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Der Bis zu 2,30 Meter Spannweite. Der majestätische Weißkopfseeadler ist das Wappentier der USA. Bildrechte: imago images/Ken Archer / DanitaDelimont.com

Ausgezeichnete StudieWer tötete die Weißkopfseeadler? US-Preis für Forschung aus Halle

10. Februar 2022, 09:35 Uhr

In den 1990er-Jahren verendeten in Arkansas/USA massenhaft Weißkopfseeadler. Der Grund für das Sterben war lange unbekannt. Erst Forscher aus Halle fanden des Rätsels Lösung und werden jetzt dafür ausgezeichnet.

Weißkopfseeadler sind die Wappentiere der USA. Kein Wunder, das Forschung über ein mysteriöses Massensterben der majestätischen Raubvögel in den Vereinigten Staaten auf großes Interesse stößt. Warum so viele der Tiere im US-Bundesstaat Arkansas in den 1990er-Jahren erkrankten und starben, war lange Zeit ein Rätsel. 2020 löste es ein Forschungsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der University of Georgia (USA). Damit schafften es die Forschenden im Frühjahr 2021 nicht nur auf die Titelseite des renommierten "Science"-Magazins. Jetzt erhielten sie dafür auch den mit 25.000 Euro dotierten Newcomb-Cleveland-Preis, vergeben von der größten Wissenschaftsgesellschaft der Welt, der American Association for the Advancement of Science (AAAS).

Cyanobakterien, die Gift herstellen

Prof. Dr. Timo Niedermeyer Bildrechte: Uni Halle/ Markus Scholz

Einen ersten Rätselsteine hatte zunächst Prof. Dr. Susann B. Wilde, Forscherin an der Universität in Georgia, schon 2005 gefunden: Sie entdeckte auf einer invasiven Wasserpflanze ein unbekanntes Cyanobakterium, dass offenbar Vacuoläre Myelinopathie bei den Adlern auslöste, eine neurodegenerative Krankheit. Dabei verlieren die Vögel die Kontrolle über ihren Körper und in ihrem Gehirn entstehen Löcher. Doch wie genau das Bakterium die für so viele Tiere tödliche Krankheit auslöst, war damals völlig unbekannt. Hier kamen Professor Dr. Timo Niemeyer und sein damaliger Doktorand (heute Dr.) Steffen Breinlinger vom Institut für Pharmazie an der MLU ins Spiel. Mit einem neuen bildgebenden Massenspektrometer entdeckten sie auf der Blattoberfläche der Wasserpflanze Hydrilla verticillata eine Substanz, die nur dort vorkommt, wo diese Cyanobakterien gedeihen: ein isoliertes Molekül mit fünf Brom-Atomen. Versuche zeigten, dass tatsächlich dieses Molekül die Krankheit, an der die Adler verendeten, auslöste.

Ungelöst ist noch die Frage, woher das Bromid kommt. Das weiß man noch nicht, sagt Professor Dr. Timo Niedermeyer. Normalerweise kommt es nur selten in Frischwasser vor, weshalb die Bakterien nicht zwangsläufig schädlich sind. Bromid ist aber zum Beispiel in Herbiziden enthalten, mit denen die Wasserpflanze Hydrilla bekämpft wird. "Unsere Studie ist ein faszinierendes und gleichzeitig mahnendes Beispiel dafür, welche unvorhersehbaren Auswirkungen es haben kann, wenn der Mensch in die Natur eingreift", sagt Niedermeyer abschließend.

Bildrechte: imago images/imagebroker

Die ausgezeichnete Studienarbeit lesen Sie hier.

(lfw)

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