Übertragung durch die Luft H1N1-Immunität schützt auch vor H3N2-Grippevirus

18. Februar 2021, 20:00 Uhr

Eine Immunität gegen das H1N1-Influenzavirus schützt auch gegen die Übertragung des Grippevirus H3N2 durch die Luft. Dabei spielt auch eine Rolle, welchen konkreten Viren-Typen Menschen in ihrer Kindheit ausgesetzt sind. Die Erkenntnisse einer neuen US-Studie über die aerogene Übertragung von Viren sind auch wichtig, um die Entstehung von Pandemie-Viren wie SARS-CoV-2 zu verstehen.

Eine vorhandene Immunität ist ein wichtiger Schutz gegen eine aerogene – also über die Luft stattfindende – Übertragung von Grippeviren. Die Entstehung und Ausbreitung von Viren mit Pandemie-Potential kann durch sie beeinflusst werden. Das ist das Ergebnis der Studie eines Forschungsteams der University of Pittsburgh School of Medicine um die Molekularbiologin Seema Lakdawala.

Wechselnde Dominanz von H3N2 oder H1N1

Menschliche Influenza-A-Viren sind für die öffentliche Gesundheit eine ständige Bedrohung, ob durch saisonale Epidemien oder durch sporadische Pandemien. Jede Grippesaison verläuft dabei anders, wobei ein Virus-Subtyp - entweder H3N2 oder H1N1 - jeweils dominiert. Obwohl frühere Studien an Tieren gezeigt haben, dass die vorhandene Immunität gegen einen bestimmten Influenza-Subtyp auch vor anderen Subtypen schützen kann, wurde das Thema beim Menschen bisher nur unzureichend untersucht.

Zwei auffällige Infektionsereignisse

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Die Grafik zeigt zwei Personen, eine krank im Bett liegend, eine zweite bringt der Kranken etwas zu essen und ist in einen Schutzanzug gehüllt. Daneben der Schriftzug "Ich reite die Grippewelle" 22 min
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Zwei Influenza-Infektionsereignisse in den USA veranlassten Lakdawala und Kollegen, die Frage der bereits vorhandenen Immunität bei der Verbreitung von Influenzaviren auf den Menschen genauer zu untersuchen. Dabei fiel den Forschern auf, dass in der H3N2-Grippesaison 2017-2018 mit einer Infektionsrate von 40 Prozent die meisten Fälle bei der Altersgruppe "65 Plus" auftraten. Das war insofern erstaunlich, als während der acht Jahre zuvor grassierenden H1N1-Pandemie von 2009 die höchste Infektionslast (48 Prozent) noch bei der jungen Altersgruppe der Fünf- bis 25-Jährigen gelegen hatte.

Immunität beeinflusst Anfälligkeit

Aus dieser altersbedingten Diskrepanz folgerten Lakdawala und ihr Team, dass eine bereits vorhandene Immunität die Anfälligkeit für Infektionen beeinflussen muss. Tatsächlich sind Menschen verschiedener Altersgruppen in der frühen Kindheit auch ganz unterschiedlichen Viren-Stämmen ausgesetzt. Im konkreten Fall wäre die Altersgruppe der "Fünf- bis 25-Jährigen" von der H1N1-Pandemie 2009 besonders stark betroffen gewesen, weil sie gegen diesen Influenza-Suptyp weniger immun war als die Altersklasse "65 Plus". Andererseits verschaffte die 2009 erworbene Immunität der jüngeren Generation in der acht Jahre späteren H3N2-Epidemie von 2017-2018 wieder einen Vorteil.

Nachweis mit Frettchen

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Lakdawala und Kollegen untersuchten nun mithilfe von Frettchen, welche Rolle die Immunität aus früheren Infektionen bei der Übertragung von Grippeviren aus der Luft spielt. Dabei konnten sie feststellen, dass eine bereits vorhandene Immunität gegen das Pandemievirus H1N1 von 2009 die Tiere vor der aerogenen Übertragung eines saisonalen H3N2-Influenzavirus schützte. Umgekehrt verhinderte eine bereits vorhandene H3N2-Immunität der Frettchen die Übertragung des H1N1-Influenzavirus jedoch "nicht signifikant".

Wichtige Erkenntnis in Corona-Zeiten

Und dennoch sind sich die Studienautoren um Lakdawala sicher: "Eine vorhandene Immunität gegen Influenzaviren kann ein Schutz gegen die aerogene Übertragung von saisonalen Viren sein." Dies ist auch in der aktuellen Situation eine wichtige Erkenntnis, denn die Übertragung von Viren durch die Luft ist auch entscheidend für die Entstehung von Pandemie-Viren wie SARS-CoV-2, das bekanntermaßen für die schwere Lungenerkrankung Covid-19 verantwortlich ist.

(dn)

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