Männliche und weibliche Figuren auf Münzstapeln von zwei Händen umgeben
Gender Pay Gap: Im Osten ist sie viel kleiner. In Dessau-Roßlau verdienen Frauen sogar mehr als Männer. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Gender Pay Gap Deutschlandkarte zum Gender Pay Gap: Lohnlücke im Osten kleiner

06. März 2023, 18:33 Uhr

In Westdeutschland lag der Gender Pay Gap, der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, 2021 mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent. Doch die Sache hat einen Haken. Denn einer der Gründe ist: die Männer im Osten verdienen viel weniger als im Westen. Und auch die Frauen liegen immer noch unter West-Niveau, wenn auch deutlich geringer.

Am 7. März – kurz vor dem Frauentag – ist Equal Pay Day, der Tag, der daran erinnert, dass es immer noch keine gerechte Bezahlung gibt. Wie das im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit aussieht, zeigt jetzt die neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Demnach erhielten im bundesweiten Durchschnitt 2021 vollzeitbeschäftigte Männer 18,9 Prozent mehr Lohn oder Gehalt. Fünf Jahre zuvor lag der Gender Pay Gap noch 2,5 Prozentpunkte höher. Auffällig ist dabei der Ost-West-Unterschied. In Westdeutschland lag der Gender Pay Gap, der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, 2021 mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent.

In vier Kreisen Ostdeutschlands verdienen Frauen sogar mehr als Männer. In Dessau-Roßlau liegt das Gehalt vollzeitbeschäftigter Frauen laut der Untersuchung rund zwei Prozent über dem vollzeitbeschäftigter Männer. Auch in Frankfurt/Oder, Cottbus und im Landkreis Stendal verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen im Schnitt mehr als die Männer. "Es hängt sehr stark von der konkreten Beschäftigungsstruktur vor Ort ab, ob und wie viel Frauen weniger verdienen als Männer", so erklärt Michaela Fuchs vom Regionalen Forschungsnetz des IAB die Ergebnisse in einer Mitteilung des IAB.

Ost-West-Lücke bei Männern größer als bei Frauen

So liegt etwa im Bodenseekreis der Gender Pay Gap bei 40 Prozent, und auch in Ingolstadt ist er mit 37 Prozent sehr hoch. Betrachtet man am Beispiel Dessau-Roßlau / Bodensee die Ost-Westverteilung, dann ergibt sich folgendes Bild: Männer verdienen in diesem Beispiel im Osten nur 61 Prozent des Tagesentgeltes im Westen. "Frauen in Dessau-Roßlau verdienen zwar auch weniger als Frauen im Bodenseekreis", heißt es in der Auswertung, "aber der Unterschied ist mit rund 11 Euro sehr viel geringer als bei den Männern, wo der Unterschied mehr als 71 Euro beträgt." 

Unbereinigte und bereinigte Lohn-Lücke Datengrundlage der Erhebung des IAB war der nominale Lohn (brutto), den sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte zum Stichtag 30.06.2021 in einer bestimmten Region verdient haben. Werden, soweit statistisch verfügbar, die Unterschiede zum Beispiel hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung berücksichtigt, beträgt der bereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland 10,8 Prozent und in Westdeutschland 15,3 Prozent.

Gründe für die Unterschiede liegen laut IAB vor allem in der Berufswahl: Frauen arbeiten häufiger in Dienstleistungs-, Gesundheits- und Sozialberufen. "Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meistens mit einem geringeren Verdienst verbunden als in von Männern häufig ausgeübten Tätigkeiten", so Anja Rossen vom Regionalen Forschungsnetz des IAB . Außerdem sind Frauen häufiger in kleinen Betrieben tätig. "Damit profitieren sie nicht im gleichen Ausmaß wie Männer von den im Durchschnitt höheren Löhnen in Großbetrieben", so Antje Weyh vom Regionalen Forschungsnetz des IAB.

Diese Faktoren sind je nach Region allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. Um wieder auf das Beispiel Bodensee / Dessau-Roßlau zurückzukommen. Der Bodenseekreis ist stark vom Maschinenbau- und Betriebstechnik geprägt, viele Männer arbeiten dort in gut dotierten Berufen. In Dessau-Roßlau sind Männer dagegen überdurchschnittlich häufig in Berufen der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung mit niedrigen Verdiensten tätig, Frauen arbeiten demgegenüber häufiger in Verwaltungs-und Büroberufen mit mittlerem Verdienstniveau.

Links/Studien

Die Untersuchung des IAB können Sie hier vollständig als nachlesen.

pm/gp

Grafik: Mann und Frau, ausgeglichen auf einer Waage mit Video
Die volle Gleichberechtigung der Frau ist, trotz der Meilensteine in der DDR-Verfassung oder der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz von 1980, immer noch nicht abgeschlossen. Bildrechte: Colourbox.de

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 30. Januar 2023 | 10:00 Uhr

29 Kommentare

astrodon am 08.03.2023

@AnitaL: Risko des Arbeitsausfalls für den AG ... in meiner beruflichen Umgebung kommt es heutzutage wesentlich häufiger vor als noch vor 30 Jahren.
Bei der Einstellung einer jungen Frau kann ich als AG mit Schwangerschaft(en) und Kinderbetreuungszeiten fest rechnen. Bei jungen Männern ist das weniger gut kalkulierbar.

Anita L. am 08.03.2023

Sie vergleichen eine Schwangerschaft mit einer Krankheit? Wow!

Wie lange werden Sie denn so krank, im Schnitt, als Mann? Ein Jahr? Zwei Jahre? Solange dauert die Elternzeit für jedes Kind. Und wie machen Sie das, wenn das Kind krank wird? Die Kita erst acht Uhr öffnet? Die Frau krank wird (soll ja auch mal passieren). Also Ihre Argumentation ist wirklich reichlich quer und quasi Nachweis des immer noch existenten Chauvinismus in der Gesellschaft.

Sachsen-Anhaltinerin am 07.03.2023

Der Pegauer: Welche Gedanken liegen denn Ihren Ausführungen zugrunde? Ich gehe davon aus, dass Sie "Menschen" mit Kindern in die Pflicht nehmen wollen? Die Frage sei erlaubt, welchen Beitrag kinderlose "Menschen" für den Fortbestand und die Finanzierung unserer Gesellschaft leisten sollten???