Animation von E.Coli Bakterien
Escherichia coli ist ein stäbchenförmiges Bakterium (Bazillus). Seine Zellmembran ist mit feinen Fäden bedeckt, die Pili oder Fimbrien genannt werden. Bildrechte: imago images/Science Photo Libra

Resistente Keime Forscher der Uni Würzburg entwickeln Antibiotika mit mRNA-Technologie

19. Juni 2022, 17:00 Uhr

Forscher aus Würzburg haben mit Hilfe von mRNA-Technologie einen neuen Typ Antibiotika entwickelt. Damit sollen beim Erreger der Blasenentzündung Gene ausgeschaltet und Bakterien so abgetötet werden.

Neben Viren gehören auch viele Arten von Bakterien zu den Krankheitserregern beim Menschen. Sogenannte uropathogene Escherichia coli (UPEC) etwa verursachen häufig Blasenentzündungen und andere Harnwegsinfekte bei Frauen. Eigentlich können Bakterien sicher mit Antibiotika bekämpft werden, doch immer mehr Keime werden resistent gegen die Medikamente. Das könnte einige überwunden geglaubte Krankheiten für Menschen bald wieder sehr gefährlich machen.

Forscher der Universität Würzburg haben deshalb in Experimenten getestet, ob sich die bei den Corona-Impfstoffen erstmals eingesetzte mRNA-Technologie auch als Antibiotikum einsetzen lässt. Über ihre Arbeit berichten sie in der Fachzeitschrift Nucleic Acids Research.

Wirkstoff konnte Gene gezielt ausschalten, ohne übriges Erbgut zu beeinflussen

Das Team um Jörg Vogel, Professor für Molekulare Infektionsbiologie, konstruierte eine Kette von Molekülen, sogenannte Antisense-Peptidnukleinsäuren. Diese sollen in den Bakterien bestimmte essentielle Gene blockieren und so die Einzeller abtöten. Tatsächlich gelang es den Forschern nachzuweisen, dass sich der Wirkstoff exakt am gewünschten Gen anlagerte und keine anderen Teile des Erbguts beeinflusste. Der Wirkstoff war also ausreichend spezifisch.

Jörg Vogel und Linda Popella forschen an einer neuen Klasse von Antibiotika
Erforschen die Möglichkeiten der mRNA-Technologie für neue Antibiotika: Jörg Vogel und Linda Popella von der Uni Würzburg Bildrechte: Britta Grigull / HIRI - Universität Würzburg

Allerdings löste die Molekülkette Stressreaktionen der Bakterien aus, was die Gefahr erhöht, dass die Mikroben durch Anpassung auch diesen Stoff unwirksam machen könnten. Deshalb wollen die Forscher die Größe des Wirkstoffmoleküls weiter verkleinern. So soll es unbemerkt in die Bakterienzelle eingeschleust werden können.

Neue Wirkstoffe werden dringend benötigt

"Weltweit nimmt die Zahl an antibiotikaresistenten Bakterienstämmen zu; bei immer mehr Menschen versagen die klassischen Wirkstoffe. Wir brauchen deshalb dringend neue Medikamente, mit denen wir diese Krankheitserreger gezielt und effektiv bekämpfen können“, so Jörg Vogel.

(ens)

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