Menschen stehen im Weinberg und trinken Bier
Das Vergleichsbier aus demselben Hefestamm hatten die Wissenschaftler um Friederike Rex (l.) bereits zum Start des Projekts getestet. Bildrechte: Weincampus Neustadt

Prost für die Wissenschaft Schon mal Weltraum-Bier getestet?

06. Dezember 2019, 10:54 Uhr

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Ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt schickte in Zusammenarbeit mit dem Bierprojekt Landau und dem Weincampus Neustadt am 13. Juni 2019 ein Hefe-Experiment ins All. Wird hier ein neuer edler Wein hergestellt? Ganz und gar nicht! Ziel ist es, eine Quelle für wichtige Vitamine zu finden, um als Mensch im All überleben zu können. 

Vitaminquelle Hefe

Der Hefepilz gilt als Produzent von Fett und Vitamin B12. Diese Fähigkeit könnten wir uns auf einer langen Reise etwa in Richtung Mars zu Nutze machen. Auf Reisen in die Untiefen des Weltalls müssen Menschen sich schließlich über einen längeren Zeitraum selbstständig versorgen können. Bis zum Mars sind es etwa 400 Millionen Kilometer. Umkehren wird da nur schwer möglich sein.

Auf der Raumstation ISS wachsen bereits Tomaten und Salat, doch das wichtige Vitamin B12 kann nur von Tieren oder Pilzen erzeugt werden. "Das heißt, wir können es nicht rein aus pflanzlicher Nahrung gewinnen. Und das Vitamin ist (…) ein sehr wichtiges, um auch die neuronale Entwicklung und Reparaturvorgänge im Körper aufrecht zu erhalten", so der Gravitationsbiologe Jens Hauslage vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Weitere Vitamin-B12-Quellen sind Fleisch, Eier und Milchprodukte. Hefepilze lassen sich allerdings deutlich platzsparender als etwa Kühe oder Hühner an Bord eines Raumschiffs unterbringen.

Ein Glasobjektträger mit Hefepilzen
Die Weltraumhefe vor dem Start. Sie hat überlebt und aus ihr wurde jetzt Bier gebraut. Bildrechte: Weincampus Neustadt

Hefe in der Schwerelosigkeit

Um zu überprüfen, ob die Hefe im Weltall genutzt werden kann, wurde ein Hefe-Experiment an Bord der Höhenforschungsrakete ATEK / MAPHEUS 8 vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt. Überprüft wurde, ob der Hefepilz die entscheidende Nährstoffgruppe, auch Vitamin-B12-Gruppe  genannt, auch im All bilden kann.

Weltraum-Hefe wieder zurück auf der Erde

Viel Zeit blieb der Hefe allerdings nicht im All. Ungefähr fünf bis fünfeinhalb Minuten verbrachte der Hefepilz in der Schwerelosigkeit. Zurück auf der Erde und auf dem Weg nach Neustadt hatten die Proben dann allerdings zwei Wochen Verspätung. Da der Versand gekühlt stattfinden muss, warteten die Forscher auf das Ende der ersten Sommer-Hitzewelle.

Zwei Monate nach dem Flug ins All liegen nun die ersten Ergebnisse vor. "Die ersten Untersuchungen zeigen keine Unterschiede in der Reproduktionsquote der Hefestämme bei optimalem Nährmedium. Das bedeutet als erstes Ergebnis, dass die Hefen den Flug ins All gut überstanden haben und prinzipiell zur Versorgung von Menschen im All mit Vitamin B12 genutzt werden können", so die Mikrobiologin Friederike Rex vom Institut für Weinbau und Önologie in Neustadt/Weinstraße.

Wie schmeckt das Weltraumbier?

Zunächst einmal soll auch der Geschmack vom Versuchsbier- bzw. Wein untersucht werden. Am 1. September fand der Tag der offenen Tür am Weincampus Neustadt statt. Dort konnten Besucherinnen und Besucher Teil der Laien-Probandengruppe werden. Das Weltraumgetränk wird zusätzlich von einer Profi-Probandengruppe verkostet. Bestenfalls lässt sich geschmacklich kein Unterschied zwischen den Getränken aus Weltraum-Hefe und den Getränken aus der Hefe, die auf der Erde geblieben ist, feststellen. Das irdische Getränk stammt dabei aus dem gleichen Hefestamm, um die Proben optimal vergleichen zu können. "Das ist ein preiswerter, praktischer und schneller Indikator - wenn wir Unterschiede im Geschmacksbild oder Geruch bekommen, deutet das auf eine mögliche Veränderung in der Hefe hin" erklärt Dominik Rödel, Vorstandsmitglied des Bierprojekts Landau.

Später folgen eine genetische Analyse, eine Analyse des Gehaltes an Vitamin-B12-Gruppen und ein Test bezüglich der Nährmedium-Akzeptanz. Das Experiment scheint bis zum jetzigen Zeitpunkt geglückt: "Immerhin sind die schlimmsten Befürchtungen, dass die Hefe nicht mehr vermehrungsfähig ist, ausgeblieben", so Rex. Na dann, Prost!

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 01. Dezember 2019 | 05:00 Uhr