Kinderhände verpacken ein Weihnachtsgeschenk
Manchen Leuten geraten schon die Verpackungen zu kleinen Kunstwerken Bildrechte: imago images / Westend61

Studie Geschenk in Knautschverpackung sorgt für mehr Freude

19. Dezember 2019, 16:07 Uhr

Nach dem Geschenkekauf ist vor dem Stress: Schick soll's aussehen unterm Gabentisch. All den Menschen mit zwei linken bzw. rechten Händen, denen das Einwickeln so gar nicht liegt, sei gesagt: Schief gewickelt ist meistens gar nicht so schlimm. Manchmal ist die Freude dann sogar größer.

Voll verpackt: Anspruch und Realität

Viel Geschenke unter dem Weihnachtsbaum.
Bildrechte: Colourbox.de
Viel Geschenke unter dem Weihnachtsbaum.
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Es gibt ja Leute, deren Geschenkverpackungen sind kleine Kunstwerke. Jede Schleife sitzt, jeder Papierknick ist wie mit dem Lineal gezogen, kleine Accessoires baumeln gekonnt am Geschenkband. Wer sich nicht zu denen zählt, hatte 2021 Pech, da war es Essig mit dem Verpackungsservice der Läden vor Weihnachten. Aber alles halb so wild. Entweder nutzt man die Gunst der Stunde und beschließt: Schluss mit dem Verpackungswahn und dem Papierwust! Und stellt die guten Gaben selbstbewusst nackig unter den Baum. Oder man sagt: Schnickschnack, Geschenke kommen in wiederverwertbare Schachteln und fertig ist der Lack – wie man in Sachsen so schön sagt.

Wer aber trotz linker/rechter Hände die guten Gaben tapfer mit Geschenkpapier und Klebstreifen einwickeln will, und hinterher missmutig die knautschigen Papierwülste begutachtet: Dem sei gesagt, es gibt da eine wunderbare Studie, die die Wirkung von Geschenkverpackungen untersucht hat. Denn die Wirkung eines mehr schlecht als recht verpackten Geschenks ist gar nicht so übel. Verhaltenspsychologen der Universität Nevada haben das herausgefunden: Die Verpackung beeinflusst unsere Reaktion auf ein Geschenk. Je perfekter die Verpackung, desto höher die Erwartungshaltung an den Inhalt. Umgekehrt funktioniert das auch: Schlampig oder ungeschickt verpackt, wie immer man es auch nennen mag – das führt beim Auspacken zu einer angenehmen Überraschung, weil die Erwartung an den Inhalt nämlich niedriger ist.

Wie das Geschenk geschätzt wird, entscheidet die Verpackung

Die Forscherin Jessica Rixom und ihr Kollege Brett Rixom hatten für ihre Arbeit in einem ersten Schritt Studierende für eine angebliche Zusatzübung fürs Studium rekrutiert. Zu Beginn erhielten die ein Geschenk – vermeintlich als Zeichen der Wertschätzung fürs Mitmachen.

Als Dankeschön-Geschenk gab es Kaffeetassen mit dem Logo von NBA-Basketballteams: zur Hälfte Tassen mit dem Logo des Miami-Heat-Teams, die andere Hälfte waren Tassen mit dem Logo der direkten Rivalen Orlando Magic. (Um die Brisanz und Emotionalität des Forschungsaufbaus zu verstehen, muss man wissen: Das ist vergleichbar mit dem Verhältnis von Borussia Dortmund zu Schalke 04.) Die Forscher wussten vorher, dass alle Studien-Teilnehmenden Heat-Fans waren und Magic ausdrücklich nicht unterstützten. So bekam also eine Hälfte der Studienteilnehmer ein Geschenk, das sie mit Sicherheit nicht wollten. Eine Hälfte der Tassen war hübsch verpackt, die andere Hälfte schlampig. Beim Auspacken zeigte sich dann deutlich: Diejenigen, die ein schlampig eingewickeltes Geschenk bekommen hatten, freuten sich mehr über den Inhalt als die, die perfekt verpackte Tassen erhalten hatten – sogar unabhängig vom Verein auf den Tassen.

Zwei Hände halten ein Geschenk
Wie wichtig ist die Verpackung und was löst sie aus? Bildrechte: Colourbox.de

Dieses Erwartungs-Prinzip bestätigte sich auch in einem zweiten Schritt in einem Versuch mit anderen Studierenden, denen ein Bild präsentiert wurde: ein lausig eingewickeltes oder ein schön verpacktes Geschenk. Das darin enthaltene Präsent – Kopfhörer – löste, wenn weniger akkurat eingepackt, mehr Freude aus als bei den perfekt eingewickelten.

Vorsicht: Auf den Beziehungsstatus kommt es an

Alle, die jetzt aufatmen und sich denken, hm, das Geschenk ist vielleicht nicht hundertprozentig das Richtige, aber wenn ich's so halbschön einrolle, klappt's trotzdem mit der freudigen Überraschung. Aber Vorsicht! Der gesteigerte Überraschungseffekt funktioniert den Forschern zufolge nur unter guten Freunden. Bekannte, fanden Rixom und ihr Kollege in einer dritten Untersuchungsrunde heraus, "lesen" die Verpackung als Anhaltspunkt für die Wertschätzung des Schenkenden: schöne Verpackung – der andere schätzt mich, schlampige Verpackung – dem bin ich wohl wenig wert.

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Ein Furoshiki ist ein Tuch, das vor allem in Japan als Verpackung oder Tragebeutel genutzt wird. Das Wort bedeutet ungefähr "Badetuch", weil es in Badehäusern gängig war, Kleidung in solchen Tüchern aufzubewahren.

MDR FERNSEHEN Mi 02.11.2022 17:00Uhr 00:32 min

https://www.mdr.de/ratgeber/lifestyle/video-geschenke-verpacken-nachhaltig-zeitungen-glaeser-japan-100.html

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