UmweltforschungEndlich da: Die Welt-Waldkarte
Wie viel Wald gibt es auf der Welt? Und welche Bäume stehen in den Wäldern? Das hat niemand gezählt. Und trotzdem gibt es jetzt eine Karte aller Wälder der Welt. Dank statistischer Methoden von Umweltforschern aus Halle und Leipzig.
Es gibt Satellitenbilder. Es gibt vereinzelte Bestandsaufnahmen. So wurden zum Beispiel 2012 in Deutschland zum letzten Mal die Waldflächen gezählt. Aber wie viele Bäume es weltweit gibt und welche Arten das sind, diese Zahlen gab es nirgends – bisher. Denn Forschern des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist es nun gelungen, eine Weltkarte der Vielfalt von Baumarten zu erstellen.
Wie haben sie das gemacht?
Natürlich konnten die Wissenschaftler nicht alle Wälder der Welt bereisen und alle Bäume einzeln zählen. Sie haben trotzdem eine lückenlose Karte erstellt – mit Statistik. Zuerst sammelten sie über 1.500 Baumartenlisten. Viele Staaten haben solche Listen erstellt und rund 300 stammen von früheren wissenschaftlichen Untersuchungen. Mit ihrem Rechenmodell haben die Forscher diese Listen kombiniert und mit weiteren Daten wie etwa klimatischen Faktoren ergänzt. Heraus kam ein Modell ohne weiße Flächen.
"Es ist wie ein 1.000-Teile-Puzzle, von dem wir nur wenige Puzzleteile hatten, und von dem wir auch das Gesamtbild nicht kannten", beschreibt Prof. Jonathan Chase vom iDiv das Projekt in einer Mitteilung. "Mit unserem Ansatz konnten wir die fehlenden Teile berechnen und das Puzzle zusammensetzen."
Die höchste Baumartenvielfalt gibt es in den feuchtwarmen Tropen. Das Klima ist dabei der entscheidende Faktor. Auf einem Hektar können dort hunderte verschiedene Baumarten vorkommen, so die Forscher. Allerdings nicht ausschließlich. Im südlichen China etwa fanden die Forscher eine Vielfalt, die deutlich größer ist als in klimatisch ähnlichen Regionen.
Wofür brauchen wir das?
Die Forscher haben ihre Studie in der Fachzeitschrift "Nature Ecology and Evolution" veröffentlicht. Sie hoffen jetzt, dass ihre Karte hilft, die Biodiversität auf unserem Planeten besser zu verstehen und zu schützen. Dr. Peter Keil von der MLU erklärt das so: "Wir brauchen also sowohl die Perspektive des Naturforschers, der im Wald steht, als auch das große Bild, das sich bei der Betrachtung eines ganzes Staates ergibt. Unser Ansatz macht dies nun möglich."
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 15. Mai 2018 | 07:30 Uhr