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Die Bestände von Heuschrecken entwickeln sich teilweise konträr zu anderen Insektenarten, zeigt eine neue Metastudie vom iDiv in Leipzig. Bildrechte: imago images/blickwinkel

BiodiversitätMetastudie: Insektenarten sterben nicht gleichmäßig aus

24. Februar 2022, 05:00 Uhr

Die Zahl der Insekten nimmt nicht gleichmäßig ab. Während eine Spezies drastisch dezimiert wird, kann die Population der anderen sogar größer werden, so eine neue Metastudie mitteldeutscher Biodiversitätsforscher.

Wenn in einem Gebiet die Bienen aussterben, sagt das noch nichts über die Mücken aus. Während eine Insektenfamilie verschwindet, kann eine andere sogar größer werden. Das Sterben unterschiedlicher Insektenarten korreliert also nicht miteinander, so kann man die zentrale Erkenntnis einer neuen Metastudie von Forschenden vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig zusammenfassen.

Hunderte Studien zeigen Insektensterben

2017 hatte eine Studie von Bürgerwissenschaftlern des entomologischen Vereins Krefeld weltweit für Aufsehen gesorgt. Caspar Hallmann und Kollegen hatten 27 Jahre lang mit Fallen Fluginsekten in deutschen Naturschutzgebieten gesammelt und so ihre Menge abgeschätzt. Über den gesamten Untersuchungszeitraum reduzierte sich die Masse der gefangenen Tiere drastisch. Am Ende war sie um etwa 75 Prozent gegenüber der ersten Messung zurückgegangen. Damit hatten die Forschenden das Insektensterben nachgewiesen.

Die Wissenschaftler vom iDiv wollten nun herausfinden, ob alle Insektenarten gleichermaßen von dem Sterben betroffen sind und ob der Rückgang bestimmter Spezies Parallelen aufweist. Die Frage lautete vereinfacht: Wenn die Bienen sterben, sterben dann auch Mücken und Fliegen? Seit 2018 haben die iDiv-Forschenden dazu eine Datenbank mit Studien zum Insektensterben aufgebaut. Mehrere hundert Studien aus der Welt zeigen demnach, dass die Zahl der Insekten überall auf der Welt dramatisch einbricht. Doch im Detail fällt der Rückgang unterschiedlich stark aus, so die neue Studie.

Heuschrecken machen ihr eigenes Ding

"Es ist alarmierend, dass ein solcher Rückgang vor unseren Augen passiert, und niemand gesehen hat, dass er an ganz vielen Orten gleichzeitig stattfindet", sagt Erstautor Roel van Klink. Seine Kollegin und Zweitautorin Diana Bowler ergänzt: "Die meisten Monitoring-Programme untersuchen nur eine Insektengruppe. Niemand hat untersucht, ob der Zustand der untersuchten Gruppen auch etwas über den Zustand der anderen aussagt."

Das ist allerdings auch schwer festzustellen, aufgrund der schlichten Vielzahl von Spezies. Allein in Deutschland gibt es 30.000 bekannte Insektenarten. Folglich zeigt die Analyse der Studien eine höchst unterschiedliche Entwicklung. "Am ähnlichsten waren noch die Trends bei Käfern und Schmetterlingen, die oft gleichzeitig zu- oder abnahmen. Aber selbst bei diesen beiden Insektengruppen war die Korrelation gering. Heuschrecken dagegen machen komplett ihr eigenes Ding; ihre Bestandsveränderungen korrelieren mit keiner anderen Artengruppe", hält Roel von Klink fest.

Differenziertes Monitoring notwendig

Insekten seien keine homogene Gruppe. Das Monitoring weltweit müsse daher wesentlich differenzierter werden, schreiben die Forschenden.

(ens)

Quellen

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