Ein Mann mit einem Defibrillator in Händen
Nur solange das Herz noch elektrische Aktivität zeigt, hilft eine Reanimation mit Defibrillator. (Symbolfoto) Bildrechte: Colourbox.de

Symptome verschieden Frauen sterben häufiger nach Herzstillstand als Männer

25. März 2020, 08:39 Uhr

Ein plötzlicher Herzstillstand führt häufig zum Tod, bei Frauen noch öfter, als bei Männern. Niederländische Forscher glauben, es liegt unter anderem daran, dass die Symptome bei Frauen schlechter erkannt werden.

Frauen, die außerhalb von Krankenhäusern einen Herzstillstand erleiden, haben ein höheres Risiko, daran sterben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Medizinern unter der Leitung des Kardiologen Hanno Tan von der Universität Amsterdam. Als mögliche Ursache vermuten die Forscher, dass die Symptome für den Herzstillstand bei Frauen schlechter erkannt werden. Das berichtet das Team im "European Heart Journal".

Auch wenn ein Herzinfarkt die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herzstillstand ist, sollten beide Krankheiten nicht verwechselt werden, warnen die Mediziner. Typisch für den Herzstillstand sei das schnelle Flattern zu Beginn. Zunächst schlage das Herz sehr schnell und chaotisch, oft über 300 Mal pro Minute. Weil der Muskel dabei aber nicht mehr koordiniert pumpen könne, komme der Blutkreislauf zum Stillstand und die Sauerstoffversorgung der Organe breche ab. Patienten sind akut in Todesgefahr.

Wenn der Defibrillator nichts mehr nutzt

Solange das Herz noch schlägt, könne man es mit Hilfe eines Defibrillators mit Elektroschocks zurück in den richtigen Rhythmus zwingen. Der zeige aber keine Wirkung mehr, wenn das Herz keine elektrische Aktivität mehr habe. Ab der sogenannten "Flachen Linie" ist das der Fall. Eine Widerbelebung sei dann nur noch mit Herzdruckmassage möglich.

Entscheidend für das Überleben der Patienten ist also, dass der mögliche Herzstillstand rasch erkannt und möglichst schnell behandelt wird. Und hier sind Frauen offenbar im Nachteil.

Jeder 5. Mann überlebt, aber nur jede 8. Frau

Für die Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten über Reanimationsversuche durch Rettungssanitäter zusammen getragen. Konkret analysierten die Forscher Fälle aus den Niederlanden der Jahre 2006 bis 2012. Dabei identifizierten sie insgesamt 5.717 Herzstillstände. 28 Prozent der betroffenen Patienten waren Frauen.

Dabei zeigte sich: 73 Prozent der Männer wurden von Außenstehenden reanimiert, aber nur 68 Prozent der Frauen. Den Weg ins Krankenhaus überlebten 37 Prozent der Männer, aber nur 34 Prozent der Frauen. Bis zur Entlassung wiederum überlebten nur 37 Prozent der Frauen im Gegensatz zu 55 Prozent der Männer. Alles in allem hatten Männer mit Herzstillstand also 20 Prozent Überlebenschance, Frauen dagegen nur eine 12,5 Prozent.

Herzinfarkt: Unterschiede bei den Symptomen

Bei ihrer Analyse rechneten die Forscher sowohl die Effekte von Vorerkrankungen, als auch die Einsatzzeiten der Rettungswagen und Sanitäter aus der Statistik heraus. Als wahrscheinlichste Ursache für die Geschlechtsunterschiede vermuten die Forscher, dass Umstehende einen Herzstillstand bei Frauen zu selten erkennen und zu spät den Notruf verständigen. Auch im Krankenhaus werde bei Frauen seltener ein Herzinfarkt diagnostiziert und die entsprechende Behandlung eingeleitet.

Ein Problem seien die unterschiedlichen Symptome bei einem Herzinfarkt. Während Männer häufig über die typischen Schmerzen in der Brust klagen, kann sich ein Infarkt bei Frauen als Ohnmacht, Erbrechen sowie Nacken- oder Kieferschmerzen äußern.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 03. April 2019 | 11:10 Uhr