWF-StudieHalber Fleischkonsum reduziert Treibhausgase drastisch

07. April 2021, 14:31 Uhr

Dass Fleisch nicht so gut fürs Klima ist, wissen wir bereits. Aber vielleicht macht es die Menüwahl künftig einfacher, zu wissen, wie viel Fleisch denn nicht so gut fürs Klima ist. Das hat der WWF jetzt ausrechnen lassen und in einer neuen Studie veröffentlicht.

Schon im Supermarkt stellt sich die Frage: Gibt's Fleisch in den nächsten Tagen oder besser erst gar nichts kaufen? Bildrechte: imago images/YAY Images

Sie ernähren sich vegan? Dann brauchen Sie im Grunde nicht weiterzulesen, außer Sie benötigen harte Zahlen, um andere zu bekehren. Sie ernähren sich vegetarisch? Auch ganz gut. Aber nicht mal das erwarten die Autorinnen und Autoren der heute im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF veröffentlichten Studie. Sie sagen: Wenn alle Flexitarier wären, dann würde das dem Klima schon mal ganz schön helfen.

Ausnahme statt Normalität

Aber was heißt eigentlich flexitarische Ernährung? Eigentlich nur: Der Verzicht auf tierische Lebensmittel ist die Regel, alles andere Luxus und darf ab und an mal sein. 817 Gramm Fleisch essen die Deutschen in der Woche – also Dinge wie Steaks, Wurst und Parmaschinken. Das wirkt sich allerdings ganz schön aufs Klima aus und verursacht siebzig Prozent der Treibhausgase, die auf die Ernährung zurückzuführen sind. Als flexitarisch wird in der Studie eine Ernährung mit etwa der Hälfte des jetzigen Konsums bezeichnet, 470 Gramm Fleisch pro Monat. Zwei Buletten (Frikadellen, Fleischpflanzerl) und zwei Bratwürste wären das in etwa.

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Eine solche Ernährungsform könnte den Ausstoß an ernährungsbedingten Treibhausgasen um 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren, um ganze 27 Prozent. Eine beträchtliche Zahl, wenn man bedenkt dass die deutsche Landwirtschaft insgesamt 66 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich ausstößt. Mit einer Umstellung der Ernährung auf flexitarisch würde auch ein deutlich geringerer ernährungsbedingter Platzbedarf in Deutschland einhergehen: Fast 30.000 Quadratkilometer wären das, eine Fläche etwas größer als Brandenburg.

Was ist ein CO2-Äquivalent?So bezeichnet man das Treibhauspotenzial – den relativen Beitrag zum Treibhauseffekt, also welche Masse eines oder mehrerer Gase (z.B. Methan durch Rinderhaltung) die Wirkung einer Vergleichsmasse CO2 hat, was den Beitrag zur globalen Erwärmung betrifft.

Neben der Halbierung des Fleischkonsums legt der WWF nahe, mehr Hülsenfrüchte und Nüsse zu essen. Moment mal: Zählt zu den Hülsenfrüchten nicht auch Soja, einer der größten Klimakiller? Ja, allerdings nur, weil 96 Prozent als Tierfutter angebaut werden. "Soja für Tierfutter ist der mit Abstand größte Treiber für Emissionen aus veränderter Landnutzung", so Tanja Dräger de Teran vom WWF. "Ergo liegt hier auch der effektivste Hebel für den Einstieg in eine Ernährung, die Klima und Biodiversität besser schützt."

Illegale Brandrodung von Wald für den Soja-Anbau in Südamerika Bildrechte: imago/imagebroker

Gefordert wird ein Paradigmenwechsel in der Ernährung: Nicht eine Ernährung mit, sondern eine ohne Fleisch solle als normal gelten. "Beim Catering für Veranstaltungen oder auf Reisen gibt es automatisch ein vegetarisches Menü. Wer Fleisch möchte, kreuzt das extra an", soTanja Dräger de Teran. Ein Umstand, der Menschen mit einer veganen oder vegetarischen Ernährung sicher auch entlasten würde, sich diesbezüglich erklären zu müssen.

Empfehlungen für gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit

Für die Studie wurden auch erstmals die Empfehlungen der Eat-Lancet-Kommission berücksichtigt. Diese Richtlinien wurden von Expertinnen und Experten unterschiedlicher, die Ernährung betreffender Bereiche aus 16 Ländern erstellt und zeigen, wie eine gesunde Ernährung unter Berücksichtigung der globalen Ressourcen und ihrer Grenzen funktionieren kann. Für alle Menschen. Hintergrund ist zum Beispiel die oft gestellte Frage, ob der Proteinbedarf des Menschen ohne tierische Ernährung überhaupt gedeckt werden könne. Die Antwort: Ja – gerade auf pflanzlichen Proteinen (Hülsenfrüchte, Nüsse) sollte das Hauptaugenmerk liegen. Besonders bei Nüssen sollten wir häufiger zuschlagen.

Grillen? Geht auch ohne Fleisch ganz entspannt. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Die Autorinnen und Autoren weisen außerdem darauf hin, dass die Auswirkungen unserer Ernährung auf das Klima nicht nur an den Polkappen oder in warmen Gefilden zu spüren sind, sondern auch vor unserer eigenen Haustür. Die Folgen des Dürrejahrs 2018 hätten nicht nur im Jahr selbst für erhebliche Ernteausfälle gesorgt, sondern auch in den Folgejahren nachgewirkt. Womit sich der Kreis wieder schließt, hin zum Anbau von Futter- und Nahrungsmitteln.

flo

Link zur Studie

Die Studie wurde von der Corsos – Corporate Sustainability GmbH im Auftrag vom WWF durchgeführt und am 7. April 2021 veröffentlicht.

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